Missbrauch und Menschenhandel

Bericht offenbart neue Vorwürfe rund um SOS-Kinderdorf

Rund um SOS-Kinderdorf wurden neue Vorwürfe bekannt. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 12. November 2025 11:05 Uhr
Nach Bekanntwerden eines 262-seitigen Berichts über Missbrauchsvorwürfe bei SOS-Kinderdorf ist nun ein deutlich umfangreicheres 991-seitiges Dokument aufgetaucht. Dieses soll alle Namen, Details und Verdachtsmomente enthalten – von Kindesmissbrauch über Geldwäsche bis zu Menschenhandel – und liegt derzeit unter Verschluss.

Rund um einen 262-seitigen Bericht einer Untersuchungskommission zu Missbrauchsvorwürfen bei SOS-Kinderdorf ist nun die Existenz eines ausführlicheren, 991-seitigen Berichts bekannt geworden. Während die bereits vorliegende Fassung anonymisiert sei, soll die unter Verschluss befindliche Langfassung laut "Kurier" (Mittwoch) alle Namen und Details zu Vorwürfen und Verdachtsmomenten enthalten. Dazu sollen neben Kindesmissbrauch auch Geldwäsche und Menschenhandel zählen, hieß es.

Ausgearbeitet hatte demnach beide Dokumente eine vom Dachverband SOS-Kinderdorf International eingesetzte Untersuchungskommission ("Independent Special Commission", ISC) im Jahr 2023. Ein Sprecher von SOS-Kinderdorf International sagte dem "Kurier", dass noch geprüft werde, ob und in welcher Form Teile davon an die Staatsanwaltschaft übermittelt werden können. Man behandle die Erkenntnisse in dem Bericht der ISC jedoch mit "äußerster Ernsthaftigkeit". Auch alle Mitgliedsvereine seien indes verpflichtet, Behörden über Vorwürfe zu informieren, wurde betont.

SOS-Kinderdorf Österreich konnte nur kurzzeitig Einsicht nehmen

Seitens SOS-Kinderdorf Österreich hieß es gegenüber der APA, dass die Langfassung nicht vorliege und dementsprechend auch nicht der Staatsanwaltschaft übermittelt werden könne. Man habe 2023 lediglich zeitlich begrenzt Einsicht in jenen Ausschnitt des Berichts nehmen können, der sich mit dem bereits bekannten Fall um einen Großspender der Organisation beschäftigt. Bereits am Freitag hatte man kommuniziert, dass die Geschäftsführung in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat eine Sachverhaltsdarstellung samt sämtlicher "derzeit vorliegender Unterlagen" an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelte. Im Fokus dabei soll auch der ehemalige langjährige und 2024 verstorbene SOS-Kinderdorf-Präsident Helmut Kutin stehen.

Kutin war in den Fokus geraten, da er einem Großspender Zugang zu Kindern in Nepal ermöglicht haben soll - auch nachdem der Mann dort Kinder missbraucht haben soll. Wie bekannt wurde, ermittelte die Staatsanwaltschaft München zwischenzeitlich gegen Kutin, nachdem diese vom Verein "SOS-Kinderdorf weltweit" mit Sitz in München informiert worden war. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen dessen Todes eingestellt. Von SOS-Kinderdorf International sowie von "SOS-Kinderdorf weltweit" war Kutin bereits zuvor die Ehrenpräsidentschaft aberkannt worden.

Vorwürfe gegen mehrere Standorte und Gründer Gmeiner

Ein Bericht der Wochenzeitung "Falter" über Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf am Standort in Moosburg in Kärnten hatte Mitte September die Missbrauchscausa ausgelöst. Kurze Zeit später kamen auch Vorwürfe gegen weitere Kinderdörfer ans Licht. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck sowie Salzburg aufgrund der Vorwürfe. Auch wurde bekannt, dass der bereits verstorbene SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner mehrere Burschen sexuell missbraucht haben soll. SOS-Kinderdorf setzte nach Bekanntwerden der Vorfälle eine Reformkommission unter Führung der ehemaligen OGH-Präsidentin Irmgard Griss ein.

(Quelle: apa)

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