Die corona-bedingte Absage von Brauchtumsveranstaltungen ist den Krampusgruppen ein Dorn im Auge. Mit Unterstützung des "Team Tirol", das zuvor bereits Corona-Demos in Innsbruck organisierte, soll am Sonntag in Kufstein protestiert werden – in "Brauchtumsgewand". 150 Teilnehmer werden erwartet, die Polizei rüstet sich. Dem Aufruf schloss sich auch der Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordnete Patrick Haslwanter an. In einem Facebook-Video sprach er von einer "existenzbedrohenden Situation" für die Vereine.
Rettet das Brauchtum vor dieser Bundesregierung‼ ????????????
Gepostet von Patrick Haslwanter am Montag, 29. November 2021
Brugger mit Appell an Salzburger Krampusse
"Der Krampus hat keine Parteifarbe", entgegnet Hannes Brugger im Gespräch mit SALZBURG24 der Aufforderung zum Protest. In Salzburg sei derzeit keine derartige Demonstration geplant. "Wir möchten hier vorab entgegenwirken und appellieren an die Vernunft, sodass sich hier niemand vor den Karren spannen lässt", so Brugger, der auch Obmann der Alt Gnigler Krampusse ist.
"Bräuche sollen nicht instrumentalisiert werden"
Ähnlicher Ansicht in Berta Wagner, Geschäftsführerin der Salzburger Volkskultur: "Unsere Bräuche sollen nicht instrumentalisiert werden. Ich verstehe, dass hier einige sauer sind, aber wir haben eine Pandemie und wir wissen, wenn die Krampusse auftreten, gibt es Menschenansammlungen." Das Brauchtum würde in zwei Jahren zudem nicht verlernt werden.
Hausbesuche können stattfinden
Auch Brugger zeigt Verständnis für die aktuelle Situation und verweist darauf, dass Hausbesuche auch heuer stattfinden können. "Wir haben viele Verhandlungen geführt, dass diese Besuche stattfinden und wir den Kindern zumindest eine gewisse Normalität bieten können." Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) hätten es sich nicht leicht gemacht und seien für eine Durchführbarkeit eingetreten.
Situation "existenzbedrohend"?
Dass die aktuelle Situation für die Vereine "existenzbedrohend" sei, wie es etwa FPÖ-Politiker Haslwanter in seinem Video darstellte, lässt Brugger nicht gelten. "Verdient der Herr etwa Geld als Krampus?" Die Passen organisieren Läufe und andere Veranstaltungen grundsätzlich ehrenamtlich. Auch eine "Brauchtumsvernichtung" kann Brugger nicht erkennen: "Den Brauch kann dir niemand nehmen, wenn du ihn im Herzen trägst."
Brauchtumsvereine leiden in Pandemie
Die Pandemie mache allen Brauchtumsvereinen, nicht nur den Krampuspassen, zu schaffen. Beim Leben der Traditionen sei eben etwas Kreativität gefragt, weiß Brugger. Wichtig sei jedoch, dass die Krampusse auch bei den Hausbesuchen Verantwortung übernehmen und sich etwa zeitnah PCR-testen lassen. "Wenn es nach den Nikolausbesuchen zu steigenden Inzidenzen kommt und daraufhin ganze Regionen zugesperrt werden, hat niemand etwas davon."
Krampusse mit Verantwortung
Dass die heurige Saison wieder auf Hausbesuche beschränkt wird, stimmt auch den Obmann der Altgnigler Krampusse traurig. "Ich habe heuer mein 30-jähriges Jubiläum als Krampus. Das hätte ich schon gerne gefeiert", so Brugger. Doch in dieser Situation hätten eben auch die Krampusse eine Verantwortung über.
Kommentare