Das Thema Einsamkeit macht sich nicht erst seit der Pandemie bemerkbar. Die aktuelle Situation verstärkt das Problem jedoch. Grundsätzlich müsse man jedoch zwischen Alleinsein und sich einsam fühlen unterscheiden, wie Friedrich Faltner, Vorstand des Salzburger Landesverbands für Psychotherapie, im Gespräch mit SALZBURG24 erklärt. "Alleinsein sehe ich als durchaus positive Grundfähigkeit, also die Fähigkeit auch ohne andere etwas mit sich anfangen zu können. Einsamkeit ist eher problematisch, weil es ein Gefühl von nicht gesehen werden betrifft." So gebe es Menschen, die allein sind und sich nicht einsam fühlen und Menschen, die nicht allein sind und sich dennoch einsam fühlen.
So äußert sich Einsamkeit
Einsamkeit an sich ist immer mit Rückzug verbunden und kann bei Menschen zu widersprüchlichen Verhaltensweisen führen. Faltner: "Einsame Menschen wollen oftmals nichts von der Welt wissen, obwohl sie eigentlich gern dabei wären. Dabei werden auch eigenartige Verhaltensweisen an den Tag gelegt, 'eigenbrötlerisch' könnte man dazu sagen." Unter diesem Rückzug leide dann auch die soziale Kompetenz. Einsame Menschen haben somit Schwierigkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten.
Junge und Alte gleichermaßen betroffen
Vom Alleinsein betroffen sind junge und alte Menschen gleichermaßen. Die Pandemie-bedingte Einsamkeit wirke sich jedoch bei den verschiedenen Altersgruppen mitunter unterschiedlich aus. Älteren setzen beispielsweise Besuchsbeschränkungen in Altersheimen zu. Junge hingegen leiden darunter, Freunde nicht regelmäßig treffen zu können. "Ältere Menschen haben mehr Lebenserfahrung und in der Regel etwas schwierigere Zeiten erlebt. Das heißt, in mancher Hinsicht haben sie bessere Anpassungsfähigkeiten, als etwa ein 20-Jähriger", führt der Psychotherapeut weiter aus. Junge Menschen würden ihre Kontakte somit vermehrt in den Online-Bereich verlegen.
In Zeiten der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns hat sich nicht nur das Arbeitsleben, sondern auch die Ergründung des Seelenlebens in die eigenen vier Wände verlegt.
Tele-Psychotherapie in Pandemie im Aufwind
Schafft Videotelefonie Abhilfe?
Neue Kommunikationsmöglichkeiten wie etwa Videotelefonie werden in der Pandemie von immer mehr Menschen genutzt, um ihre sozialen Kontakte aufrechterhalten zu können. Diesen Mitteln schreibt Experte Faltner jedoch eine untergeordnete Rolle zu: "Es handelt sich dabei nicht um Vollkontakt, den man mit allen Sinnen erfahren kann. Ich sehe diese Möglichkeiten somit eher als Stützrad." Neben Berührungen fehlen dabei wichtige Kommunikationswege wie feine Nuancen in Mimik oder Gestik.
Sozialer Rückzug, Depression und Pessimismus
Wie erkennt man, ob jemand verstärkt unter Einsamkeit leidet? "Zum einen über eine gewisse Nichtbereitschaft, sich einem Gespräch zu stellen oder einfach zu plaudern. Das deutet auf einen Rückzug hin. Zum anderen ist ein rasches wütend werden ein Zeichen dafür", teilt Faltner mit. Grundsätzlich deuten eine depressive Grundstimmung und ein pessimistischer Blick auf die Zukunft auf Einsamkeit hin.
So könnt ihr Einsamkeit entgegenwirken
Es gibt dabei auch mehrere Möglichkeiten, um Einsamkeit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Sport und Bewegung in der Natur haben grundsätzlich einen positiven Einfluss auf unsere Psyche. Auch Haustiere, zu denen man eine emotionale Bindung aufbaut, helfen dabei, sich weniger einsam zu fühlen. Psychotherapeut Faltner empfiehlt zudem, stets neue Dinge auszuprobieren, um nicht in alten Routinen zu erstarren.
Das Corona-Virus kann nicht nur schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben sowie für soziale Einschränkungen sorgen, sondern ist auch für viele Menschen eine hohe psychische Belastung.
Coronavirus: Telefon-Seelsorge für Salzburger
Mit fortschreitender Dauer der Corona-Pandemie machen sich jedenfalls zunehmend psychische Probleme bei allen Altersgruppen bemerkbar. Bei dramatischeren Entwicklungen ist es ratsam, Kontakt mit professionellen Psychotherapeuten aufzunehmen.
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