Mediziner, Politiker und Pflegepersonal forderten in den vergangenen Tagen immer wieder einen Lockdown für alle. In Salzburg brachte diese Maßnahmen zuletzt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) ins Spiel. Bislang weigert sich allerdings Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), er will einen Lockdown für alle vermeiden "so lange es möglich ist", betonte er bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Situation in Spitälern spitzt sich zu
Nach Gesprächen mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) akzeptierte Haslauer letzte Woche den Lockdown für Ungeimpfte in Salzburg nur zähneknirschend. In den Spitälern spitzt sich die Situation bereits derart zu, dass die Salzburger Landeskliniken (SALK) ein Triagierungsteam nominierten. Haslauer stellte am Dienstag einen Fünf-Punkte-Plan vor, mit dem die heimischen Spitäler entlastet werden sollen.
Lockdown für Ungeimpfte ausreichend?
Einen Lockdown für alle sieht dieser Plan weiter nicht vor. Dass sich die aktuell sehr hohen Infektionszahlen mit den bislang geltenden Maßnahmen wie 2-G und Lockdown für Ungeimpfte eindämmen lassen, stellte Mikrobiologe Miachel Wagner von der Uni Wien zuletzt infrage. Ohne "kurzen, harten Lockdown, um die Zahlen massiv nach unten zu bringen", werde es vermutlich nicht gehen.
„Voll-Lockdown“ für Salzburg und Oberösterreich
Die Politik müsse damit anfangen, Maßnahmen zu treffen, "die unangenehm sind", forderte auch ÖGARI-Präsident Walter Hasibeder. Der derzeit gültige Lockdown für Ungeimpfte ist "als Maßnahme alleine zu spät". Vielmehr müssten Salzburg und Oberösterreich in einen "Voll-Lockdown für eine gewisse Zeit", verlangte Hasibeder.
„Welle wird sich weiter fortsetzen“
Doch ein Voll-Lockdown in einzelnen Bundesländer wäre nach Ansicht einiger Experten nicht ausreichend. "Wer glaubt, dass nur Salzburg und Oberösterreich stark betroffen sind, der irrt", sagte etwa Rainer Thell, leitender Oberarzt der Notfallaufnahme in der Klinik Donaustadt. "Die Welle wird sich weiter fortsetzen. Das Weihnachtsgeschäft und die Wintersaison sind in höchster Gefahr, wenn wir jetzt nicht auf die Vollbremse steigen", so der Intensivmediziner.
Weitere Beratungen am Freitag
Die Regierung wird frühestens am Freitag über weitere Maßnahmen zur Eindämmung der dramatischen Corona-Situation in Österreich beraten. Sowohl Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) als auch Justizministerin Alma Zadic (Grüne) verwiesen am Mittwoch nach dem Ministerrat auf die für Freitag geplante Landeshauptleute-Konferenz.
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