Eine Corona-Impfung, bei der nur ein Stich nötig ist: Das versprach das Vakzin von Johnson & Johnson. Wie sich später herausstellte, braucht es aber doch eine Auffrischung. Das Land Steiermark hat daraufhin vor einigen Tagen angekündigt, den Impfstoff nicht mehr einzusetzen. Bei zu wenigen Menschen sei angekommen, dass sie einen zweiten Stich benötigen. Am Sonntag wurde dann wieder zurückgerudert: Laut dem Nationalen Impfgremium sei eine Einstellung nicht nötig. Es sollen aber nur noch jene den Impfstoff bekommen, die ihn ausdrücklich verlangen.
Corona-Impfschutz lässt schnell nach
Mit derzeitigem Stand sind in Salzburg 17.939 Personen mit Johnson & Johnson geimpft, so das Land Salzburg auf SALZBURG24-Anfrage. Dr. Holger Förster, Impfreferent der Salzburger Ärztekammer, erklärt gegenüber S24: „Dieser Einmal-Impfstoff war eine Strategie, um die Leute mit einem Zuckerl zu belohnen. Wie sich aber herausgestellt hat, ist der Impfschutz bei nur einem Stich schnell weg.“ Bereits nach einigen Monaten sinke der Schutz auf bis zu zwölf Prozent, so der Mediziner.
Auch bei Johnson & Johnson Auffrischung wichtig
Das Nationale Impfgremium empfiehlt eine Auffrischungsimpfung frühestens nach 28 Tagen. „Vorzugsweise sollen die mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna zum Einsatz kommen. Aber es ist auch ein weiterer Stich mit Johnson & Johnson möglich", schildert Förster. Das Vakzin von Johnson & Johnson könne aus Sicht des Impfreferenten also auch weiterhin verwendet werden, denn es sei genauso gut wie die anderen Impfstoffe. Nur sei eben auch hier ein zweiter Stich nötig. Und darüber müssten die Leute informiert werden. „Ich denke, das ist aber über die Medien kommuniziert worden. Die Frage ist nur, inwiefern die Menschen auch Zugriff haben.“ Gerade bei Migranten sei Johnson & Johnson oft verwendet worden, weil man nicht gewusst habe, wo sie sich zum Zeitpunkt einer zweiten Impfung aufhalten würden. „Wenn sie unserer Sprache nicht mächtig sind und vielleicht auch nicht mehr am selben Ort sind, wird es schwer, sie zu erwischen.“
Land informiert Betroffene
Um jene, die in Salzburg mit Johnson & Johnson geimpft wurden, an den zweiten Stich zu erinnern, geht das Land aktiv auf die Betroffenen zu. In der nächsten Zeit sollen alle eine Verständigung erhalten. Weil der Impfstoff auch in vielen Betrieben verwendet wurde, werden auch diese noch einmal kontaktiert, heißt es gegenüber S24.
Salzburger Arzt vermutet Umschwung
Dass der zweite Stich Impfwillige grundsätzlich abschreckt, denkt Förster aber nicht: „Ich glaube nicht, dass das ein Problem für die allgemeine Impffreudigkeit ist. Es wird wohl eher einen Umschwung auf andere Impfstoffe geben“, vermutet der Arzt, da der Vorteil des einmaligen Stichs nun weg ist.
Vor- und Nachteil von Totimpfstoffen
Mit der Impfung auf das Vakzin von Novavax zu warten, wie es etwa Tennis-Star Dominic Thiem angekündigt hat, hält Förster für „keine glückliche Strategie.“ Denn der ganze Winter liege noch vor uns. Mit einer Zulassung sei wohl erst im ersten Halbjahr 2022 zu rechnen. In dem Totimpfstoff sieht er auch „im Prinzip gar keinen Vorteil“. Denn der Impfstoff sei nur in einer kleinen Studienpopulation untersucht worden, was lediglich wenige tausende Erfahrungen abbilde. „Wenn Leute dann mit dem Argument kommen, dass keine Langzeitstudien vorliegen, trifft das hier erst recht zu.“
Zögerlich wegen Angst vor Neuem?
Als Grund, warum doch einige auf den traditionellen Totimpfstoff warten wollen, vermutet Förster vor allem eine Angst vor Neuem. "Der wird schon so gut sein wie die anderen auch waren", schildert der Arzt die Überlegung. Der Novavax-Impfstoff funktioniert wie viele Grippe-Vakzine und muss ebenfalls zwei Mal verabreicht werden. Er enthält Bestandteile des Spike-Proteins. Das ist ein Eiweiß auf der Oberfläche von Corona-Viren. Der Körper baut einen Immunschutz auf, weil das Abwehrsystem auf die Eiweiß-Schnipsel reagiert.
Österreichische Beteiligung
Auch der österreichisch-französische Hersteller Valneva arbeitet an einem Totimpfstoff. Am Montag wurden neue Studienergebnisse veröffentlicht, die zeigen, dass im Schnitt mehr Antikörper gegen Covid-19 gebildet wurden als beim Vergleichsimpfstoff von AstraZeneca. Der Valneva-Wirkstoff befindet sich in einem sogenannten rollierenden Zulassungsverfahren ("Rolling Review") bei der britischen Gesundheitsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency). Man bereite sich überdies auf eine ebensolche Einreichung bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vor, so das Unternehmen. Wie viele Menschen sich künftig mit einem Totimpfstoff gegen Corona immunisieren lassen, wird sich mit Zulassung der Vakzine, also vermutlich kommendes Jahr, zeigen.
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