Am wichtigsten bei der Neuaufstellung sei die Trennung des nachrichtendienstlichen vom staatspolizeilichen Teil, sagte er Mittwochnachmittag vor Journalisten. Alle legistischen Vorhaben dafür sollten noch im ersten Quartal dieses Jahres fertig werden, versprach er.
Reform des Verfassungsschutzes
"Der neue Verfassungsschutz wird tatsächlich ein vollständig neuer sein", sagte Nehammer. Er wolle die "neue Schutzmauer für die Republik Österreich" aus "tragfähigen Steinen" bauen. In der Vergangenheit seien große Risse entstanden, ausgelöst durch die "rechtswidrige Hausdurchsuchung" 2018, aber auch durch jüngste Vorkommnisse wie den Fall Marsalek.
Wesentlichste Ableitung aus dem Kommissionsbericht ist für den Minister, die Reform des Verfassungsschutzes massiv voranzutreiben. Außer Frage stehe die Notwendigkeit einer starken Kontrolle, auch auf parlamentarischer Ebene. An die Opposition appellierte Nehammer, sich am Reformprozess zu beteiligen und ihn nicht zu verzögern.
Handlungsbedarf bei der Kommunikation
Dringenden Handlungsbedarf ortet Nehammer beim Gefährdermanagement. Die Kommunikationsabläufe müssten genauestens evaluiert, die Kommunikationsverluste zwischen Bundesamt und Landesämtern minimiert werden. Hier soll es künftig eine Koordinationsstelle im BVT geben. Ebenfalls aus dem Bericht leitet das Ministerium die Notwendigkeit für Neuerungen im internen Datenbanksystem ab.
Und: Nicht zuletzt soll es mehr Personal geben. In den kommenden fünf Jahren werde es verdoppelt, so Nehammer, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Nehammer weist Zerbes-Kritik zurück
Die Kritik von Kommissionsleiterin Ingeborg Zerbes an geplanten Gesetzesmaßnahmen (Verbot des religiösen Extremismus, Fußfessel für Gefährder) ließ der Innenminister nicht gelten. Er halte den religiösen Extremismus neben dem Rechtsextremismus aktuell für die größte Gefährdung. Gegen diese Bedrohungsszenarien müsse man präventiv vorgehen. Durch die Fußfessel würden acht bis zehn Beamte, die sonst für die Überwachung gebunden wären, für andere Aufgaben freigespielt. Zerbes baue ihre Bewertung auf dem aktuellen Fall auf, so der Minister: "Aber entscheidend ist ja, dass wir uns für die Zukunft rüsten."
Höhere fachliche Qualifikation des Personals
Franz Ruf, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, stellte zusätzlich eine höhere fachliche Qualifikation des Personals in Aussicht. Auch auf Personen aus der Politikwissenschaft, Historiker, Religions- und Wirtschaftswissenschafter wolle man künftig zurückreifen. Auch er unterstrich die Trennung in die zwei Säulen Nachrichtendienst und Staatspolizei, die durch ein gemeinsames Informations- und Lagezentrum verbunden werden sollen. Die Gefahr von Innentätern will Ruf durch all diese Maßnahmen minimieren.
Auf Journalistennachfrage betonte der Generaldirektor, dass dem Ministerium vor dem Wiener Anschlag im November keine Information zum Islamistentreffen oder zum Munitionskauf des späteren Attentäters vorgelegen sei. Zwar habe man vom Verfassungsschutz am 29. Oktober ein strategisches Lagebild zum islamistischen Extremismus vorgelegt bekommen. In diesem seien aber keine personenbezogenen Daten enthalten gewesen.
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