Herbst- und Winterzeit ist Bockbier-Zeit. Doch woher kommt dieser traditionelle Bierstil eigentlich und was hat er mit dem gehörnten Tier gemein? Die Kurzversion: Nichts! Gern wird die Erfindung des Bockbiers auch den mittelalterlichen Mönchen angedichtet. Aber auch das ist mehr Mythos als Wahrheit. Wir klären auf.
Die Bierspezialität aus dem Norden
Bereits im 13. Jahrhundert wurde in der norddeutschen Stadt Einbeck stärkeres Bier für den Export gebraut. Der gute Ruf des Bieres reichte sogar bis in den Süden, nach Bayern. Dort erfreute man sich an dem alkoholischen Trunk. Aber anstatt es weiterhin zu importieren, holte man sich mit Elias Pichler einen Braumeister aus Einbeck an den bayerischen Hof. Er sollte seine Spezialität vor Ort brauen und die Bayern versorgen.
Alkoholische Sprachverschiebung
Die Bayern, begeistert von Pichlers Braukunst, genehmigten sich gern mehr als nur eines. Aber durch den vermehrten Genuss des starken Bieres wurde im Laufe eines Abends aus dem „einbeckschen“ Bier rasch „oan Bock“. So war der Begriff Bockbier geboren, der gar nichts mit seinem gehörnten Namensvetter gemein hat.
„Flüssiges bricht das Fasten nicht“
Somit ist Namensgebung des Bockbiers geklärt. Doch auch die mittelalterlichen Klöster werden immer wieder im Zusammenhang mit Starkbier genannt. Den Erzählungen nach hätten sich Mönche in der Fastenzeit hauptsächlich von Starkbier ernährt. Die Redewendung „Flüssiges bricht das Fasten nicht“, ist auch heute noch geläufig. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass sich die Brüder und Schwestern ausschließlich von starkem Bier ernährt haben sollen. Es musste ja auch noch Arbeit getan werden und die Kombination wäre wohl nicht sehr fruchtbar gewesen.
Das Starkbier auf dem Weg zum Papst
Der Legende nach hätten bayerische Mönche ein Fass Starkbier in den Vatikan gesandt, um zu erfragen, ob sie den stärkenden Trunk in der Fastenzeit genießen dürften. Beim Papst angekommen, soll das Bier allerdings aufgrund des langen Weges sauer und ungenießbar geworden sein. Der Papst duldete somit die „Selbstgeißelung“ während der Fastenzeit. Ein kurzer Faktencheck deckt diese Geschichte allerdings schnell auf. Da ein höherer Alkoholanteil der Lagerung und Haltbarkeit des Bieres eher zugutekommt, ist es eher unwahrscheinlich, dass es tatsächlich schlecht geworden ist. Und natürlich war die Brautechnologie des Mittelalters noch nicht soweit, um aus den gegebenen Rohstoffen so viel Alkohol ins Bier zu bringen, wie es heute möglich ist.
Aber es könnte durchaus etwas dran sein an der Geschichte. Viele Brautechnologen glauben nämlich, dass die Mönche damals ein Fass Vorderwürze auf den langen Weg nach Italien geschickt hätten. Vorderwürze ist ein Zwischenprodukt im Brauprozess und kann als süßer, energiespendender Malztrunk verstanden werden. Allerdings noch ohne den konservierenden Hopfen und Alkohol. Dieses flüssige Brot hat eine kurze Haltbarkeit und neigt bereits nach einem Tag sauer zu werden. Diese Theorie scheint aus heutiger Sicht auf jeden Fall logischer.
Die Definition von Bockbier
Viele Halbwahrheiten kursieren auch um die Definition von Bockbier. Denn der Bierstil definiert sich nicht, wie oft vermutet, über den Alkoholgehalt. Ausschlaggebend ist die Stammwürze. Diese ist zwar ausschlaggebend für den späteren Alkoholgehalt, aber eben nicht verbindlich. Um sein Gebräu als Bock definieren zu dürfen, muss die Stammwürze mindestens 16° Plato haben, was ungefähr einem Alkoholgehalt von sieben Prozent entspricht. Ein Doppelbock wäre es dann ab 18° Plato.
Bockbier-Variationen
- Heller Bock
- Maibock
- Dunkler Bock
- Doppelbock
- Weizenbock
- Eisbock
- Honigbock
- Rauchbock
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