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Detaillierter Überblick

Die Gesichter der Schwarz-Blauen Landesregierung

Salzburger ÖVP setzt auf Altbekannte – Pewny und Zauner für FPÖ

Die Schwarz-Blaue Salzburger Landesregierung ist fix: Bei der ÖVP gibt es keine neuen Gesichter, für die FPÖ ist die Regierungsbank im Chiemseehof eine Premiere.

Die Zusammensetzung der neuen Salzburger Landesregierung und die Verteilung der Ressorts ist seit Freitag bekannt. Die ÖVP stellt in der kommenden Legislaturperiode vier der sieben Sitze, die FPÖ drei. Zwei Regierungsmitglieder sind Frauen – zuletzt waren es drei, das aber erst seit vergangenem Spätherbst, denn davor waren es auch nur zwei.

Wilfried Haslauer geht in dritte Amtszeit

Angeführt wird die erste schwarz-blaue Koalition im Bundesland erneut von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer (* 03. Mai 1956). Der 67-Jährige geht in seine dritte Amtszeit und hatte schon bisher bei der Wahl der Regierungspartner Experimentierfreude bewiesen. 2013 formte er eine Dreier-Koalition mit den Grünen und dem Team Stronach, 2018 eine mit den Grünen und den NEOS.

Als Sohn des gleichnamigen Landeshauptmanns der Jahre 1977 bis 1989 kam Haslauer früh mit der Politik in Berührung, drängte aber nie in die erste Reihe. Nach der ÖVP-Wahlniederlage 2004 übernahm er die angeschlagene Salzburger Volkspartei und wurde Landeshauptfrau-Stellvertreter. Ob dem Wahldebakel oder seinem Führungskurs geschuldet: die früher oft nach außen getragenen Bündekämpfe innerhalb der Partei gehören seitdem der Vergangenheit an.

2013 wurde die ÖVP in der Folge des Finanzskandals nach neunjährigem SPÖ-Interregnum wieder zu stärksten Kraft im Land. Der Jurist und Anwalt gilt als belesen und kunstsinnig, als geschickter Stratege mit klar deklarierter konservativer Weltanschauung, der sich entschieden für den Wirtschaftsstandort Salzburg einsetzt. Er wird in der neuen Regierung für die Finanzen und Vermögensverwaltung, Sicherheit und Katastrophenschutz, Angewandte Forschung, Europa-Fragen und die Museen verantwortlich sein. Immer wieder heißt es, er werde keine volle Legislaturperiode mehr ausüben. Haslauer selbst sagt dazu, dass es sein Plan sei, die vollen fünf Jahre im Amt zu bleiben.

Josef Schwaiger: Ein altbekanntes Gesicht

Die dritte Amtsperiode ist es auch für den 57-jährigen ÖVP-Landesrat Josef "Sepp" Schwaiger (* 17. Juli 1965). Seine Agenden in der Regierung sind die Landwirtschaft, Wasser, Energie, Nationalpark, Personal und Sonderorganisation Asyl- und Vertriebenenquartiere. Der Flachgauer studierte Politikwissenschaft in Salzburg und Agrarökonomik an der Boku in Wien und machte eine Ausbildung zum Landwirtschaftslehrer. Seine Familie hat einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb.

Schwaiger trat 1993 in den Landesdienst ein und war Ende der 1990er unter anderem Büroleiter von seinem Amtsvorgänger Sepp Eisl (ÖVP). In der Landesverwaltung legte er später eine steile Karriere hin. 2001 übernahm er die Leitung der Fachabteilung "Entwicklung ländlicher Raum", 2004 schließlich die Führung der gesamten Abteilung Land- und Forstwirtschaft. Er war bis zu seinem Eintritt in die Landesregierung politisch nicht aktiv. Er gilt als eiserner Verfechter der Interessen für die Landwirtschaft (Scheuklappen) und entschiedener Gegner von Raubtieren wie Wölfen oder Bären in Salzburg.

Neue Aufgaben für Stefan Schnöll

Landesrat für Verkehr und Infrastruktur bleibt und neuer LHStv. wird Stefan Schnöll (* 13. März 1988). Dazu erhält er die Ressorts Wirtschaft, Tourismus, Arbeitsmarktpolitik, Gemeinden und Kultur ohne Museen. Der 34-Jährige ist gebürtiger Salzburger, Jurist und gilt seit Jahren als Freund und Vertrauter von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Anfang 2015 übernahm er die Funktion des JVP-Generalsekretärs und löste Kurz im November 2017 als JVP-Chef ab. Von 2013 bis März 2017 war Schnöll zudem Vizepräsident der Jungen Europäischen Volkspartei (YEPP).

Nach dem ÖVP-Sieg bei der Nationalratswahl im Oktober 2017 zog er als Nationalratsabgeordneter ins Parlament ein und war Sportsprecher. Seinen Titel als jüngster Landesrat in der Geschichte von Salzburg muss er jetzt an FPÖ-LHStv. Marlene Svazek abgeben. Der passionierte Hobbysportler spielte einst in der Landesliga Fußball und gilt als begeisterter Radfahrer. Schnöll wird immer wieder als möglicher Nachfolger von LH Haslauer genannt. Er war dafür verantwortlich, dass Salzburg das erste Bundesland war, mit dem sich die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler auf die Einführung des Klimatickets verständigt hatte.

Daniela Gutschi übernimmt Gesundheit

Über langjährige Politikerfahrung verfügt ÖVP-Landesrätin Daniela Gutschi (* 18. Juni 1967). Die 55-Jährige wurde erst im Februar 2021 Teil der Salzburger Landesregierung. Sie folgte damals auf die glücklos agierende Quereinsteigerin Maria Hutter, die kurz davor zurückgetreten war. Gutschi gilt als routinierte Kennerin des politischen Betriebs: Die gebürtige Tirolerin, die es zum Studium nach Salzburg verschlagen hatte, war von 1992 bis 2001 Geschäftsführerin der ÖVP in der Stadt Salzburg. Sie war und ist im ÖAAB tätig und sitzt seit 2013 im Landtag. 2015 wurde sie Klubchefin. Bevor sie Landesrätin wurde, war die als sozial engagiert geltende Politikerin fast 20 Jahr lang im ÖVP-nahen Hilfswerk Salzburg tätig, seit 2008 als Geschäftsführerin. Während sie als Klubobfrau oft einen scharfen Ton vertrat, suchte sie als Regierungsmitglied durchaus auch den Weg zur Opposition, um Dinge voranzutreiben. Als Landesrätin ist sie nun für die Bereiche Bildung, Gesundheit/Spitäler, Frauen, Diversität und Chancengleichheit verantwortlich. Ersteres passt gut: Beide Eltern waren Volksschullehrer, ihr Mann ist Lehrer an einer HTL.

Marlene Svazek jüngste Landesrätin aller Zeiten

Jüngstes Regierungsmitglied in der Geschichte Salzburgs wird neu FPÖ-Obfrau Marlene Svazek (* 13. Mai 1992). Sie ist allerdings an Dienstjahren hinter Haslauer aktuell die zweitälteste Parteichefin im Bundesland. Die 30-Jährige galt bereits früh als politisches Ausnahmetalent. Sie selbst beschreibt sich als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal. Der Einstieg der leidenschaftlichen Jägerin in die Politik erfolgte 2013 als politische Referentin im FPÖ-Landtagsklub, danach war sie ein Jahr lang Assistentin von Harald Vilimsky im EU-Parlament. Nach dem Rauswurf des damaligen Parteichefs Karl Schnell kehrte sie nach Salzburg zurück, wurde 2015 Landesparteisekretärin und 2016 - im Alter von 24 Jahren – zur Landesparteiobfrau gewählt. 2017 zog sie in den Nationalrat ein und im Jänner 2018 wurde sie zur FPÖ-Generalsekretärin bestellt. Ihr Nationalratsmandat behielt sie nur bis zur Salzburger Landtagswahl 2018.

Svazek wurde Chefin des freiheitlichen Landtagsklubs, als Generalsekretärin der Bundespartei zog sie sich zurück. Sie wird gemeinhin dem radikaleren Flügel der FPÖ zugerechnet - auch wenn sie dieses Bild zuletzt zu relativieren versuchte. Svazek betonte mehrfach, rechtsextreme Haltungen hätten in ihrer Partei keinen Platz und griff gegen allzu auffällige Funktionäre durch. Sie ist Vizebürgermeisterin ihrer Heimatgemeinde Großgmain (Flachgau) und gilt als intelligent, ehrgeizig, redegewandt und direkt. Sie übernimmt die Ressorts Natur- und Umweltschutz, Gewerbe, Jagd und Fischerei, Elementarbildung und Kinderbetreuung, sowie Jugend, Familien, Integration und Generationen.

Christian Pewny: Von Radstadt in Chiemseehof

Die Agenden für Soziales, Lebensmittelaufsicht und Verbraucherschutz, Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik sowie Lehrlingsförderung gehen an Christian Pewny (* 17. Mai 1967), den FPÖ-Bürgermeister von Radstadt im Salzburger Pongau. Der 55-jährige Wirtschaftkammerfunktionär ist Fahrschulbesitzer und war Landesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft Salzburg und saß im Bundesvorstand des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender. Vom 9. November 2017 bis zum 22. Oktober 2019 war er FPÖ-Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. Bei den Bürgermeisterwahlen in Salzburg im Jahr 2019 erhielt er in seiner Heimatgemeinde ohne Gegenkandidaten 70 Prozent der Stimmen - damit stellt die FPÖ erstmals seit 2004 wieder einen Bürgermeister im Bundesland.

Wer ist Martin Zauner?

Als Überraschung kann die Präsentation von Martin Zauner (* 05. Mai 1971) als neuer FPÖ-Landesrat für Raumordnung, Grundverkehr, Wohnen und Sport gelten. Der 52-Jährige hat in seiner politischen Vergangenheit freilich früh blaue Luft geschnuppert. Von 1999 bis 2002 war er stellvertretender Obmann im Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) in Salzburg und auch einige Jahre Sekretär im Büro von Ex-FPÖ-Chef Karl Schnell - dort wo viele Jahre später auch die Politikkarriere von Marlene Svazek begann. Und wie die neue LHStv. dürfte auch Zauner nicht im Guten mit seinem ehemaligen Chef geschieden sein. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist der Manager bei der Salzburg AG tätig - zuletzt leitete er dort das Kundenservice. Er hat neben der Arbeit Europäische Energiewirtschaft an der FH in Kufstein studiert und gilt als pragmatischer, gut informierter und gut vorbereiteter Kopf. Er saß einige Jahre für die Freiheitlichen in der Gemeindevertretung seines Wohnortes Bergheim (Flachgau). Zauner ist Mitglied der schlagenden Korporation "Akademische Sängerschaft Hohensalzburg", was diese Woche für Kritik der Grünen sorgte. Die Verbindung bekenne sich etwa offen zu deutsch-völkischem Gedankengut. Zauner meinte dazu, dass er dort zwar Mitglied, aber nicht mehr aktiv sei.

(Quelle: APA)

Aufgerufen am 04.06.2023 um 12:43 auf https://www.salzburg24.at/news/salzburg/neue-gesichter-der-salzburger-oevp-fpoe-regierung-im-ueberblick-139373674

Kommentare

GD_salzburg

Das glaubst auch nur du ;-) dann schau mal nach St. Gilgen, wo man gerade Stiegl ein mega Baugrundstück zugeschustert hat ;-) der FPÖ war der „kleine Mann“ immer schon egal, auch die betreiben (wie die ÖVP) nur Klientelpolitik. Schlimm nur, dass sich auch die anderen Parteien in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet haben. Mit MMM an ihrer Seite wird Salzburg nur mehr für die gut situierten Jankerträger und unsere Festspielgäste leistbar bleiben.

firefox

Warum hat Zauner als Leiter vom Kundenservice der Salzburg AG eigentlich nicht gegen die hohen Strompreise protestiert ? Das eigene Hemd doch etwas zu nahe, sein Managergehalt bei der Salzburg AG dürfte doch ansehnlich sein.

Mosi

Wünsche der neuen Landesregierung alles Gute und viel Erfolg, schlechter wie unter Grün-NEOS kann es nämlich nicht mehr werden!

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