Tiere bedingt familientauglich

Wieso Herdenschutzhunde Besitzer vor Probleme stellen können

Herdenschutzhund Eddy mit Dr. Marianne Wondrak, Tierärztin auf Gut Aiderbichl.
Veröffentlicht: 16. August 2023 10:20 Uhr
Immer mehr Hilferufe von überforderten Besitzer:innen von Herdenschutzhunden erreichen derzeit den Tiergnadenhof Gut Aiderbichl. Denn die Tiere seien nur bedingt familientauglich. Zudem könnten bald Tiger in Henndorf ein Zuhause finden.
Johannes Posani

Mit einem Maulkorb und einem Wassernapf vor der Schnauze saß Herdenschutzhund Eddy unlängst stundenlang in einer Aufbewahrungsbox vor dem Trainingsgelände einer Salzburger Hundeschule. Der flauschige Vierbeiner wurde offensichtlich seinem Schicksal überlassen. Der Herdenschutzhund landete temporär im Gnadenhof Gut Aiderbichl in Henndorf (Flachgau).

Probleme mit Herdenschutzhunden

Dort registriert man eine steigende Zahl an Hilferufen, Herdenschutzhunde aufzunehmen. „Heuer waren es bereits 30 Herdenschutzhunde und Mischlinge“, heißt es auf SALZBURG24-Nachfrage. Bei diesen Vierbeinern handelt es sich um echte Kraftpakete, deren Rasse über Jahrhunderte lang dafür trainiert worden war, selbstständig eine ganze Herde zu beschützen. Durch die Rückkehr des Wolfes in Salzburg flammte die Debatte über den Herdenschutz und Herdenschutzhunde unlängst neu auf.

In einem städtischen Umfeld und in unerfahrenen Händen könne man jedoch rasch mit den kräftigen Tieren überfordert sein, mahnt das Gut Aiderbichl am Mittwoch in einer Aussendung. „Denn nicht nur die Herde wird konsequent beschützt, sondern auch das eigene Rudel oder Territorium, wie zum Beispiel familieneigene Kinder, die Wohnung oder der Garten.“ Daher komme es auch immer wieder zu Zwischenfällen mit vermeintlichen „Eindringlingen“, wie Postboten oder anderen hausfremden Personen. Wegen der stattlichen Größe der Tiere können ernsthafte Verletzungen die Folge sein.

Gefahren, wo keine sind

„Die Tiere sind grundsätzlich nicht aggressiv oder greifen grundlos an, sie wittern jedoch im menschlichen Alltag oft Gefahren, wo gar keine sind,“ erklärt Dr. Marianne Wondrak, Tierärztin auf Gut Aiderbichl. Sie mahnt daher, sich bei der Anschaffung eines Hundes gut zu überlegen, welche Rasse man sich ins Haus holt. „Viele Personen sind sich nicht bewusst, dass es große Verhaltensunterschiede zwischen den Hunderassen gibt“, unterstreicht Wondrak.

So setzt bei Herdenschutzhunden die Pubertät deutlich später ein als bei anderen Rassen. Der starke Wach- und Schutzinstinkt erwacht oft erst im Alter von drei Jahren. Bis dahin tolerieren sie auch Besucher:innen recht gut. Die plötzliche Verhaltensveränderung des Hundes sei dann für viele Halter:innen ein großer Schock. Für viele werde das Zusammenleben mit ihrem Vierbeiner im Alltag so zu einem großen Problem.

Tiere werden resozialisiert

Vermehrt erreichen deshalb auch Gut Aiderbichl Hilferufe, Herdenschutzhunde aufzunehmen. Viele Hunde dieser Rasse würden in Privathand aufgrund von Überforderung auch in Zwingern „weggesperrt“, an der Kette gehalten. Diese Rasse ist jedoch die Freiheit und selbstständiges Arbeiten gewohnt. So würden Hundehalter nur das Gegenteil erreichen: Die Hunde seien schwer traumatisiert und verhaltensauffällig. Falsches oder mangelhaftes Training würden alles nur schlimmer machen. Es entstehe ein Teufelskreis, der leider oftmals in der Euthanasie wegen „nicht händelbarer Aggression“ beim Tierarzt ende, mahnt das Gut Aiderbichl. „Verantwortlich ist dabei nicht der Hund, der seinem antrainierten Instinkt folgt, sondern das fehlende Verständnis für die Bedürfnisse dieser Rasse,“ so Dr. Wondrak.

Gut Aiderbichl arbeitet daher nun mit dem Verein „Secure Base Kompetenzförderung für Herdenschutzhunde“ zusammen. Dort konnten bislang 51 stark verhaltensauffällige Herdenschutzhunde resozialisiert und vermittelt werden. „Wir hoffen, dass Eddy bald einer von ihnen ist“, erklärt die Gut-Aiderbichl-Tierärztin.

Tiger auf Gut Aiderbichl?

Der Gnadenhof im Salzburger Flachgau könnte zudem bald exotischen Zuwachs erhalten: Fünf Bengal-Tiger suchen dringend ein neues Zuhause, aktuell warte man auf die Bewilligung der Behörden, heißt es auf Mittwochvormittag auf S24-Nachfrage.

Sandy, Floy, Tango, Roxy und Sonja – so die Namen der Raubkatzen – gehörten zum so genannten „Moskauer Zirkus“ in Deutschland, wo die Besucher:innen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges aber ausgeblieben seien, berichtet die „Krone“. Nun könnten die Tiere künftig in Salzburg ein neues Zuhause finden.

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(Quelle: salzburg24)

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