Etwa 80 Prozent aller Männer und Frauen infizieren sich im Lauf ihres Lebens durch Hautkontakt mit humanen Papillomaviren (HPV), erläuterte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag bei einem Medientermin.
HPV kann Krebsarten auslösen
Die Infektion selbst verläuft unbemerkt, kann jedoch Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten wie Anal- und Peniskrebs oder Mund-Rachen-Krebs auslösen. Über diese potenziell tödlichen Tumore hinaus verursachen bestimmte HPV-Typen auch lästige Genitalwarzen. Diese Krankheiten kann die HPV-Impfung zu 95 Prozent verhindern, versicherte Mediziner Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. HPV verursache 6.000 Eingriffe jährlich in Österreich, inklusive Feigwarzen und Konisationen.
In Europa werden jährlich 33.500 neue Gebärmutterhalskrebs-Fälle registriert. Etwa 15.000 Frauen sterben an den Folgen der Krankheit.
Warum die HPV-Impfung wichtig ist
Bei uns in Österreich treten jährlich rund 400 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs auf – bis zu 180 Todesfälle sind darauf zurückzuführen. Gebärmutterhalskrebs stellt weltweit die zweithäufigste Krebsform und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Frauen dar, die sich nahezu allesamt durch die Impfung vermeiden lassen.
Die HPV-Impfung steht seit 1. Februar für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kostenlos zur Verfügung. Seither wurden österreichweit 79.286 HPV-Impfungen verabreicht – das seien fast doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein Drittel ging österreichweit an Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren, ein weiteres Drittel waren kostenlose Impfungen bis zum 21. Geburtstag. Zusätzlich wurden 16.353 Dosen an Erwachsene bis 30 Jahre auf eigene Kosten verabreicht. Die Kosten für die HPV-Impfung betragen für Erwachsene in der Regel um 600 Euro.
Im Land Salzburg wurden seit Februar 2023 insgesamt 3.173 HPV-Impfungen verabreicht, heißt es am Montag auf SALZBURG24-Anfrage aus dem Büro von Gesundheits-Landesrätin Daniela Gutschi (ÖVP). Seit Februar 2021 waren es bisher 11.426 Immunisierungen gegen HPV.
Bei den Zahlen besteht laut Gesundheitsminister Rauch aber noch Luft nach oben. "Dort wo wir nicht gut sind, ist die Durchimpfungsrate", sagte auch Mediziner Sevelda. Diese wird auf 40 bis 50 Prozent in der Altersgruppe für die kostenlose HPV-Impfung geschätzt.In den Altersgruppen darüber hinaus gebe es wenig Daten, es sei daher das Ziel, dass die HPV-Impfung im E-Impfpass dokumentiert werden muss. Österreich habe sich bei der Weltgesundheitsorganisation WHO dazu verpflichtet, bis 2030 bei Mädchen bis 15 Jahren eine HPV-Durchimpfungsrate von 90 Prozent zu erzielen, sagte Sevelda.
Rauch: "Impfen immer persönliche Entscheidung"
Eine neue Kampagne für die kostenlose HPV-Impfung gegen mehrere Krebsarten zielt laut Slogan auf die Pubertät als "das beste Alter" für die Immunisierung ab. "Das beste Alter, um sich impfen zulassen, ist jetzt. Das soll unsere Kampagne vermitteln", betonte Gesundheitsminister Rauch am Montag. "Impfen ist immer eine persönliche Entscheidung. Wir müssen sicherstellen, dass junge Menschen und Eltern bestens informiert sind, wenn sie diese Entscheidung treffen." Ideal sei die HPV-Impfung im Alter von neun bis elf Jahren – vor den ersten Sexualkontakten.
Die Kampagne zielt laut Rauch einerseits auf Erziehungsberechtigte ab. Es solle verhindert werden, dass den Kindern die Impfung aus Angst oder Unwissenheit vorenthalten wird. Außerdem sollen sich speziell auch Jugendliche ab 14 Jahren direkt angesprochen fühlen, die ab neun Jahren gratis angebotene Impfung nachzuholen. Ab 14 Jahren darf man sich in Österreich eigenverantwortlich – also auch ohne Einverständnis der Eltern – für eine Impfung entscheiden, so Rauch.
Gratis HPV-Impfung in Salzburg
Salzburger Schülerinnen und Schüler erhalten die kostenlose HPV-Impfung üblicherweise bei Schulimpfaktionen in der vierten Schulstufe. Für den Bezirk Salzburg-Umgebung werden Nachholimpfungen derzeit in der Impfstraße im Airport-Center angeboten. Versäumte Impfungen können bis zum 21. Geburtstag in den Gesundheitsämtern der Bezirkshauptmannschaften und beim Magistrat Salzburg nachgeholt werden.
Alles zu HPV-Impfungen in Salzburg
Ab dem zwölften bis zum 21. Geburtstag besteht auch bei dem:der Hausärzt:in eures Vertrauens die Möglichkeit, die HPV-Impfung nachzuholen.
Informationen über kostenlose Impfung
Mit der neuen Kampagne wird in den nächsten Wochen eine Million Euro in Information und Aufklärung investiert, das "ist notwendig", betonte der Gesundheitsminister. Die Sujets würden im öffentlichen Raum und in Sozialen Medien stark sichtbar sein und teils auch in Schulen. "Es wird nicht mit einer Kampagne getan sein", sagte Sevelda. Er verwies auf die hohe Durchimpfungsrate bei der Zecken-Impfung (FSME) in Österreich, wo es zahlreiche Kampagnen gegeben habe. Es brauche einen Schulterschluss in der Gesellschaft, dass allen bewusst ist, wie wichtig die HPV-Impfung ist "und wie sehr wir damit schützen können, dass unsere Kinder nicht an diesen Erkrankungen leiden müssen".
"Es ist wichtig, dass es diese Aufklärung geben wird", sagte die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Rihab Toumi, bei der Pressekonferenz. Nur wer Informationen habe, "kann entscheiden, ob er die Impfung in Anspruch nimmt".
Die Sozialistische Jugend (SJ) forderte indes in einer Aussendung die Ausweitung der Altersgrenze für die kostenlose HPV-Impfung "für alle unter 30".
Kommentare
barz
Impfen ist immer eine persönliche Entscheidung? Das war aber vor Jahren noch ganz anders.
Ered
barz, denn es gab lange eine Impfpflicht in Österreich, und so lange ist es noch gar nicht her, da wollte die FPÖ eine Impfpflicht haben. https://www.derstandard.at/story/2000131838327/als-dagmar-belakowitsch-und-die-fpoe-fuer-eine-impfpflicht-waren