Egal ob am See, im Freibad oder am Meer im Urlaub: Die Vorfreude auf den Badespaß wird bei jenen, die mit ihrem Körper nicht ganz im Reinen sind, oftmals bei dem Gedanken an den Bikini oder die Badehose getrübt. Speckröllchen und vermeintliche Problemzonen, die man sonst gekonnt unter der Kleidung verstecken kann, werden plötzlich sichtbar. Es stellt sich die große Frage: Wie nehme ich in möglichst kurzer Zeit möglichst viel ab?
Crash-Diäten als extreme Ernährungsform
Schnelle Erfolge versprechen sogenannte Crash-Diäten. Darunter versteht man eine extreme Ernährungsform, mit dem Ziel, in relativ kurzer Zeit viel Gewicht zu verlieren, erklärt Judith Haudum, Salzburger Ernährungsberaterin und Sportwissenschafterin, im SALZBURG24-Interview. Die Kalorienzufuhr wird dabei stark reduziert. Das könne zum Beispiel gelingen, indem man weniger Mahlzeiten zu sich nimmt oder auf Trinkkuren setzt.
Wann es problematisch wird
Was passiert dabei mit unserem Körper? „Wenn es zwei bis drei Tage sind, zapft der Körper seine eigenen Fettreserven an, um zu überleben und Energie zu produzieren“, beschreibt Haudum den Prozess. Fettpolster werden dann in Kohlenhydrate umgeformt, zum Beispiel für den Muskel. Problematisch werde es, wenn man diese Ernährungsform über einen längeren Zeitraum, wie eine ganze Woche, beibehalte: „Ist die Eiweißzufuhr zu gering, besteht die Gefahr, sehr viel Muskelmasse zu verlieren. Das hat stoffwechseltechnisch und gesundheitlich negative Auswirkungen“, warnt die Expertin.
Auch die Laune leidet
Dazu zählen Kreislaufprobleme, Nährstoffmangel oder Antriebslosigkeit. Aber auch die Laune leide oft unter der fehlenden Versorgung, sagt Haudum: „Man ist häufiger aggressiv, nicht so lustig und locker drauf. Das hängt damit zusammen, dass dem Körper irgendwo was fehlt.“ Aber nicht nur währenddessen, sondern auch danach können schwerwiegende Folgen auftreten.
„Erfolge“ meist von sehr kurzer Dauer
Denn selbst wenn man wieder „normal“ isst, baue man die verlorenen Muskeln nicht wieder automatisch auf. Hierfür sei eine gewisse Belastung oder Bewegung wie zum Beispiel durch Krafttraining nötig. Stattdessen nehme man nach dem Ende einer Crash-Diät eher durch Fett zu. Durch das extreme Runterhungern versuche der Körper außerdem, mit der geringen Zufuhr zu überleben. „Der Körper geht metabolisch auf eine Sparflamme und versucht, gewisse Prozesse, die er jetzt gerade nicht braucht, abzudrehen oder effizienter zu arbeiten.“
Die Zahl auf der Waage trügt
Warum Menschen trotzdem zu einer solch extremen Ernährungsform greifen? „Muskeln sind schwerer als Fett. Wenn man einen Blick auf die Waage wirft und sieht, dass das Gewicht runter geht, ist man happy.“ Dass die Zahl auf der Waage schnell sinkt, liege aber neben den verlorenen Muskeln auch an der Entwässerung des Körpers. Der Schein trügt also. Denn ein Großteil der eingesparten Kalorien sind Kohlenhydrate. Diese beinhalten auch Wasser. Mit Kohlenhydraten speichert der Körper Wasser. Lässt man sie weg, verliert man sehr viel Wasser und Glykogen, die Speicherform der Kohlenhydrate, erklärt die Ernährungsexpertin.
„Kurzfristig abnehmen geht einfach nicht“
„Damit kann man innerhalb von zwei Tagen gleich einmal zwei Kilo verlieren. Das ist aber eigentlich nur einmal die Entleerung des Speichers und kein Fettverlust“, stellt Haudum klar. „Gerade von solchen Crash-Diäten kann man sagen, dass es nichts ist, was bleibt. Sie sind gefährlich und schauen kurz gut aus. Aber zwei bis drei Wochen danach bin ich meist schwerer als davor. Kurzfristig abnehmen geht einfach nicht. Und Extreme haben Konsequenzen.“
Essstörung als mögliche Folge
So bestehe aufgrund der schnellen Erfolge bei Blitz-Diäten sogar die Gefahr, eine Essstörung zu entwickeln. Mit dem Verlust von Körperfett oder einem Erfolg auf der Waage würden nämlich viele Kommentare von außen einhergehen. „Du schaust gut aus! Hast du abgenommen? Fesch bist du! Das sind alles Dinge, die mein Verhalten durch die Bestätigung noch einmal verstärken“, weiß die Ernährungsexpertin.
„Ernährung darf etwas Vielfältiges sein“
Um das zu verhindern, nennt die Ernährungsexpertin zwei Dinge: Grundsätzlich sei es wichtig, von den weit verbreiteten Körperidealen wegzukommen. „Eine Frau darf Rundungen haben. Das ist etwas ganz Normales.“ Außerdem sollten wir versuchen, die bereits genannten Extreme zu vermeiden, indem wir zum Beispiel bestimmte Lebensmittel oder ganze Lebensmittelgruppen völlig wegstreichen: „Essen sollte wieder als etwas Positives gesehen werden. Ernährung muss und darf etwas Vielfältiges sein.“
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