1.500 zufällig Ausgewählte im Alter von 18 bis 74 Jahren wurden pro Land in persönlichen Gesprächen mit weiblichen Interviewerinnen zu ihren Erfahrungen mit sexueller, physischer und psychischer Gewalt befragt. Es zeigte sich, dass jede zweite Befragte schon einmal sexuell belästigt wurde, jede Fünfte erfuhr sexuelle Gewalt durch ihren Partner. 32 Prozent wurden durch Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden belästigt, eine von 20 Frauen ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden. 43 Prozent der Befragten waren durch ihren aktuellen oder einen früheren Lebensgefährten psychischer Gewalt ausgesetzt.
"Das ist kein Nischenthema. Wir sprechen von Müttern, Töchtern und Schwestern, die sexuell, psychisch oder physisch missbraucht wurden", so Kjaerum. Nur 67 Prozent der Frauen in Partnerschaften meldeten der Polizei oder anderen Stellen, was ihnen angetan wurde.
Häufiger als Frauenhäuser suchen Betroffene medizinische Einrichtungen auf. 87 Prozent der Befragten gaben an, dass Ärzte nach der Herkunft verdächtiger Verletzungen fragen sollten, um möglichen Opfern helfen zu können. Die Teilnehmerinnen wurden auch zu Erlebnissen in ihrer Kindheit befragt: Hier gab jede dritte Frau an, körperlicher oder sexueller Gewalt durch Erwachsene ausgesetzt gewesen zu sein, die Hälfte der sexuellen Missbrauchsfälle (sechs Prozent) wurde von fremden Männern ausgeübt.
Auch innerhalb von sozialen Netzwerken werden immer mehr Frauen Opfer von sexueller Belästigung: Eine von zehn gab an, unangemessene Annäherungsversuche oder Emails und SMS-Nachrichten mit eindeutigem sexuellen Inhalt erhalten zu haben. Frauen von 18 bis 29 Jahren werden sogar doppelt so häufig auf diese Weise belästigt. EU-weit wurden neun Millionen Frauen Opfer von Stalking. Für jede fünfte Befragte traf das für einen Zeitraum von zwei Jahren zu, 23 Prozent änderten deshalb bereits ihre Email-Adresse oder Telefonnummer.
Im Ländervergleich zählt Österreich (mit rund 13 Prozent) zu den "sichersten" Ländern was die physische oder sexuelle Gewalt durch den Partner betrifft. In den nördlichen Ländern Europas fallen die Zahlen höher aus. Diese Unterschiede können laut Joanna Goodey, Vorsitzende des Freiheits- und Justizministeriums der FRA, auf unterschiedliche Trinkgewohnheiten innerhalb der Staaten, abweichenden Grade der Verschwiegenheit bei gewissen Themen sowie der Geschlechtergleichheit und verschiedenen Risikofaktoren für Frauen zurückgeführt werden.
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