"Zwickt‘s mi, i man i tram" – mit diesen Worten eines bekannten Liedes von Wolfgang Ambros beschreibt die Salzburgerin Cristina Lazar einen besonderen Urlaub im Gespräch mit SALZBURG24. Die 45-Jährige ist alleinerziehende Mutter zweier Söhne im Alter von 15 und 16 Jahren. Nachdem die drei über Jahre hinweg von ihrem Ehemann beziehungsweise Vater psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt waren, kamen sie gemeinsam im Sommer 2016 im Frauenhaus Pinzgau unter. Dort erfuhr Lazar erstmals Sicherheit und konnte ihre traumatischen Erlebnisse mit therapeutischer Hilfe aufarbeiten.
Urlaub für Familie mit Schicksalsschlägen
Doch nicht nur Psychotherapien sind wichtig für die seelische Gesundheit, auch Urlaube. Die Hilfsorganisation Global Family will diese Auszeiten ebensolchen Familien kostenlos ermöglichen. Dazu steht die Einrichtung in Kontakt mit Frauenhäusern, der Wohltätigkeitsorganisation Pro-Juventute oder auch dem Innenministerium. Mehr als 300 Partner-Hoteliers beteiligen sich und bieten Menschen in prekären Lebenssituationen die Möglichkeit zu einem kostenfreien Urlaub.
Hoteliers heißen Familie willkommen
Für Lazar war es als alleinerziehende Mutter zuvor aus finanziellen Gründen schlicht unmöglich, mit ihren Burschen auf Urlaub fahren zu können. Im Winter 2017 war es aber dann so weit: Global Family ermöglichte der kleinen Familie eine einwöchige Auszeit im Klosterbräu in Seefeld in Tirol. Vor Ort angekommen, wurden sie herzlich von Gastgeberfamilie Seyrling empfangen. "Ich konnte das gar nicht glauben. Warum sind die so nett zu uns? Familie Seyrling hat uns nie spüren lassen, dass wir kein Geld haben", erinnert sich die 45-Jährige im Interview zurück.
Unbeschwerte Tage in Tirol
Die Gastgeber hätten ihr und ihren Söhnen derart viel Respekt, Anerkennung und Zuneigung entgegengebracht, dass sie in nur fünf Tagen so viel Kraft wie nie zuvor tanken hätte können. "Auch die Jungs sind regelrecht aufgeblüht", schwelgt die 45-Jährige in Erinnerungen. Tagsüber ging es zum Skifahren auf die Piste, am Abend gab es Essen vom Buffet und danach Unterhaltung in Form von Musik und Zaubershows an der Bar.
"Hundert Therapeuten schaffen das nicht"
"Es ist unvorstellbar, was das mit uns gemacht hat. Hundert Therapeuten schaffen es nicht, einem so viel Kraft zu geben", beschreibt die 45-Jährige den durch den Urlaub ausgelösten Perspektivenwechsel. Vor allem die Kinder hätten von ein paar Tagen voller Leichtigkeit profitiert. "Die Ferien wirkten sich positiv auf die schulische Leistung der Jungs aus. Außerdem konnten sie anderen erzählen, dass auch sie auf Urlaub waren." Lazar konnte ihren Lebenswillen und Glauben an die Menschen wieder entdecken, wie sie weiter erzählt. "Es hat mich zu einem besseren Menschen gemacht."
Urlaub bringt Perspektivenwechsel
Wie wichtig solche Urlaube für die Familien sind, weiß auch Global Family-Gründer Karl Auer-Polaska: "Die Familien bekommen einen Motivationsschub und blicken aus einem anderen Winkel auf die Dinge." Seit der Gründung am 07.07.2007 wurden mehr als 1.000 Familien mit Urlauben beschenkt. Die Corona-Pandemie sorgte aber auch hier für Komplikationen. Konnten im Jahr 2019 noch 115 Urlaube ermöglicht werden, waren es in den vergangenen zwei Jahren lediglich 50.

Ferien und therapeutische Begleitung
Bevor es für die Familien auf Urlaub geht, führt Global Family einen kurzen Background-Check durch. "Die Familien sollten unter der Armutsgrenze leben, das ist aber kein Muss. Wir bieten zumeist Ferien an, mitunter aber auch therapeutische Begleitung", gibt Auer-Polaska, der selbst in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, Einblick. Anträge können auch über die Homepage oder via Facebook eingereicht werden.
Global Family will weiter wachsen
Für die Zukunft hat sich die Charity-Organisation vorgenommen, weiterzuwachsen. Neben 200 Hotels in Österreich ist Global Family in Kontakt mit 100 weiteren Betrieben in anderen Ländern, darunter Deutschland, Portugal, Italien, England oder Kroatien. Global Family finanziert sich über Spender und Versteigerungen im Internet, die über United Charity durchgeführt werden.
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