Die Ursachen für die Großinsolvenz liegen laut Unternehmen im Wegfall eines Großauftrags im Jahr 2016 und in einem signifikanten Umsatzrückgang ab 2020 durch die Coronakrise. Unklar ist, ob das Unternehmen fortgeführt werden kann.
Passiva von 27,29 Mio. Euro
Wie der KSV1870 berichtete, dürften die Passiva nach ersten Informationen 27,29 Millionen Euro (Liquidationswert) betragen, auf der Aktiva-Seite würden 23,35 Millionen Euro stehen. Die vorgelegte Fortbestandsprognose ergebe ein vorerst negatives Ergebnis. Die Sanierbarkeit des Unternehmens werde noch gesondert zu prüfen sein. Nicht betroffen vom Konkurs ist ein Tochter-Werk in Tschechien, das sich auf die Verpackung von Süßwaren und Lebensmitteln spezialisiert hat.
Umsatz-Rückgang während Pandemie
Obwohl man in den vergangenen Jahren Gewinne erzielen habe können, sei das Unternehmen ab 2020 schwer von der Corona-Pandemie getroffen worden, schrieb Geschäftsführer Christian Schügerl am Montag in einem der APA vorliegenden E-Mail an Mitarbeiter und Geschäftspartner. Aufgrund des massiven Rückgangs von Touristen, Veranstaltungen und Anlässen wie Geburtstags- und Hochzeitsfeiern sei die Nachfrage nach den Süßwaren von Salzburg Schokolade gesunken - was zu einem signifikanten Umsatzrückgang geführt habe. Zudem seien Süßwarenfachgeschäfte in Wien und Salzburg wegen fehlender Touristen teilweise wochenlang geschlossen gewesen.
Grödiger Firma mit erheblichen Verlusten
Den Umsatzrückgang aus dem Vorjahr habe man im neuen Geschäftsjahr nur teilweise kompensieren können. Trotz neuer Kunden im Exportgeschäft und der staatlichen Corona-Hilfen werde man wie im Vorjahr heuer erneut einen erheblichen Verlust einfahren. "Der aktuelle Lockdown und erhebliche Kostensteigungen bei Rohstoffen, Energie, Löhnen, Logistikkosten und Verpackungsmaterialien waren weitere Gründe", so Schügerl weiter. Er habe darum heute, Montag, den Insolvenzantrag eingebracht.
Den Mitarbeitern können die Novemberlöhne und -Gehälter und das Weihnachtsgeld nicht überwiesen werden. Das Unternehmen verwies auf den Insolvenzentgeltfonds, der die Zahlungen sichere und riet den Beschäftigten, die Arbeiterkammer (AK) zu kontaktieren. Der Salzburger AK-Präsident Peter Eder sagte den betroffenen Mitarbeitern am Montagabend im APA-Gespräch Unterstützung zu. Zunächst werde man aber noch warten, wer morgen als Masseverwalter eingesetzt wird. "Wir wollen dann alles in die Wege leiten, damit sich die Menschen zumindest über Weihnachten finanziell keine Sorgen machen müssen."
Salzburg Schokolade mit langer Tradition
Bekannt ist Salzburg Schokolade nicht nur für Süßigkeiten für den Endverbraucher - etwa seine Marken Bobby Schokoriegel, "Maria Theresia"-Taler und Salzburg Confisérie. Das Traditionsunternehmen stellt exklusiv für den US-Konzern Mondelez auch die "Echte Salzburger Mozartkugel" von Mirabell her. Außerdem beliefert die Firma Großverbraucher wie Bäckereien und Konditoren unter der Marke "nordpol" Halbfabrikate wie Nougat, Marzipan, Couverturen, Waffeln oder Glasuren.
Unternehmen 1897 gegründet
Das Unternehmen wurde 1897 unter dem Namen Rajsigl-Süßwarenfabrik in der Stadt Salzburg gegründet und übersiedelte 1956 ganz nach Grödig. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört das Gros der Anteile seit dem Jahr 2014 der Philipp Harmer Beteiligungs-GmbH, Geschäftsführer Christian Schügerl hält einen kleinen Teil am Unternehmen. Während der Umsatz im Jahr 2019 noch 28,7 Millionen Euro betrug, sank er laut Angaben des Alpenländischen Kreditorenverbands im Coronajahr 2020 um sieben Millionen Euro (24,4 Prozent) auf 21,7 Millionen Euro. Die Bücher wiesen für 2020 einen Verlust von rund 1,2 Millionen Euro aus.
Offen blieb am Dienstag, was das Insolvenz-Verfahren für die Produktion der Mirabell-Mozartkugeln bedeutet. Dabei geht es um die Frage, ob und wie lange die Kugeln noch in Grödig produziert werden können und wie ein Ausfall der Fertigung vom US-Süßwarengiganten kompensiert werden könnte. "Wir treten mit dem Unternehmen Salzburg Schokolade in den Austausch und werden die nächsten Schritte evaluieren", teilte eine Sprecherin von Mondelez dazu auf APA-Anfrage mit und bat zugleich um Verständnis, dass man im Moment nicht mehr zu der Situation sagen könne.
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