Ein neuer Filter auf TikTok beschäftigt aktuell die User:innen der chinesischen Video-App. Der Filter ist umstritten und wird mit dem Hashtag #Teenagefilter diskutiert. Der Grund: Er „zaubert“ ein junges und nach starren Schönheitsidealen optimiertes Gesicht, ohne Falten und Poren. Viele Eltern, aber auch junge Nutzer:innen zeigen sich besorgt über den neuen Trend. Der Hashtag zählt bereits rund 350 Millionen Aufrufe.
"Bold Glamour"-Filter auf TikTok kann noch mehr
Neu sind die Filter nicht. Den bereits in den letzten zehn Jahren locken soziale Netzwerke so damit ihre User:innen an. Von Katzenohren und Hundeschnauzen bis hin zu Glitzer- und Glamour. Die Masken sind KI-programmiert und verändern das Gesicht der Menschen in Echtzeit. Doch immer mehr Filter zielen auf den Schönheitseffekt ab und glätten Falten, vergrößern Lippen, schmälern die Wangen, wie aktuell der „Bold Glamour“-Filter von TikTok, dessen Effekt kaum mehr von der filterlosen Ansicht zu unterscheiden ist und ein täuschend echtes Abbild des Gesichts zeigt.
— memo akten (@memotv) February 26, 2023
Das macht der Filter:
- Verbreitert die Stirn
- Senkt die Augenbrauen
- Hebt Augen außen leicht ab
- Verschmälert die Nase
- Vergrößert die Lippen
- Kürzt die Oberlippe
- Lässt Kinn kräftiger aussehen
Einmal mehr sehen Kritiker:innen die psychische Gesundheit und das Selbstwertgefühl der vor allem jungen User:innen in Gefahr. Die Filter verändern die Selbstwahrnehmung und können diese negativ beeinflussen.
Gone are the days of flower crowns & puppy dog filters. TikTok is in full-on crisis mode over this new Bold Glamour filter.
— Jenna Drenten, PhD (@jennadrenten) February 27, 2023
What I find most disturbing is that “bold glamour makeup tutorial” is now trending on the app bc consumers are longing to recreate this idealized look IRL. pic.twitter.com/xt589GTQp8
I don't wanna be known as the tiktok filter guy, but ICYMI after attacking GenX w teenage filter, tiktok just dropped a new filter to take out Millennials & GenZ. "Beauty filters" are not new, but the precision on this is beyond uncanny. This is psychological warfare & pure evil. pic.twitter.com/2G2FeMfrTC
— memo akten (@memotv) February 26, 2023
Auf den Filter verzichten kann auch Salzburgs Stadträtin Anja Hagenauer. Auf TikTok rät sie allen Follower:innen von dem Filter ab. „Normal auszuschauen, so wie ich jetzt, halt ma doch a aus. So schlimm is es ned“, sagt Hagenauer in dem TikTok-Video.
@anja_hagenauer Filter ist oasch! #schönheitsideal #falsch #täuschen #fake #schön #beauty #fy #fyp ♬ Originalton - Anja Hagenauer
Die chinesische App zählt weltweit rund eine Milliarde Nutzer:innen – die meisten sind unter 30 Jahre alt. In Österreich sind laut jüngsten Angaben rund 70 Prozent der elf- bis 15-Jährigen regelmäßig auf TikTok.
Neue Sicherheitsfunktionen für Teenager
Indes hat TikTok neue Sicherheitsfunktionen für Teenager angekündigt. Die Maßnahmen sollen die Anwenderinnen und Anwender in die Lage versetzen, die mit Tiktok verbrachte Bildschirmzeit besser zu kontrollieren, erklärte das Unternehmen am Mittwoch in Berlin. Außerdem sollen Eltern von Minderjährigen die Tiktok-Nutzung ihrer Kinder besser im Blick haben können.
Mit den Änderungen unternimmt Tiktok einen zweiten Anlauf, auf Bedenken aus der Politik zu reagieren. Im vergangenen Juni hatte Tiktok zum Abschluss von einjährigen Gesprächen mit der EU-Kommission einen besseren Schutz vor versteckter Werbung zugesagt. Zuvor hatte der europäische Verbraucherverband Beuc bemängelt, dass Kinder und Jugendliche nicht ausreichend vor versteckter Werbung und potenziell schädlichen Inhalten geschützt würden.
Aktuell geht es um die Frage, wie viel Zeit besonders Kinder und Jugendliche mit Tiktok verbringen. Der Dienst ändert künftig die Standardeinstellungen für die Bildschirmzeit von Teenagern unter 18 Jahren auf maximal 60 Minuten am Tag. Danach wird allerdings die App nicht blockiert. "Wenn Jugendliche sich entscheiden, dieses neue Standardlimit zu deaktivieren und mehr als 100 Minuten an einem Tag auf Tiktok verbringen, werden sie mit einem Hinweis dazu aufgefordert, selbst ein tägliches Bildschirmzeitlimit für sich festzulegen." Bei einem Test habe dieser Ansatz die Nutzung der Tools zur Verwaltung der Bildschirmzeit um 234 Prozent erhöht.
Wo TikTok bereits verboten ist
Und nicht nur wegen Filter und versteckter Werbung steht TikTok in Kritik. Zahlreiche Staaten befürchten, dass die Volksrepublik persönliche Daten der Nutzer unter ihre Kontrolle bringen und die öffentliche Meinung manipulieren kann. So haben US-Behörden und jene von Kanada die App auf den Diensthandys ihrer Mitarbeitenden verboten. Das EU-Parlament und auch das österreichische Innenministerium prüfen derzeit ein solches Verbot.
Nachfolgend eine Auswahl, wo TikTok bereits verboten ist.
EUROPÄISCHE UNION
Beschäftigte der EU-Kommission dürfen TikTok auf dienstlichen Geräten nicht nutzen. Dies gelte auch für private Geräte, die bei der Kommission angemeldet seien. Die Maßnahme ziele darauf ab, die Kommission vor Cyber-Bedrohungen zu schützen.
USA
Mitarbeiter sämtlicher US-Bundesbehörden müssen die Video-App binnen 30 Tagen von ihren Diensthandys löschen. Zuvor hatten bereits das US-Repräsentantenhaus, das Weiße Haus und das Außenamt sowie die Ministerien für Verteidigung und Heimatschutz die Nutzung untersagt. Darüber hinaus ist ein Gesetz in Planung, das ein Verbot von TikTok auf sämtlichen Smartphones in den USA erlaubt.
Über die Hälfte der US-Bundesstaaten hat TikTok auf Diensthandys ebenfalls verboten. Zahlreiche Universitäten des Landes blockieren zudem den Zugang zur Videoplattform über ihre WLAN-Netze.
KANADA
Die kanadische Regierung verbannt TikTok wegen "inakzeptabler Risiken" von sämtlichen Diensthandys, obwohl es bislang keine konkreten Anhaltspunkte für den Abfluss von Daten gebe. Ministerpräsident Justin Trudeau schloss dennoch weitere Schritte gegen die App nicht aus.
DEUTSCHLAND
Bediensteten des Bundespresseamts ist die Nutzung von TikTok auf ihren dienstlichen Geräten untersagt. Einem Medienbericht zufolge prüfte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mögliche Risiken der App. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden zunächst nicht öffentlich gemacht. Der Beauftragte für Datenschutz (BfDI), Ulrich Kelber, hat nach eigenen Aussagen bereits 2021 sämtlichen Bundesministerien und -behörden von einer Installation der App auf Diensthandys abgeraten.
INDIEN
Indien verbot bereits 2020 TikTok und Dutzende andere Apps chinesischer Firmen landesweit, als die Spannungen mit dem Nachbarstaat wegen des umstrittenen Grenzverlaufs in der Himalaya-Region wieder zugenommen hatten. Es begründete die Entscheidung mit Risiken für die nationale Sicherheit. Die Regierung in Peking sieht darin einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) und fordert die Aufhebung des Banns.
TAIWAN
Der Inselstaat verbannte TikTok und einige andere chinesische Apps Ende 2022 von staatlichen Smartphones. Außerdem leitete die Regierung eine Untersuchung wegen mutmaßlicher illegaler Aktionen ein. Die Regierung in Peking betrachtet Taiwan als Teil des chinesischen Staatsgebiets.
AFGHANISTAN, PAKISTAN
In Afghanistan wird ein Verbot von TikTok und des Video-Kampfspiels PUBG des chinesischen Konzerns Tencent diskutiert. Den regierenden Taliban zufolge bringen diese Programme die Jugend des Landes "vom Weg ab".
Pakistans Regierung hat TikTok mindestens vier Mal vorübergehend verboten. Der bisher letzte Bann wegen angeblich unmoralischer und anstößiger Inhalte endete im November 2022.
Kommentare
Al2222
Was es nicht alles gibt? Eine gesunde Wahrnehmung des Aussehens und des,Körpers wird damit nicht gerade gefördert. Sehe ich als problematisch an für die psychische Gesundheit.