Der Direktor des Österreichischen Bauernbundes, Johannes Abentung, sagte im APA-Gespräch, das Manifest sei der Startschuss für ein neues Wirtschaftsprogramm, in dem sich die Bäuerinnen massiv einbringen. Das Programm wurde von Bäuerinnen erarbeitet. "Auf ungefähr 50 Prozent der Höfe gibt es weibliche Betriebsführerinnen, die sitzen bei sämtlichen Entscheidungen am Tisch, tragen das in die Familie mit und sind oft näher am Markt", so Abentung.
Bäuerinnen schlagen mit Hilferuf Alarm
Im Manifest der Bäuerinnen, den man auch als Hilferuf interpretieren kann, heißt es etwa, dass "die meisten von uns, seien wir offen, die wirtschaftliche Situation unserer Familien als unerträglich erleben". Und: "Österreichs bäuerliche Landwirtschaftskultur ist vom Aussterben bedroht." Viele würden "unter unerträglichem finanziellen und psychischen Druck leiden". Die Nachfolgegeneration entfremde, verweigere sich diesen Umständen.
Das wird gefordert
Gefordert werden höherpreisige Absatzmöglichkeiten für die hochqualitativen Lebensmittel und ein "einzigartiger Standard für österreichische Nahrungsmittel". Man wolle "wieder Mitbestimmung im Marktprozess erreichen". Als Alternative zu den Konzernmarken wolle man eine eigene Marke positionieren. "Der Bauernbund wird uns dabei unterstützen und eine Plattform für die Diskussion bereitstellen", schreiben die Bäuerinnen. "Lasst uns beginnen. Mit harter Arbeit und ihren Früchten kennen wir uns ja aus." Man lade alle Betroffenen ein, die eigene Zukunft neu zu bestimmen.
Abentung froh, dass sich Frauen einbringen
Als "Mann" zu dem weiblichen Manifest befragt, sagte der Bauernbund-Direktor, er sei "sehr froh, dass sich die Frauen einbringen; es geht um wirkliche Wirtschaftsfragen". "Die Bäuerinnen haben ein viel genaueres Sensorium dafür, dass die Lebensqualität durch teure Investitionen, Verschuldung, Technisierung und den gesellschaftlichen wie moralischen Druck sehr eingeschränkt wird. Sie bringen das auch deutlich zum Ausdruck. Männer verdrängen das vielleicht besser. Aber die Probleme existieren trotzdem."
Wichtig sei aber auch, so Abentung, dass man unter den Bäuerinnen sehr wohl auch Zuversicht und einen Grundoptimismus spüre. "Es geht auch nicht darum, 'der Staat soll und soll', es geht darum, 'was können wir tun'."
Zehn-Punkte-Leitantrag beschlossen
Beschlossen wurde am Samstag beim Bauernbund auch ein Leitantrag mit zehn Punkten. Unter anderem soll das bestehende Versicherungssystem Richtung umfassende Ernteversicherung umgemodelt werden. Gefordert werden auch mehr Maßnahmen in der Absatzforderung und das Überwinden des Russland-Embargos durch einen politischen Dialog. Nicht zuletzt solle auch das Bestbieterprinzip in Bezug auf regionale Produkte und Lebensmittel auf verarbeitete Produkte über Butter hinaus ausgeweitet werden.
Wahlen standen beim Bundesbauernrat diesmal keine an. Es handelte sich um ein "programmatisches" Treffen.
(APA)
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