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Doppelmord

Zwei Frauen in Wals erschossen: Prozess startet

51-Jährigem droht wegen Bluttat lebenslange Haft

Die Meldung eines mutmaßlichen Doppelmordes in Wals-Siezenheim schockte im Mai 2021 nicht nur Salzburg. Nun steht der 51-jährige Angeklagte vor Gericht. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Wals-Siezenheim

Ein 51-jähriger Detektiv soll im Mai vergangenen Jahres in Wals-Siezenheim (Flachgau) seine Ex-Freundin und deren Mutter erschossen haben. Danach flüchtete der Mann, wurde jedoch nach einer Großfahndung in Abersee gefasst. Ihm droht lebenslange Haft sowie die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Die Tat konnte er sich nicht erklären. "Es war ein Blackout, eine emotionale Belastung, ich hab' einen Realitätsverlust erlitten und meine Waffe gezogen."

Elf Schüsse auf zwei Frauen

Der damals 51-jährige Salzburger war um 22.30 Uhr zu dem Einfamilienhaus gefahren, in dem die beiden Frauen wohnten. Zunächst soll es zu einem verbalen Streit mit der Mutter gekommen sein. Weil diese ihn dann laut seinen Angaben körperlich attackiert haben soll, zog er seine Faustfeuerwaffe und gab aus kurzer Distanz insgesamt elf Schüsse aus seiner Glock-Pistole Kaliber 7,65 mm ab, die er legal besessen hatte.

Bluttat mit zwei toten Frauen in Wals-Siezenheim

Drei Schüsse trafen die Mutter und sieben Schüsse die Tochter. Die Frauen verbluteten. Ein Schuss ging ins Leere. Vor der Polizei fand der Salzburger keine Erklärung für die Tat. Er beteuerte, dass er die 50-Jährige geliebt habe. Der Verteidiger sprach im Vorfeld des Prozesses von einer „Kurzschlusshandlung aufgrund einer emotionalen Ausnahmesituation“.

"Es war eine emotionale Explosion"

Die Staatsanwältin sprach von einer Hinrichtung, einer geplanten Abrechnung und einem "beispiellosen Verbrechen". Der Angeklagte sei schwer bewaffnet zu dem Haus gefahren, mit einer voll beladenen Schusswaffe und zwei zusätzlichen Magazinen aus dem Auto gestiegen, er habe auf sie gewartet und schließlich die Schüsse abgegeben.

Die beiden Frauen verbluteten. Bereits vor der Polizei fand der bisher unbescholtene Salzburger und Vater von zwei Kindern keine Erklärung für die Tat. Er beteuerte, die 50-Jährige "abgöttisch" geliebt zu haben. Sein Verteidiger Andreas Schweitzer meinte, "es war eine emotionale Explosion, die zu dieser wahnsinnigen Tat geführt hat". Es habe sich nicht um einen geplanten Mord oder eine Hinrichtung gehandelt, sondern "um eine Art Overkill".

Von Cobra in Abersee gestellt

Die Emotionen hätten sich bei dem Angeklagten aufgrund des Konfliktes mit der Mutter und dem Bruder der 50-Jährigen aufgestaut, sagte der Verteidiger. Sein Mandant sei immer wieder mit diskreditierenden Aussagen konfrontiert worden. "Er wurde als Sozialschmarotzer, als Nichtsnutz bezeichnet", der nur auf das Vermögen und das Haus der 50-Jährigen aus gewesen sei, mit der er seit November 2020 eine Beziehung geführt habe. Da aber Mutter und Bruder dagegen gewesen seien, hätten sich die beiden zuletzt nur mehr heimlich getroffen. Der Angeklagte selbst schilderte dem vorsitzenden Richter Philipp Grosser von Treffen auf Parkplätzen vor Einkaufszentren und Supermärkten und auch von nächtlichen Zusammenkünften im Haus des späteren Opfers. "Sie hat mir die Terrassentüre offengelassen."

Vor Gericht entschuldigte sich der Angeklagte bei der Familie des Opfers für die Tat. "Das Ganze tut mir immens leid. Ja, ich habe geschossen. Ich war in der Situation total neben mir, ich habe mich neben meinem Körper gefühlt." Danach flüchtete der Salzburger mit seinem Wagen. Er wurde am 6. Mai um 4.30 Uhr in Abersee am Wolfgangsee festgenommen, nachdem er einer Ex-Lebensgefährtin am Handy die Tat gestanden, sich der Cobra gestellt und zuvor Suizid angekündigt hatte. Die Beamten stellten bei ihm zwei geladene Schusswaffen und 106 Patronen sicher, die er legal besessen hatte. Wegen der in einem Gerichtsgutachten attestierten Gefährlichkeit und Persönlichkeitsstörung des Mannes beantragte die Staatsanwaltschaft eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme, aber zurechnungsfähige Rechtsbrecher.

Konflikt mit Bruder und Mutter

Die Konflikte zwischen dem Bruder der getöteten 50-Jährigen, der Mutter und dem Angeklagten hat auch die Staatsanwältin bei dem Prozess thematisiert. "Die Animositäten haben sich stetig gesteigert." Der Beschuldigte soll die Frau auch gestalkt haben. Am Tag der Bluttat habe er ihr drei E-Mails geschickt haben, die unbeantwortet geblieben sind. Schließlich wartete er am Abend solange, bis sie vom gegenüberliegenden Haus der Mutter in ihr eigenes Haus zurückkehrte. Zuvor trank er bei einem nahe gelegenen See noch fünf bis sechs Dosen Bier.

Beim Wiedersehen mit seiner Freundin "hat sie sich gefreut, mich zu sehen. Wir haben uns im Vorhaus umarmt und geküsst", sagte der Angeklagte zum Richter. Plötzlich sei die Eingangstüre aufgeflogen und die Mutter hereingekommen, die ihn wüst beschimpft habe. "Ich habe keine Erklärung, warum ich auf meine Liebe geschossen habe", betonte der Salzburger erneut.

Streit führt in Wals zu Doppelmord

Die Auseinandersetzungen mit der Familie der 50-Jährigen und dem Angeklagten, der zuletzt als Sicherheitsfachkraft in Tirol tätig war, samt den gegenseitigen Schuldzuweisungen sind auch aktenkundig. Bei einem klärenden Gespräch der Beteiligten vor der Polizei soll die Frau gesagt haben, dass sie die Beziehung mit dem Salzburger ruhen lassen wolle. Den Behörden zufolge habe sich der Mann damit einverstanden gezeigt und erklärt, er werde sich von der Frau und ihrem Bruder fernhalten. Alle Gesprächsbeteiligten sollen erklärt haben, von einer (weiteren) Anzeige Abstand zu nehmen.

Der Verteidiger, der auch Berufsdetektiv und Präsident des Österreichischen Detektiv-Verbandes ist, merkte noch an, dass der Bruder versucht haben solle, seinen Mandanten nicht nur bei der Schwester, sondern auch bei anderen Personen schlecht zu machen.

Der Prozess soll am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt werden.

(Quelle: SALZBURG24/APA)

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