Die Hitze der vergangenen Tage war nicht nur für uns Menschen unangenehm, sondern setzt auch der heimischen Tierwelt zu. Denn junge Vögel und Eichhörnchen fliehen bei zu hohen Temperaturen regelrecht aus ihren Nestern. Für viele von ihnen kommt der Auszug aus dem "Elternhaus" aber zu früh und kann tödlich enden, wenn sie keine menschliche Unterstützung bekommen.
Vogelbabys springen aus Nestern
Gerade unter Dächern könnten sich die Brutstätten von Vögeln im Sommer stark aufheizen, erklärt Lisa Sernow, Kuratorin des Salzburger Zoos, heute im Gespräch mit SALZBURG24. Um ihre Küken abzukühlen, würden die Vogeleltern ihnen mit den Flügeln Luft zufächeln. Im urbanen Raum sei das aber nicht immer ausreichend. Bei großer Hitze könne es dann vorkommen, dass die Babyvögel vor der Hitze flüchten und zu früh aus ihren Nestern springen.
Unverletzte Küken zurücksetzen
Auf menschliche Hilfe seien dann vor allem sogenannte "Nestlinge" angewiesen. Das sind jene Babyvögel, die noch kein vollständiges Federkleid besitzen. Für sie bedeute die verfrühte Nestflucht den Tod, wenn sie keine Hilfe bekommen, weiß die Biologin. Denn sie sind Fressfeinden ausgeliefert und werden von den Eltern nicht gefüttert. Unverletzte Küken könne man einfach wieder zurück in ihr Nest setzen.
Kein Wasser geben
Fehlt dem Tier etwas, rät Sernow, es beim nächsten Tierarzt oder einer Wildtierstation abzugeben. Auch der Zoo selbst nehme pflegebedürftige Tiere auf. Von Füttern und Tränken solle man absehen, denn die Luftröhre liegt bei Vögeln im Schnabel. Gibt man direkt Wasser hinein, würde man das Tier ertränken. "Höchstens mal einen Tropfen Wasser seitlich an den Schnabel kann man geben", ist die Empfehlung der Expertin. "Die schlecken den selber weg."
Bei „Ästlingen“, also jenen Vogelkindern, die bereits voll befiedert sind und schon selbstständig sitzen können, sei die frühe Nestflucht weniger problematisch. "Die werden am Boden noch von den Eltern gefüttert", weiß die Biologin. Hier gilt: Einfach in Ruhe lassen.
Nistkasten schattig platzieren
Wer einen Nistkasten zur Verfügung stellen möchte, kann schon im Voraus darauf achten, dass den gefiederten Gästen im Sommer nicht zu heiß wird. Ein schattiger Platz etwa sei besser geeignet für die Bruthilfe als ein sonniger, meint Sernow. "Außerdem sollte man beim Material darauf achten, dass es gut isoliert."
„Ausweichkobel“ bei Eichhörnchen
Vom Phänomen der verfrühten Nestflucht sind aber nicht nur Vögel, sondern auch Eichhörnchen betroffen. "Auch deren Kobeln heizen sich im Sommer teils stark auf", weiß Carmen Haslinger von der Eichhörnchenhilfe Salzburg. Zwar hätten die Elterntiere immer mehrere "Ausweichkobel", trotzdem könne die Hitze den empfindlichen Babys zum Verhängnis werden, erzählt sie heute S24-Gespräch.
Babys in heißem Nest vergessen
Im Idealfall würden die Muttertiere ihre Kinder bei hohen Temperaturen in einen kühleren Kobel tragen. Es käme aber auch vor, dass sie sich alleine zum Schlafen zurückziehen und ihre Babys zurücklassen. "Denen ist dann zu heiß. Sie verlassen das Nest, suchen ihre Mutter und stürzen ab", so die Tierschützerin. Weil menschlicher Geruch die Eichhörnchenmütter nicht stört, könne man unverletzte Babys einfach zurück in ihren Kobel setzen. Mit verletzten Eichhörnchenkinder solle man sich an eine Wildtierstation wenden.
Hitzetage in Österreich verdreifacht
Ob sich die Situation in den kommenden Jahren bessern wird, ist mehr als fraglich. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Hitzetage laut ZAMG beinahe verdreifacht. Wahrscheinlicher ist also, dass die hohen Temperaturen auch in Zukunft Salzburgs Vögel und Eichhörnchen plagen wird.
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