„Es gibt viele Widersprüche und keine klaren Maßnahmen, die uns Sicherheit geben würden in diesen turbulenten Zeiten. Und der Personalmangel ist gerade unser größtes Problem.“ So fasst Ilona Schwaiger, Pädagogin und Stellvertreterin der „Berufsgruppe der Pädagoginnen in Kinderbildungseinrichtungen in Salzburg“ (BPKS), die aktuelle Situation gegenüber SALZBURG24 zusammen.
Kein Notfallplan für Eltern bei Schließung
Die Bildungsampel ist in ganz Salzburg aktuell auf orange – obwohl das Bundesland auf der Corona-Ampel tiefrot ist. Schon vor dem zweiten Lockdown hat es in Salzburg einzelne Kindergarten-Schließungen gegeben, etwa in Adnet (Tennengau). Die Politik ist sich mittlerweile aber einig, dass sie so lange es geht offen bleiben sollen. Laut Schwaiger habe es etwas gedauert, aber jetzt „ist ihnen bewusst geworden, dass wir systemrelevant sind.“ Eine Alternative werde den Eltern im Falle einer Schließung trotzdem nicht angeboten. Sie müssen sich laut Schwaiger dann selbst um die Betreuung kümmern.

Kritik an „Kann-Darf-Soll-Bestimmungen“
„Wir erleben das als sehr unsichere Zeit“, schildert Birgit Wallmann, Leiterin des Kindergartens in Elsbethen (Flachgau). Sie übt vor allem Kritik an den „Kann-Darf-Soll-Bestimmungen“ und Widersprüchen der Politik. Im Gespräch mit S24 merkt sie etwa an, dass Eltern den Kindergarten betreten dürfen, bei einem Martinsfest im kleinen Rahmen an der frischen Luft solle man sie aber nicht einladen (wir haben berichtet).
„Oft fühlt man sich im Stich gelassen“
Eine einheitliche Vorgehensweise vermisst auch Schwaiger. Die Politik sei „froh über individuelle und kreative Lösungen der Pädagoginnen. Wie sieht es bei aller Kreativität dann aber rechtlich aus? Bei der Aufsichtspflicht?“ Diese Entscheidungen würden auf die Leiterinnen abgewälzt. Etwa, ob man Gruppen wegen Personalmangels zusammenlegen darf, obwohl man sie eigentlich nicht vermischen sollte. Und was, wenn es dann einen positiven Fall gibt? Oder, ob man die Gruppe allein lassen darf, um zur Tür zu gehen und ein Kind abzuholen bzw. den Eltern zu übergeben. Das seien Bauchweh-Entscheidungen. „Und oft fühlt man sich dann einfach im Stich gelassen.“
Generell sind die Maßnahmen richtig, sind sich die Pädagoginnen einig. Die Umsetzung werde aber erschwert. Als Beispiel nennt Wallmann das Betretungsverbot: Mal gilt es für zwei Wochen, dann ist es wieder aufgehoben. Wallmann handhabt es in ihrer Einrichtung deshalb schon seit Beginn des Kindergartenjahres so, dass die Kinder an der Tür abgegeben werden. Um ihnen – trotz der Umstände – Kontinuität zu vermitteln. „Der Mensch ist einfach ein Gewohnheitstier und bei den Kindern ist das dasselbe. Das Hin und Her tut ihnen gar nicht gut“, sagt Schwaiger. Derzeit würden Maßnahmen gesetzt, ohne die Folgen zu berücksichtigen.
Personalmangel erschwert Arbeit in Kindergärten
Eklatant bemerkbar macht sich jetzt der schon seit Jahren bestehende Personalmangel. Abhilfe schaffen könnte ein Pool an Springerinnen, den fordere man schon lange, erläutert Schwaiger. Den Grund für die fehlenden Fachkräfte sehen Schwaiger und Wallmann darin, dass der Beruf nicht attraktiver gemacht wird, zum Beispiel durch ein höheres Gehalt. „Wir sind eigentlich nur mehr am Löcher stopfen“, zeigt Schwaiger auf. Wenn andauernd Pädagoginnen aus den Gruppen abgezogen werden, könne man auch die Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleisten: „Es ist eine rechtliche Gratwanderung.“
Schließung wäre „Super-GAU“
Die Kinder in ihren Einrichtungen würden die Turbulenzen der aktuellen Zeit aber gut wegstecken, beobachten die beiden Pädagoginnen. „Das ist für die Kinder nicht mehr beängstigend, da ist kein Stress mehr dahinter“, teilt Wallmann ihre Einschätzung. „Im Kindergarten sind sie ja Gott sei Dank in einem recht geschützten Rahmen“, so Schwaiger. Eine Schließung des Kindergartens wäre deshalb „der Super-GAU“, betont Wallmann: „Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“
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