Man habe mit der Teaser-Kampagne bewusst Vorurteile thematisiert, die "ungerecht, diskriminierend sind und wütend machen", hieß es seitens Billa. "Durch diese Irritation lenken wir bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen", betonte der Konzern.
1/2 Die Irritation wird aufgelöst, indem auf Plakaten BILLA-Mitarbeiter:innen stehen & diese Vorurteile entkräften.
— BILLA (@BILLA_AT) October 12, 2021
Alle abgebildeten Personen sind echte BILLA-Mitarbeiter:innen. Unsere 33.000 BILLA-Mitarbeiter:innen spiegeln diese Vielfalt wider, darauf sind wir stolz.
Noch immer sei es so, dass diese Personengruppe, genauso wie ältere Personen und Jugendliche, am meisten von Arbeitslosigkeit und tagtäglichen Vorurteilen betroffen seien. "Dagegen gilt es aufzutreten", wurde bekräftigt. Für Billa seien Alter, fehlende Matura oder Behinderung kein Hinderungsgrund bei der Aufnahme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
"Nicht gebraucht"-Plakate in Städten aufgehängt
Die Plakate, die in einigen Städten – unter anderem in Haltestellenhäuschen in Wien – angeklebt waren, sorgten für teils erboste Reaktionen. Slogans wie "Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht" waren da etwa zu lesen.
Unfassbar diskriminierende Werbung muss sofort weg! - In zahlreichen Verkehrsstationen hängen große Plakate mit dem Text „Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht.“ https://t.co/u5U5qaAuV6 @outerspace_girl @wienerlinien #Werberat #Gewista @ladstaetter pic.twitter.com/JiIeVwhKVN
— BIZEPS (@BIZEPS) October 11, 2021
Dies hatte auch Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kritisiert. Er stelle sich mit aller Deutlichkeit gegen diese diskriminierende, verletzende und potenziell re-traumatisierende Werbung, betonte er.
Massive Kritik an Billa-Aktion
Behindertenorganisationen hatten sich bereits am Montag an die Öffentlichkeit gewandt. So sprach etwa das Beratungszentrum "Bizeps" von einer "kalkuliert widerlichen Provokation". Bizeps-Vertreter Martin Ladstätter warnte: "Das, was Menschen ohnehin schon denken, wird bestätigt und brennt sich durch täglichen Sichtkontakt weiter ein. Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren." Bizeps hat unter anderem Beschwerde beim Österreichischen Werberat eingebracht.
"Kampagne auf Kosten verschiedener Gruppen"
Wie Ladstätter der APA am Mittwoch mitteilte, hat sich Billa nun mit einem Schreiben an Bizeps gewandt. "Wir möchten uns ausdrücklich bei allen entschuldigen, die diese Kampagne als diffamierend wahrgenommen haben", heißt es darin. Das sei jedoch keine Entschuldigung, hob der Bizeps-Vertreter hervor: "Leider haben es die Verantwortlichen bei Billa bisher noch immer nicht verstanden. Ihre diskriminierende Kampagne auf Kosten verschiedener Gruppen von Menschen - darunter auch Menschen mit Behinderungen - musste aufgrund der heftigen medialen Reaktionen sofort gestoppt werden."
Ein unfassbarer Schlag ins Gesicht von behinderten u älteren Menschen - Plakate in ganz Österreich aufgetaucht! ZB
— uebersleben (@uebersleben) October 11, 2021
„Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht.“
„Älteres Personal einstellen lohnt sich nicht.“
Stoppt diese Plakat-Kampagne! Sofort!#Ableismus #Diskriminierung pic.twitter.com/wN0IddKUTn
Der Verein @BIZEPS hat offizielle Beschwerde gegen die diskriminierende Werbekampagne eingereicht. Obmann @ladstaetter dazu: "Hier wird mit einer kalkulierten widerlichen Provokation Aufmerksamkeit erregt."https://t.co/4SPHVZ3bxW
— marlies. (@outerspace_girl) October 11, 2021
Man erwarte von der Geschäftsführung des Unternehmens eine "ordentliche, öffentlich wahrnehmbare Entschuldigung" und das Eingeständnis, dass hier schwere Fehler gemacht worden seien: "Für einen Werbegag und eine Imagekampagne die Menschenwürde verschiedener Gruppen zu attackieren, sollte für ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ein No-Go sein."
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