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Schnelle Besetzung

IHS-Chef Kocher ist neuer Arbeitsminister

Salzburger folgt Aschbacher nach

IHS-Chef Martin Kocher wird Christine Aschbacher (ÖVP) als Arbeitsminister nachfolgen. Der Salzburger wurde am Sonntag von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Auf ihn warten große Herausforderungen.

Die Wahl ist auf den Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) und Leiter des Fiskalrates, Martin Kocher, gefallen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen will noch am Sonntag ein erstes Gespräch mit dem Nachfolger führen, hieß es aus der Hofburg. Die Angelobung ist dann für morgen, Montag, geplant. Die Familienagenden wird Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) übernehmen.

Haslauer: "Äußerst renommierter und anerkannter Experte"

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) gratuliert dem neuen Bundesminister: „Mit Martin Kocher übernimmt ein äußerst renommierter und anerkannter Experte diese wichtige Funktion als Ressortverantwortlicher für den Arbeitsmarkt. Gerade in so einer herausfordernden Zeit ist es immens wichtig, für eine rasche Nachfolge zu sorgen, um arbeitsmarktpolitische Maßnahmen voranzutreiben.“

Christine Aschbacher, Rücktritt, APA/ERWIN SCHERIAU
Christine Aschbacher bei einem Besuch in Graz. (ARCHIVBILD)

Christine Aschbacher tritt zurück

Nach den öffentlich gewordenen Plagiatsvorwürfen tritt Arbeits- und Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zurück. In einer Aussendung beklagte die 37-jährige eine Vorverurteilung durch "die …

Salzburger wird Arbeitsminister

Kocher ist kein ÖVP-Mitglied und soll als Experte das Arbeitsressort übernehmen, hieß es am Sonntag aus Parteikreisen. Angesichts der durch die Corona-Krise ausgelösten Rekordarbeitslosigkeit steht der 47-jährige gebürtige Salzburger im Arbeitsministerium jedenfalls vor großen Herausforderungen.

Martin Kocher, Arbeitsminister APA/HERBERT Pfarrhofer
Martin Kocher hat es von seiner Heimat Altenmarkt in Pongau in viele Teile der Welt verschlagen. Gelandet ist er letztendlich in Wien.

Martin Kocher im Portrait

Mit Martin Kocher übernimmt ein parteiloser, ausgewiesener Wirtschaftsexperte das Amt des Arbeitsministers. Der Ökonom und Hochschullehrer eine tadellose wissenschaftliche Karriere vorweisen.

Kocher: "Werden mit heute Nachmittag losstarten"

Dass die Arbeiterkammer bereits angekündigt hat, dem neuen Arbeitsminister angesichts der hohen Arbeitslosigkeit keine Schonfrist zu gönnen, nahm Kocher gelassen: "Es gibt keine Einarbeitungszeit. Wir werden voll mit heute Nachmittag losstarten und die Herausforderungen angehen."

Für seine Arbeit nannte er drei Schwerpunkte: Erste Priorität sei die Bewältigung der Pandemie und die Bekämpfung der akuten Krise bis zum Sommer. Danach gelte es, Beschäftigung zu schaffen und die Zukunft der Arbeit zu regeln.

Kurz: "Schnelle und gute Entscheidung"

Kurz bedankte sich bei Aschbacher für ihre Arbeit. Sie sei als Arbeitsministerin in der Krise besonders "gefordert gewesen und sie hat stets ihr Bestes gegeben". Was die Plagiatsvorwürfe betrifft, habe sie das Recht auf ein faires Verfahren und eine unabhängige Prüfung. "Um ihr Familie zu schützen hat sie aber Amt sofort niedergelegt."

Für ihn als Regierungschef in der aktuellen Krise sei es wichtig, dass "überall auf Hochtouren gearbeitet wird". Daher habe er diese "schnelle und vor allem gute Entscheidung" für Kocher getroffen. Nach der Gesundheitskrise werde es darum gehen, "Österreich wieder zu alter Wirtschaftsstärke zurückzuführen und möglichst viele Menschen in Beschäftigung zu bringen". Das wolle er mit einem "starken Team machen", welches nun mit Kocher um einen "zusätzlichen Topexperten" erweitert sei, so Kurz.

Job unter anderen Umständen nicht angenommen

Das Angebot "kam für mich überraschend und sehr kurzfristig", sagte Kocher. "Ich hatte nicht viel Zeit, wir haben erst gestern Abend gesprochen." In normalen Zeiten hätte er seinen "schönen Job" als IHS-Chef nicht aufgegeben, aber jetzt sei es wichtig, Herausforderungen anzunehmen. "Ich bin voll motiviert und freue mich sehr auf die Aufgabe", so Kocher.

 

FPÖ fordert auch Nehammer zum Rücktritt auf

Die FPÖ forderte nach dem Abgang Aschbachers auch den Rücktritt von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Verständlicherweise fragen sich nun viele Bürger, warum man wegen missratener Abschlussarbeiten zurücktreten muss, wegen der politischen Verantwortung für vier Todesopfer eines islamistischen Terroranschlags aber nicht", sagte Klubchef Herbert Kickl in einer Aussendung.

NEOS wollen größere Umstellung

Die NEOS plädierten für eine größere Regierungsumbildung. Generalsekretär Nikola Donig sprach sich dafür aus, angesichts der Corona-Pandemie ein eigenes Gesundheitsministerium zu schaffen und die Zuständigkeit für den Arbeitsmarkt wieder mit dem Sozialministerium zu verschmelzen: "Kanzler Kurz und Vizekanzler Kogler müssen im Interesse der Republik handeln. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Kombination der Ressorts Gesundheit und Soziales Minister Rudolf Anschober völlig überfordert."

(Quelle: APA)

Martin Kocher im Porträt

Martin Kocher, Arbeitsminister APA/HERBERT Pfarrhofer
Martin Kocher hat es von seiner Heimat Altenmarkt in Pongau in viele Teile der Welt verschlagen. Gelandet ist er letztendlich in Wien.

Mit Martin Kocher übernimmt ein parteiloser, ausgewiesener Wirtschaftsexperte das Amt des Arbeitsministers. Der Ökonom und Hochschullehrer eine tadellose wissenschaftliche Karriere vorweisen.

Der 47-jährige, gebürtige Salzburger leitet seit September 2016 das Institut für Höhere Studien und ist seit Juni 2020 auch Präsident des Fiskalrates.

Wurzeln in Altenmarkt

Kocher ist zwar kein ÖVP-Mitglied, die ÖVP bediente sich aber mehrfach seiner Expertise. Auch bei einer Regierungsklausur trat er schon auf. Während Vorgängerin Christine Aschbacher aus der steirischen ÖVP stammt, hat Kocher seine Wurzeln in Altenmarkt im Pongau.

Aktiver Wirtschaftsforscher

Derzeit bringt Kocher drei Jobs unter einen Hut. Neben der Leitung des IHS und des Fiskalrates, womit er quasi Wächter über Österreichs Staatsschulden ist, lehrt der Verhaltensökonom auch an der Universität Wien. In seiner Forschung beschäftigt sich Martin Kocher mit zahlreichen Themen aus dem Gebiet der experimentellen Verhaltensökonomie, die sich mit den psychologischen Grundlagen des ökonomischen Verhaltens befasst. Dazu hat er auch zahlreiche Bücher und Artikel verfasst.

Er gilt als einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung in Deutschland. So veröffentlichte er beispielsweise Arbeiten zum Einfluss von Zeitdruck auf individuelle Entscheidungen oder die Entwicklung von Präferenzen bei Kindern und Heranwachsenden. Auf dem Gebiet der Sportökonomik zeigte Kocher beispielsweise mit seinem Koautor Matthias Sutter, dass Schiedsrichter häufig zugunsten der Heimmannschaft urteilen, wenn diese zurückliegt.

Martin Kocher, Arbeitsminister APA/HERBERT NEUBAUER
Martin Kocher hat es von seiner Heimat Altenmarkt in Pongau in viele Teile der Welt verschlagen. Gelandet ist er letztendlich in Wien.

IHS-Chef Kocher ist neuer Arbeitsminister

IHS-Chef Martin Kocher wird Christine Aschbacher (ÖVP) als Arbeitsminister nachfolgen. Der Salzburger wurde am Sonntag von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Auf ihn …

Kocher war in Altenmarkt im Skikader

Der am 13. September 1973 in der Stadt Salzburg geborene Kocher hat seine Wurzeln immer noch in Altenmarkt im Pongau, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hat und wohin es ihn regelmäßig zurückzieht. Der begeisterte Sportler läuft nicht nur gern Marathon, es zieht ihn auch immer wieder auf die Berge, im Sommer zum Bergwandern, im Winter zum Skifahren. Als Sohn zweier Skilehrer stand er schon mit drei Jahren erstmals auf Skiern, später auch im örtlichen Skikader. Es habe sich jedoch bald gezeigt, dass es für eine Karriere als Skifahrer nicht reichte, erzählte Kocher im Vorjahr den "Salzburger Nachrichten". Zudem gab es harte Konkurrenz, "Hermann Maier war in der Schule eine Klasse über mir, Michael Walchhofer zwei Klassen unter mir".

Zuerst Journalismus, dann Ökonomie

Nachdem er in der Schule eine vorwissenschaftliche Arbeit über Adam Smith geschrieben hatte, war sein Weg zur Ökonomie vorgezeichnet. Nach journalistischen Versuchen bei den "Pongauer Nachrichten" zog es Kocher nach Innsbruck zum Studium der Volkswirtschaftslehre. Dort lernte er seine Frau kennen, mit der seit 2003 verheiratet ist.

Lehrer an mehreren Universitäten

Seine Karriere führte Kocher über die Uni Innsbruck für zwei Jahre nach Amsterdam und 2010 ins englische Norwich an die University of East Anglia, bevor er dem Ruf der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität in München folgte. Dort lehrte er als Professor für Verhaltensökonomik und experimentelle Wirtschaftsforschung, daneben war er Gastprofessor in Göteborg und an der University of Queensland im australischen Brisbane.

2016 ging Kocher ans IHS nach Wien. Seit 2017 unterrichtet er zudem an der Universität Wien, weil ihm die Verbindung zur Wissenschaft und die Betreuung von Doktoranden wichtig sei. Und seit Juni 2020 ist er auch Präsident des Fiskalrates. Wegen der häufigen Ortswechsel, die eine akademische Karriere mit sich bringt, leben Kocher und seine Frau, die nach dem Studium nach München ging, "eine sehr gut funktionierende Fernbeziehung, das ist aber kein Lebensmodell für eine Familie". Daher habe sich die Frage nach Kindern nicht gestellt.

Sportliche Freizeit im Salzburger Land

In seiner spärlichen Freizeit frönt Kocher dem Laufsport. Und so oft es geht, zieht es ihn nach Hause, oft nur für ein Wochenende, aber immer wieder für ein paar Tage Urlaub im Winter zum Skifahren und Langlaufen, im Sommer zum Bergsteigen. In Altenmarkt trifft er nicht nur seine Eltern, sondern auch seine drei Jahre jüngere Schwester. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin lebt mit ihrer Familie in Eben.

Aufgerufen am 21.03.2023 um 06:46 auf https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/martin-kocher-ist-neuer-arbeitsminister-98148565

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