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Das tut ihr den Kleinen an

Wie Kinder falsche Ernährung von ihren Eltern lernen

Salzburger Diätologin warnt vor Fertiggerichten

 

Falsche Ernährung und die gesundheitlichen Folgen gelten längst als Zivilisationskrankheit. Diesen kulinarischen Irrweg betreten wir oft schon als Kleinkinder und können gar nichts dafür. Darum appelliert die Salzburger Diätologin eindringlich an Eltern, gute Vorbilder zu sein.

Wals-Siezenheim

„Und als Belohnung bekommst du was Süßes“ – ein viel zitierter Satz, wenn man Kindern etwas Gutes tun will. Dabei schadet man den Kleinen damit nachhaltig, weiß die Salzburger Diätologin Maria Anna Benedikt. Denn Kinder würden schon im frühen Alter lernen, sich falsch zu ernähren und kämen aus diesem Teufelskreis oft nur noch schwer raus. „Süßigkeiten als Belohnung sind das Schlechteste, was man tun kann“, weiß die erfahrene Expertin. Denn Zuckerbomben und auch hochverarbeitete Lebensmittel wie Packerlsuppen oder Fertigpizzen prägen die Geschmacksbildung der Heranwachsenden. Zu stark Aromatisiertes sticht Gemüse und sogar Obst nur zu leicht aus.

Geschmacksverstärker benebeln natürliche Instinkte

Eigentlich haben wir Menschen von klein auf natürliche Instinkte, was die Aufnahme von Lebensmitteln betrifft. Bei süßen öffnen Babys lieber den Mund als bei bitteren Speisen, da die Geschmacksrichtung süß für Kohlenhydrate und somit Energie steht. Bittere Lebensmittel sehen wir evolutionär als giftig oder ungenießbar an. Dass uns etwa Rucola nicht schadet, sondern sogar gesund ist, müssen wir erst lernen. Und so greifen Oma und Opa doch lieber zu Naschereien, um sich ein Lächeln von ihren Enkelkindern zu holen. Dabei wäre es extrem wichtig, schon früh mit sinnvoller Geschmacksbildung zu beginnen.

 

Welche Zutaten braucht man für Suppe?

„Eine ähnliche Wirkung haben auch Convenience-Produkte, in denen meist zu viel Salz und Fett stecken“, erklärt Benedikt. Diese Inhaltsstoffe schaden besonders Kindern gesundheitlich, wenn sie zu hochdosiert eingenommen werden. Zudem vernebeln sie die Sinne für natürliche Speisen. Daher rät die Diätologin, immer zuerst die Zutatenliste auf den Packungen zu studieren und ortet auch dabei Fallen: „Es gibt so viele verschiedene Begriffe für Zucker, die die meisten Menschen gar nicht kennen“. Viele Inhaltsstoffe von hochverarbeiteten Gerichten würde man selbst gar nie verwenden. „Ich empfehle Familien, die viele Convenience-Produkte konsumieren, mal eine Suppe selbst zu kochen und mit einer Packerlsuppe zu vergleichen“, rät die Salzburgerin. Dabei würde schnell klar werden, wie überzogen die fertigen Versionen gewürzt und aromatisiert werden.

 

Getränke und Quetschies als „Einstiegsdrogen“

Besonders genau sollten Eltern bei Säften auf die Inhaltsstoffe achten. Sie würden meist viel zu viel Zucker beinhalten. Vorsicht sei zudem bei Eistee geboten, der nicht nur eine Zuckerbombe ist, sondern in den meisten Fällen auch Schwarz- oder Grüntee als Basis hat und somit koffeinhaltig ist. Light-Getränke seien als Alternative auch keine Heilsbringer, da sie zu viel Säure – in den meisten Fällen Zitronen- und Phosphorsäure – mitbringen. „Man sollte Kinder am besten früh an Wasser gewöhnen.“

Auch die beliebten Fruchtsnacks im Beutel – besser bekannt als „Quetschies“ – sollte man weitgehend meiden. Sie bringen zu viel konzentrierten Zucker mit. Außerdem würden Kinder durch die kompakte Form den Umgang mit Lebensmitteln falsch vermittelt bekommen.

Wie Kinder richtig essen sollten

„Das ständige Snacken ist ohnehin nicht gut. Kinder brauchen regelmäßige Mahlzeiten.“ Und dabei sollten sie nicht durch Handy oder Fernseher abgelenkt werden. Es sei wichtig, dass die Kleinen bewusst essen und sich darauf fokussieren. Die Gesundheit basiere nach der Diätologin auf drei Säulen:

  • Richtige Ernährung
  • Bewegung
  • Psychisches Wohlbefinden

Können wir diese Gebiete in Einklang bringen, sollten wir auch gesund bleiben. Da die Ernährungssäule jedoch immer öfter zerbröckelt, treten vermehrt Krankheiten auf. „Übergewicht und ein Bodymaß-Index (BMI) von 30 sind bei Kindern keine Seltenheit mehr und führen nicht selten zu Typ 2 Diabetes und einer nicht alkoholischen Fettleber.“ Das geschieht, wenn zu viel aufgenommene Kohlenhydrate in der Leber als Fett eingelagert werden.

 

„In Salzburg sind etwa 20.000 Personen betroffen, davon gelten 2.000 als extrem übergewichtig und befinden sich teilweise in stationärer Behandlung“, schildert NEOS-Gesundheitssprecher Sebastian Huber in einer aktuellen Aussendung. Österreichweit ist mittlerweile jedes vierte Kind übergewichtig – Tendenz steigend.

Kinder müssen Ernährung lernen

All diese Ernährungs-Fallen und –Fehler könne man jedoch auch umgehen und seinen Kindern einen vernünftigen Zugang zu Lebensmitteln vermitteln. Den Heranwachsenden die Süßigkeiten gänzlich zu verbieten, sei jedoch auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Immerhin schmeckt der verbotene Schokoapfel immer am süßesten. „Und dann gibt es ja immer noch Oma und Opa“.

 

Gerade Großeltern, die ihre Enkerl nur zu gern verwöhnen wollen, solle man erklären, was sie anrichten. „Ich bin selber Oma und kaufe nie Süßes. Man kann Kinder ja auch gut davon ablenken oder als Nachtisch bewusst zu Obst greifen und das Zubereiten zelebrieren“, so Benedikt. Essen dürfe nicht mit Süßem verbunden werden, denn sonst werde es schwer, die Kleinen später davon wegzubekommen. Kinder sollten im Idealfall auch in der Küche mithelfen. Das setzt allerdings voraus, dass man sich auch Zeit fürs Kochen nimmt, was immer seltener der Fall sei.

Unumgänglich sei es aber, dass Eltern ihren Zöglingen den richtigen Umgang mit Lebensmitteln vorleben und lernen.

7 Teller (1).jpg Salzburger Agrar Marketing
Wie eine ausgewogene Ernährung auf Basis regionaler Lebensmittel aussehen kann, zeigt Benedikt beispielhaft mit sieben Tagestellern vor.

Regionales und Saisonales im Trend

„In letzter Zeit herrscht ein Umdenken, Menschen tendieren wieder häufiger zu regionalen und saisonalen Produkten“, freut sich die Ernährungsberaterin, die selbst federführend bei einem Landes-Projekt zu diesem Thema beteiligt war. Der Griff zum Gemüse vom heimischen Bauern ist allerdings gerade in der Zeit der Teuerung ein Thema. Nicht jeder kann und will sich das leisten, kauft dann doch das günstigere Convenience-Produkt im Supermarkt. Das hänge oftmals auch von der gesellschaftlichen Schicht ab, in der sich die Menschen befinden. Aber Benedikt ortet ein größeres Problem: „Viele Leute können mit Lebensmitteln nicht umgehen und wissen gar nicht, wie man etwas kocht.“

Und so nehmen Eltern nachhaltig massiven Einfluss auf die Essgewohnheiten und Gesundheit ihrer Kinder – und merken es oft nicht einmal.

Adipositas-Projekt vom Salzburger Land

In Salzburg gibt es bereits das Projekt „easykids“. Mit diesem von AVOS – Gesellschaft für Vorsorgemedizin durchgeführten Projekt werden bis zum Schuljahr 2026/2027 jedes Jahr 200 von Adipositas betroffene Kinder zwischen vier und 14 Jahren kostenlos betreut.

(Quelle: SALZBURG24)

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