Feiern ist während der Coronavirus-Pandemie nicht erwünscht. In Salzburg wurden viele Feste deshalb gar nicht erst organisiert. Das Partymachen ließ man sich aber nicht verbieten. Immer wieder sorgten Schlagzeilen von illegalen Corona-Feten für Aufregung. Im Sommer kam es dann in Österreich zu immer mehr Infektionen unter jungen Menschen. Die Spitzenreiter der positiv Getesteten sind laut Daten des Gesundheitsministeriums Personen zwischen 15 und 24 Jahren (7.413) und jene zwischen 25 und 34 Jahren (7.267).
Dass immer mehr junge Menschen vom Virus betroffen sind, führte Daniela Schmid, Infektionsepidemiologin von der AGES, Ende Juli auf altersspezifisches Risikoverhalten zurück – sprich: Die Jungen feiern eben vermehrt in den Sommermonaten. Im August ließ sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) dann zu einem Tweet hinreißen, der heftig kritisiert wurde und in dem er die Jugend dazu aufforderte: „Reißt euch zusammen!“
Nur ein paar Fakten: in den letzten 8 Tagen wurden 262 Reiserückkehrer aus Kroatien positiv getestet. Durchschnittsalter 23,5 Jahre! Mehr als zwei Drittel Männer. Reißt Euch zusammen und übernehmt auch Verantwortung!!
— Rudi Anschober (@rudi_anschober) August 18, 2020
Feste sind Orte der Begegnung
Doch was passiert, wenn Menschen nicht mehr Feiern können, wenn Feste und andere gesellige Veranstaltungen alternativlos abgesagt werden? „Wir gehen auf Feste, weil wir soziale Wesen sind“, erklärt Hans Holzinger, pädagogischer Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, im Gespräch mit SALZBURG24 . Feste sind Orte der Begegnung und erfüllen damit einen gewissen Zweck in unserer Gesellschaft. Aus demselben Grund engagieren wir uns auch bei Vereinen oder Freiwilligenorganisationen: „Man möchte sich mit Menschen treffen, die ähnliche Interessen haben.“
Je kleiner der Freundeskreis, desto wichtiger sind Bekannte
Zudem habe der Mensch ein gewisses „Sozialkapital“. Dieses teile sich in drei Schichten auf. Die erste ist die Familie sowie Intimbeziehungen. Dann kommen die Freunde. „Und dann gibt es die dritte Schicht der zufälligen Begegnungen. Und wenn der direkte Freundeskreis kleiner ist, ist man abhängig von diesen anderen Begegnungen“, führt Holzinger aus. Also jenen Menschen, die man immer wieder beim Fortgehen trifft oder die auch jedes Jahr auf dasselbe Fest gehen.
Gibt es diese Möglichkeit nicht mehr, kann das zu mehr Einsamkeit führen – nicht nur in den älteren Generationen. Auch für junge Menschen könne die digitale Kommunikation nicht den persönlichen Kontakt ersetzen, betont Holzinger.
Menschen brauchen Exzess
Feiern und Ausgehen bringen aber nicht nur Geselligkeit mit sich. Bars, Diskotheken und Zeltfeste sind auch ein Anlass, um aus dem Alltag auszubrechen, sich gehen zu lassen und einmal nicht vernünftig zu sein. Der Schweizer Philosoph Stefan Zweifel erklärt in der Sendung „Kulturzeit“ auf 3sat, dass der Mensch auch diesen Exzess braucht. „Der Körper ist etwas, was sich entgrenzen möchte. Im Tanz, im Fest, in der Orgie bisweilen“, sagt er.
Sind die Orte des Exzesses geschlossen, suchen sich die Menschen neue, um zu feiern. „Möglicherweise müssen die Menschen wieder lernen, sich das in kleinen Runden selbst zu organisieren“, denkt Holzinger. Zudem ist er überzeugt, dass sich vieles ins Freie verlagert. Als Bespiel nennt er in Salzburg das Salzachufer. Kritiker denken eher, dass es vermehrt zu größeren privaten Partys kommen wird – vor allem auch durch die am Dienstag verkündete neue Sperrstunde um 22 Uhr.
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