"Es ist klar, dass es um strategische Spielchen geht zwischen Russland und der EU", sagte Kocher am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Man müsse "besonnen agieren". Die heimischen Gasspeicher sind aktuell zu rund 40 Prozent gefüllt. Es gebe keine heimischen Unternehmen mit Schwierigkeiten bei den Gaslieferungen, auch sei der Gasdruck in den Leitungen ausreichend, so Kocher. Man werde versuchen in den nächsten Monaten die Energie-Lieferländer besser zu diversifizieren, um nicht von Russland erpressbar zu sein.
Die Regierung hat am Wochenende beschlossen, das Verbund-Kraftwerk Mellach in der Steiermark wieder auf den Betrieb mit Steinkohle umzurüsten, um im Notfall für ausbleibende Gaslieferungen einspringen zu können. Eine Umrüstung des ehemaligen Kohlekraftwerks Dürnrohr ist von Regierungsseite derzeit nicht angedacht. Dies würde um einiges länger dauern als Mellach, sagte der Wirtschaftsminister. Denkbar sei unter anderem, Gaskraftwerke auf Ölbetrieb umzustellen. "Da werden wir sehen, was passiert."
Weniger Gas für Österreich
Ein Gesetz zum Energiesparen - wie in Deutschland in Diskussion - sieht Kocher hierzulande "im Moment nicht". Man werde die Energieberatung ausbauen, um die Energie-Einsparpotenziale zu nutzen. "Jeder kann sparen, etwa beim Autofahren oder der Klimaanlage", appellierte der Wirtschaftsminister an die Unternehmen und die Bevölkerung.
Am gestrigen Montag seien die Gaslieferungen im Vergleich zur angekündigten Menge um etwa 50 Prozent geringer ausgefallen, gab das Klimaschutz- und Energieministerium am Dienstag bekannt. Die heimischen Speicher seien trotzdem weiter befüllt worden, am Sonntag sei fast eine halbe Terawattstunde eingespeichert worden.
OMV: Versorgung sichergestellt
Laut Auskunft von OMV und der zuständigen Behörde E-Control ist die Versorgung auch heute sichergestellt. Die OMV hat darüber hinaus angekündigt, Gas am Spot-Markt beschaffen zu können, sollte dies notwendig sein.
Vor der nächsten Heizsaison sei das wichtigste Ziel, die Speicher Schritt für Schritt zu füllen, so Klimaschutz- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Für das Bundesland Salzburg kommen etwa 40 Prozent aus Russland.
Gas-Frühwarnstufe über Teile Schwedens verhängt
Schweden hat für Teile des Landes die erste von drei Alarmstufen wegen möglicher Probleme bei der Gasversorgung aus Russland ausgerufen. Die Stufe gilt laut Energiebehörde vom Dienstag für Landesteile im Westen und Süden Schwedens, um sich auf potenzielle Lieferunterbrechungen vorzubereiten.
Das Nachbarland Dänemark hatte im Zuge des Ukraine-Kriegs am Montag eine ähnliche Warnung ausgesprochen. Auch in Deutschland und Österreich gilt derzeit die Frühwarnstufe und damit die erste Eskalationsstufe des Notfallplans Gas. Dieser sieht als zweiten Schritt die Alarm- und als dritten die Notfallstufe vor.
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