Die Bekanntgabe der Ressortverteilung innerhalb der neuen Salzburger Landesregierung brachte am Freitag auch Überraschungen mit sich – und die größte dürfte wohl sein, dass Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) ab 14. Juni das Kulturressort übernimmt. Stefan Schnöll – er wird schon lange als Kronzprinz Wilfried Haslauers gehandelt und gilt seit Jahren als Freund und Vertrauter von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz – behält sein Steckenpferd Verkehr und kümmert sich künftig auch um Angelegenheiten in Sachen Wirtschaft, Arbeitsmarktpolitik und Gemeinden und übernimmt damit die Abteilung 1 des Landes von Haslauer.
Kulturressort wechselt von Grün zu Schwarz
Als „große Überraschung“, wie es Schnöll in der Pressekonferenz selbst bezeichnet hat, geht auch das Kulturressort (ohne Museen) in seine Hände. Dieses wurde zuletzt von den Grünen und LH-Stv. Martina Berthold geleitet, die nach dem Rücktritt Heinrich Schellhorns dessen Funktionen übernahm.
„Es ist für mich eine große Ehre und Verantwortung, für die Kultur zuständig sein zu dürfen. Ich bin bis dato ein unbeschriebenes Blatt. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich da intensiv hineinarbeiten werde“, kündigt Schnöll in einem ersten Statement an.
"Es gibt viel zu tun"
Salzburgs Kulturinstitutionen, von denen einige bereits im Vorfeld offen gegen die künftige schwarz-blaue Landesregierung protestiert hatten, reagierten in einem SALZBURG24-Rundruf gemischt – auch wenn die Erleichterung, dass das Ressort nicht, wie von vielen befürchtet, in blaue Hände kommt, deutlich zu spüren war.
Der Leiter des Literaturhauses Salzburg, Tomas Friedmann, der zum Start der Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ in einem Brief vor einer „Koalition der Schande“ und einer rückwärtsgewandten Politik warnte, gab sich im S24-Gespräch am Freitag relativ unaufgeregt. Man wolle Schnöll zum jetzigen Zeitpunkt weder über- noch unterschätzen. „Es gibt viel zu tun und es ist Zeit, dass er sich schnell den Kulturhut aufsetzt.“ Die zuständigen Politiker hätten starken Einfluss auf das Klima in der Kulturszene, aber am Ende wird es an den jeweiligen Mitarbeitenden des Ressorts liegen, „die wir ja noch nicht kennen.“
Schnöll will an KEP festhalten
Schnöll kündigte in seinem ersten Statement zur Kultur jedenfalls an, den kulturellen Entwicklungsplan (KEP) und die Vorschläge des Landeskulturbeirates, dem etwa auch Friedmann angehört, als Grundlage für seine Arbeite nehmen. „Ich sehe es als zentral, dass die Kultur in Salzburg die Innen- und Außenwahrnehmung stark prägt, daher wird es auch meine Aufgabe sein, von der Volkskultur über die freie Szene bis hin zu den kulturellen Leitbetrieben, den Salzburger Festspielen, ein Umfeld zu schaffen, dass es den Künstlerinnen und Künstlern auch ermöglicht, frei von jeglichen Einflüssen im Sinne der Diversität und Vielfalt arbeiten zu können“, sagt der 34-Jährige Freitagvormittag.
Das Salzburger Rockhouse, das seit den 1990er-Jahren die Musikszene in Salzburg prägt, begrüßt Schnölls Ankündigung, den KEP weiterführen zu wollen. „Wir rechnen mit der guten Weiterentwicklung in Sachen Fair Pay und der Einhaltung aller ‚Wahlversprechen‘ an die Salzburger Kulturszene. Dass die Wahl auf einen ‚Kultur-Neuling‘ fiel, überraschte uns. Trotzdem gehen wir davon aus, dass er sich vorbehaltlos für die freie Kulturlandschaft einsetzen wird“, so Rockhouse-Chef Wolfgang Descho gegenüber S24.
Volkskultur inmitten der Aufarbeitung
Offen zugehen auf den neuen und jungen Ressortleiter will man auch bei der Salzburger Volkskultur. Der Dachverband vertritt rund 1.900 Vereine und Gruppierungen mit über 60.000 Mitgliedern – von den Heimatvereinen über die Salzburger Schützen bis hin zur Blasmusik – und sieht sich als Bindeglied aller in Salzburg gelebten Volkskulturen. Der in den 1990er-Jahren gestartete Aufarbeitungsprozess der deutschnationalen und nationalsozialistischen Prägung der Salzburger Volkskultur wurde in den vergangenen Jahren durch neue Quellenfunde erneut einer Aufarbeitung unterzogen. „Inhaltlich ist gerade in den letzten Jahren sehr viel passiert und viele Projekte wurden erst vor Kurzem initiiert. Aktuell wurde zudem auch ein Leitbildprozess abgeschlossen. Darauf aufbauend ist es uns ein Anliegen, die Volkskultur noch besser als wichtigen Kulturträger zu positionieren. Wir hoffen, dass der neue Ressortchef Schnöll die Arbeit der Landesverbände kennenlernt und wir ihn bald im Haus der Volkskulturen im Salzburger Nonntal begrüßen dürfen“, teilt Hieronymus Bitschnau, Fachstelle für Regional- und Popularkultur, und stellvertretender Geschäftsführer der Salzburger Volkskultur auf S24-Anfrage mit.
Eine dezidierte Einladung ins jeweilige Haus sprachen beim S24-Rundruf übrigens alle aus.
Kommentare
Fips
Immer wieder schön … egal ob Landes- oder Bundesebene wie schnell die Politiker die Ressorts wechseln … heut zB Gesundheit morgen Kultur übermorgen Verteidigung …. Bewundernswert …… echt, Chapeau …. !!! Und nach der Politik fallen wir in die Privatwirtschaft hoch …. mal schaun, ob der Post durchgeht ;-)
Nachdenker
Und das ganze ohne Vorerfahrung wenn das in der Privatwirtschaft auch so wäre na hawedereee 😂🤣🤣🤣🙄
Regulator1
Schnöll verlor das Sporttressort, und das als mehr als zurecht, denn Machenschaften in seinem Ressort waren gerade hier haarsträubend falsch gegen den Salzburger Sport, dank seiner engsten Mitarbeiter...