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Wie viel wollt ihr hackeln?

Zerklüftete Fronten beim Thema 32-Stunden-Woche

Gewerkschaftsbund und Wirtschaftskammer im Clinch

32 oder 40 Stunden pro Woche – wie lange wollt ihr arbeiten? Wirtschaftskammer und Gewerkschaftsbund können sich auf keine Antwort einigen. Darum fragen wir euch in unserem Meinungscheck.

Sind wir in Österreich reif für eine 32-Stunden-Woche? Die Antwort darauf ist stark abhängig davon, wen man fragt. Bei Arbeiterkammer (AK) bzw. Gewerkschaftsbund (ÖGB) und Wirtschaftskammer (WKÖ) sorgt das Thema für verhärtete Fronten. Beide Seiten haben ihre Meinungen und Gründe dafür und dagegen geschildert. Wir möchten aber auch eure wissen.

 

Nachdem SPÖ-Chef Andreas Babler sein Ziel einer 32-Stunden-Woche am Wochenende erneut bekräftigt hat, laufen Wirtschaftsvertreter dagegen Sturm. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer sieht mit Blick auf den Arbeitskräftemangel "für das ganze Land ein Drama", wie er am Montag im Ö1-Morgenjournal sagte. Gewerkschaftsbundpräsident Wolfgang Katzian hielt dagegen: Der Mangel an Arbeitskräften habe andere Ursachen als eine zu geringe Arbeitszeit.

Thematik in Salzburg angekommen

Auch die Salzburger Vertreter der Kammern schließen sich wenig überraschend dem jeweiligen Tenor ihrer Bundesvertreter an. „Wir sind ganz klar gegen eine 32-Stunden-Woche“, bekräftigt Lorenz Huber, Leiter der Abteilung für Sozial- und Arbeitsrecht der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS), im Gespräch mit SALZBURG24. Und nennt Gründe:

  • Der akute Fachkräftemangel
  • Die Schwächung des Wirtschaftsstandorts
  • Der Faktor Arbeit wird teurer

Da wir aktuell vertauschte Vorzeichen am Arbeitsmarkt haben, wäre die Kürzung der Arbeitszeit fatal. Immer noch gibt es mehr offene Stellen als Arbeitssuchende. Die 32-Stunden-Woche würde das weiter verschärfen. Mitunter aus dem Grund, dass die Arbeit bzw. die Arbeitskraft teurer werden würde. „Das hätte wahrscheinlich Kündigungen zur Folge“, so Huber. Das wiederum schwäche den Wirtschaftsstandort enorm.

Salzburgs Arbeiterkammer-Präsident, Peter Eder, war Montagnachmittag nicht für ein Statement erreichbar.

32-Stunden-Woche „wäre Drama für ganzes Land“

WKÖ-Chef Mahrer rechnet bei einer 32-Stunden-Woche mit einer Verdoppelung der unbesetzten Stellen. "Dann bedeutet das auf das Jahr gerechnet 434 Millionen Stunden, die nicht gearbeitet werden würden. Und das sind nochmal 230.000 Stellen, die nicht besetzt werden könnten und das wäre für das ganze Land ein Drama", warnt Mahrer. Aufgrund der demografischen Entwicklung würde sich das Problem in den kommenden Jahrzehnten noch verschärfen.

 

Die Menschen müssten mindestens genau so viel arbeiten wie jetzt, wobei viele auch zu mehr Arbeit bereit wären. "Die Leute sind bereit, mehr zu tun, wenn es mehr Netto vom Brutto gibt", so Mahrer. Um den Arbeitskräftemangel zu bewältigen, müsse die Kinderbetreuung "massiv" ausgebaut werden und es müsse Menschen, die in Österreich arbeiten wollen, einfacher gemacht werden, ins Land zu kommen.

Gewerkschaft ortet Mängel bei Arbeitsbedingungen

Dass der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten nicht nur am Geld liegt, beweist die jüngere Generation. Jene, die nun mehr und mehr in den Arbeitsmarkt einsteigen, legen mehr Wert auf die viel besungene Work-Life-Balance. "Wenn es einen Mangel gibt, hat das andere Ursachen als eine Arbeitszeitverkürzung, die noch nicht mal stattgefunden hat", widersprach ÖGB-Chef Katzian seinem Gegenüber bei der WKÖ. Aktuell stünden 310.000 Arbeitslose 110.000 offenen Stellen gegenüber. Es sei an den Arbeitgebern, bessere Bedingungen anzubieten, wenn sie das nötige Personal finden wollen. Das liegt wohl eher im Interesse der jüngeren Generation.

 

Veränderungen am Arbeitsmarkt notwendig?

Die Arbeitszeitverkürzung sei als langfristiges politisches Ziel festgesetzt worden. "Wobei wir hier immer über verschiedene Ebenen sprechen, über die Wochenarbeitszeit, über die Jahresarbeitszeit, wir sprechen über die Lebensarbeitszeit", sagt Katzian. Eine Verkürzung auf 32-Stunden die Woche von heute auf morgen würde "genau gar niemand" fordern.

 

„Die Betriebe sind eh schon sehr flexibel, wenn es um die Arbeitszeit geht, weil es eben diesen Wandel im Arbeitsmarkt gibt. Jeder darf selbst entscheiden, wie viel er arbeiten will“, entgegnet Huber von der WKS und nennt Frankreich als Negativbeispiel. Dort habe die Kürzung der Arbeitszeit nicht

An der generellen 40-Stunden-Woche soll jedoch im Sinne der Wirtschaft nicht gerüttelt werden.

(Quelle: APA/SALZBURG24)

Aufgerufen am 28.11.2023 um 06:18 auf https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/32-stunden-woche-debatte-sorgt-fuer-verhaertete-fronten-143648674

Kommentare

GD_salzburg

Es kann doch sowieso jeder 32 Stunden arbeiten. Wenn man es sich leisten kann. Ich sehe aber nicht ein, mit meinen Steuern jeden Lebensentwurf mit zu tragen. Das wird sich schlussendlich einfach nicht mehr ausgehen. Ich verstehe aber auch nicht, warum die jungen Menschen so scharf auf „Teilzeit“ sein sollen. Gerade in dem Alter ist man ja geistig und körperlich fit und will Leistung bringen. Und der Feierabend ist der Feierabend. Ich denke, das eher die „Mittelalten“ (so wie ich) ihre Zeiten verringern wollen. Mit Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen wird man ja in Österreich ziemlich alleine gelassen.

MMM

Ich verstehe die Gewerkschaften nicht .32 Stunden fordern, nebenbei das Pensionsalter immer mehr hinaufsetzen. In Deutschland ist jetzt schon 67,5 ,kommt als nächstes 70, weil immer weniger Arbeiter mehr Dachinierer durchfüttern müssen 😉übrigens selbstständige wären froh wenn sie mal ne 40 Stunden Woche hätten.

bagger

Immer weniger arbeiten und mehr verdienen wollen...wo soll das hinführen...das Pensionsalter muss angehoben werden, denn es muss ja finanziert werden....aber mit fast 70 Jahren, zb. auf dem Bau, schafft das wer??? Die Gewerkschaften sollten sich darüber Gedanken machen und es realistisch sehen

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