Die irische “Airtricity League” wird in einer Ganzjahres-Meisterschaft ausgetragen und ist seit dem letzten Oktober-Wochenende abgeschlossen. Derry City landete an der dritten Stelle, Schubert brachte es nach seinem im Mai vollzogenen Wechsel vom SV Grödig ins Land von Österreichs kommendem WM-Qualifikations-Gegner auf 15 Einsätze und drei Tore. Die Spielweise in Irlands Oberhaus, wo zumeist Halbprofis kicken, unterscheide sich grundlegend von jener in der österreichischen Bundesliga, erzählte Schubert der APA. “Es wird dort sehr physisch gespielt und auch viel mehr trainiert als in Österreich. Ausruhen gibt es nicht, es wird immer sofort der direkte Weg Richtung gegnerisches Tor gesucht.”
1,5 Millionen Euro Budget ist Maximum
Die dominanten Teams wie Meister Dundalk, der es im Sommer als zweites irisches Team der Geschichte in die Europa-League-Gruppenphase schaffte, Vize-Champion Cork oder die Shamrock Rovers tragen ihre Heimspiele vor 4.000 bis 5.000 Zuschauern aus. Derry kommt immerhin auf 2.000 bis 3.000 Fans pro Match. Dundalks 1,5-Millionen-Euro-Budget für die abgelaufenen Saison war in der Liga unerreicht.
Im Vergleich dazu kalkuliert Rapid in der laufenden Spielzeit mit einem 20 Mal höheren Etat, selbst die meisten Erste-Liga-Clubs in Österreich verfügen über deutlich größere finanzielle Möglichkeiten. Reich kann man als Fußballer in der irischen Liga also nicht werden. “Bei Derry City liegt der Maximal-Verdienst bei 380 Pfund netto (Anm.: 427,89 Euro) pro Woche”, sagte Schubert. Zudem gibt es für einen Kicker in Irland nur zehn und nicht wie in Österreich üblich 14 Monatsgehälter pro Jahr.
Union Jack vs. EU-Flagge
Der Salzburger bekommt sein Geld in der britischen Währung ausgezahlt, weil Derry in Nordirland liegt. Da der Verein aber irisch-katholisch geprägt ist, kam es im Zuge des Nordirland-Konflikts ab Ende der 1960er Jahre immer wieder zu schweren Zwischenfällen in Duellen mit protestantischen Clubs, weshalb sich Derry City 1972 aus dem nordirischen Oberhaus zurückzog und 1985 als einziger nordirischer Vertreter ins irische Ligen-System integriert wurde.
Durch Derry fließt der River Foyle, er trennt die mit 85.000 Einwohnern größte nordirische Stadt nach Belfast in eine irisch-katholische und eine britisch-protestantische Seite. “Auf unserer Seite weht die EU-Fahne, auf der anderen der Union Jack”, berichtete Schubert.
“Die Leute sind unglaublich nett”
Mit der Konfession nimmt man es bei Derry City aber nicht mehr so genau – Trainer Kenny Shiels etwa ist Protestant. “Noch vor zehn Jahren wäre ein praktizierender Protestant bei Derry City niemals unter Vertrag genommen worden”, meinte Schubert. Er selbst ist ohne Bekenntnis, wurde aber vom Club auch nie nach seiner Religions-Zugehörigkeit befragt. Beim nordirischen Meister von 1965 und irischen Champion der Jahre 1989 und 1997 fühlte sich Schubert von Beginn an wohl. “Die Leute hier haben nicht viel, sind aber unglaublich nett, offen und hilfsbereit”, erklärte der 27-Jährige, dessen Vertrag mit Saisonende ausgelaufen ist. Der Salzburger würde gern länger beim Club bleiben, diesbezügliche Verhandlungen sind im Laufen. Schon jetzt steht fest, dass der Kontrakt seines Landsmanns Maximilian Karner – in den vergangenen Monaten ebenfalls bei Derry City engagiert – nicht verlängert wird.
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Hoffnung auf Europa League
Schubert hingegen hofft auf einen Verbleib, zumal Derry als Meisterschafts-Dritter im Sommer in der Europa-League-Qualifikation antreten darf. “Da könnte ich das nachholen, was ich mit Grödig versäumt habe”, meinte der Mittelfeldspieler. Bei Grödig, wo er zumeist als Verteidiger eingesetzt wurde, musste Schubert wegen einer Herzmuskelentzündung fast zwei Jahre lang bis Sommer 2015 pausieren und verpasste damit auch die Europacup-Auftritte der Salzburger.
Schubert mit im Stadion
Mittlerweile ist die Erkrankung völlig ausgeheilt und Schubert freut sich auf einige weitere Saisonen als Profi-Fußballer. Zunächst aber steht für ihn die WM-Quali-Partie Österreichs gegen Irland im Mittelpunkt, die er im Happel-Stadion mitverfolgen wird. “Bei den Iren gibt es nicht so viele Ausnahmespieler wie bei uns, sie haben keinen großen Star, doch sie sind physisch unglaublich stark”, sagte Schubert über die Auswahl von Martin O’Neill.
Österreich ist Favorit
Aufgrund der Tabellensituation könnten die Iren schon mit einem Punkt im Prater zufrieden sein. “Sie werden hinten stehen und schauen, dass nichts anbrennt. Wenn sie ein Unentschieden rüberbringen, werden sie darüber jubeln wie über einen Sieg”, vermutete Schubert und ergänzte: “Wenn jeder österreichischer Teamspieler mit der gleichen Einstellung wie jeder irische Teamspieler in die Partie geht, wird Österreich gewinnen.”
(APA)