Das Gerichtsurteil, es ist derzeit noch nicht rechtskräftig, sorgt nicht nur in Tirol für helle Aufregung unter Landwirten, Touristikern und Politikern. Auch in Salzburg zerbrechen sich Almbauern den Kopf darüber, was es für künftige Zusammenstöße zwischen Tier und Menschen bedeuten kann.
Lungauer Almbauer: "Kühe sind aufgesprungen"
Einer davon ist der Lungauer Gottfried Gruber. Seit drei Generationen – und damit mehr als 100 Jahre lang – bewirtschaftet seine Familie eine Alm im Naturpark Riedingtal bei Zederhaus. Nahe der Landwirtschaft grasen zwischen zehn und zwölf Kühe auf ihrer Weide. Eine Kuh-Attacke musste Gruber noch nicht erleben. Brenzlige Vorfälle hätte es aber zur genüge gegeben, schildert er im Gespräch mit SALZBURG24.
„Einmal waren Gäste mit drei Hunden auf der Alm. Als sie sich auf den Weg talauswärts machten, bogen sie auf einmal vom Wanderweg ab und liefen mitten durch die Herde. Die Kühe sind natürlich aufgesprungen“, erzählt der Almbauer. Passiert sei zum Glück nichts, auch, weil man Milchkühe habe und keine Mutterkühe: „Da ist der Beschützerinstinkt nicht so ausgeprägt, als wenn die Kuh ein Kalb dabei hat.“
Hund an die kurze Leine nehmen
Das Problem seien für ihn nicht die Hunde per se, sondern das Verhalten mancher Besitzer. Seiner Meinung nach können die Vierbeiner ruhig frei auf den Bergen herumlaufen. „Kommt man aber in die Nähe von Weidetieren, muss man den Hund an die kurze Leine nehmen. Die Kühe sieht man schon von weitem“, findet Gruber.
Viele Hundebesitzer einsichtig
Wie geht der Almbauer selbst damit um, wenn sich Hundebesitzer in seinen Augen fahrlässig verhalten? „Ich spreche sie darauf an, auch meine Eltern, wenn sie es sehen. Die meisten sind auch einsichtig, manche entschuldigen sich sogar.“ Außerdem hat er an seiner Grundstücksgrenze Warnschilder aufgestellt, die auf die Weidetiere aufmerksam machen.
Gruber appelliert an Hausverstand
Verhalten sich die Hundehalter falsch, sollten sie mehr zur Verantwortung gezogen werden, sagt der Landwirt. Er appelliert außerdem an den Hausverstand der Hundebesitzer: „Laufen Hunde in eine Kuhherde, dann wollen sie oft nur spielen. Eine Kuh kann das aber nicht von einem Angriff unterscheiden.“
Runder Tisch nach Kuh-Urteil
In Tirol beraten Almbauern, Landwirtschaftskammer, Touristiker und Politiker am Mittwoch bei einem Runden Tisch, wie man mit dem Urteil gegen den Landwirt umgehen sollte. In der „Tiroler Tageszeitung“ (TT) schlägt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) vor, die Bauern für solche Vorfälle zu versichern. Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Almbauer Josef Hechenberger, überlegt indessen, ob er seine Tiere überhaupt nicht mehr auftreiben soll. Allerdings sei er im Extremfall für die Variante, dass die Wanderer im Tal bleiben und die Tiere auf der Alm, zitiert ihn die TT.
"Verheerend für Almbauern und Tourismus"
Für Gruber ist es wichtig, dass vor allem die Verantwortlichkeit bei solchen Vorfällen geklärt wird. Liegt die Schuld beim Hundebesitzer oder beim Landwirt? Hier sollte Klarheit herrschen, betont er. Von einem Einzäunen der Weideflächen oder einer Sperre der Almen hält er nichts. „Das ist ein sehr tragischer Vorfall in Tirol. Aber, wenn das Urteil rechtskräftig wird, ist das verheerend für die Almbauern und den Tourismus“, ist sich der Almbauer sicher.
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