Insgesamt 7.646 Menschen sind in Salzburg derzeit mit dem Coronavirus infiziert. 168 von ihnen liegen im Krankenhaus, davon 25 auf den Intensivstationen. Angesichts dieser Zahlen wurde Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) heute vom Bund zum Corona-Krisengipfel geladen.
Für die Pflegekräfte, die nun schon seit fast zwei Jahren unter Pandemie-Bedingungen arbeiten müssen, sei die derzeitige Situation eine enorme Belastung, erklärt Markus Pitterka, Betriebsratsvorsitzender des Salzburger Landeskrankenhauses, heute im Gespräch mit SALZBURG24. „Die Leute stoßen an ihre Grenzen, die Lage eskaliert immer mehr.“
Bettenbelegung auf Salzburgs Corona-Stationen
Von den 168 Corona-Erkrankten in Salzburgs Krankenhäusern (Stand 10.11.2021, 8 Uhr) werden 97 im Uniklinikum Salzburg betreut, 16 davon liegen auf den Intensivstationen.
So teilen sich die übrigen 71 Patienten auf:
- Landesklinik St. Veit (Pongau): 19 Menschen auf Normalstation
- Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach (Pongau): 17 Menschen auf Normalstation, sechs auf Intensivstation
- Barmherzige Brüder (Stadt Salzburg): 13 Menschen auf Normalstation, eine auf Intensivstation
- Krankenhaus Zell am See (Pinzgau): Acht Menschen auf Normalstation
- Krankenhaus Oberndorf (Flachgau): Vier Menschen auf Normalstation, zwei auf Intensivstation
- Krankenhaus Tamsweg (Lungau): Ein Mensch auf Normalstation
Mit 75 Menschen sind über die Hälfte der 143 Corona-Patienten auf den Normalstationen vollimmunisiert. „Das sind aber alles alte oder vorerkrankte Menschen, bei denen ein Impfdurchbruch wahrscheinlicher ist“, betont Wolfgang Fürweger, Pressesprecher des Uniklinikums Salzburg, gegenüber SALZBURG24.
Auf den Intensivstationen ist die Situation eine andere: Hier machen die Geimpften mit acht von 25 Patienten den kleineren Teil aus. Auch hier seien aber jene, die sich trotz Impfung infizieren, Menschen mit schweren Vorerkrankungen.
Uniklinikum wappnet sich für mehr Patienten
Momentan gilt im Uniklinikum Salzburg noch „Stufe E“, es stehen also 96 Normal- und 19 Intensivbetten für Corona-Patienten zur Verfügung. Man rechne aber damit, dass die Bettenbelegung in den Krankenhäusern noch weiter zunehmen wird. Deshalb werde „Stufe F“ gerade vorbereitet, so Fürweger. Die Covid-Normalstation soll also um zehn Betten erweitert werden, bei den Intensivbetten kommen vier dazu.
Einen weiteren Anstieg der Hospitalisierungen erwartet auch das Covid-19-Prognose-Konsortium. "Die Überschreitung der 33-prozentigen Auslastungsgrenze ist am 24. November in allen Bundesländern möglich", betonen die Experten heute. Die Wahrscheinlichkeit, dass die systemkritische Auslastung auf den Intensivstationen in Salzburg in zwei Wochen überschritten wird, liegt dem Prognose-Konsortium zufolge bei 65 Prozent.
Versorgung „kaum mehr schaffbar“
Die steigenden Infektionszahlen würden die Situation für Pfleger verschärfen, meint Pitterka. „Es ist katastrophal. Die Patientenversorgung ist kaum mehr schaffbar“, schildert er. Es breche nach und nach immer mehr Personal weg, die Krankenstände würden sich aufgrund der Mehrbelastung häufen.
Der Personalmangel sei so stark spürbar, dass elektive, also nicht dringende Operationen häufig verschoben werden müssten. Für Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen werde es immer schwieriger, einen Platz in einem Alters- oder Betreuungsheim zu finden. Mittlerweile seien 500 Pflegebetten im ganzen Bundesland aufgrund des Personalmangels weggefallen.
Bezahlte Ausbildung für Pflege
„Wir haben dieses Szenario schon Mitte der 2000er-Jahre angekündigt, die Politik hat es aber verschlafen“, so der Betriebsrat. Österreichweit trafen sich deshalb heute um "5 nach 12" Pflegekräfte zum Protest vor den Spitälern. Es müsse endlich Geld in die Hand genommen werden, um jene Forderungen umzusetzen, die man bereits seit Jahren stelle: Eine attraktivere Gestaltung der Pflegeausbildung durch Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen im Allgemeinen.
Auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sprach nach dem Ministerrat von einer dramatischen Situation in Salzburg und Oberösterreich. Nirgendwo anders sind die Inzidenz-Zahlen derzeit so hoch. Ob es für Salzburg deshalb verschärfte Maßnahmen geben wird, soll heute Abend beim Corona-Krisengipfel, zu dem auch LH Haslauer geladen wurde, besprochen werden. Für Salzburgs Pflegekräfte dürfte die Situation so oder so aber fürs Erste noch angespannt bleiben.
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