Die neue Aufgabe im Vorsitz des AMA-Gütesiegels bringt für den gebürtigen Tennengauer, Rupert Quehenberger, zahlreiche Aufgaben und Herausforderungen mit. Im SALZBURG24-Interview spricht er über seine Ziele und wie das Land Salzburg vom AMA-Gütesiegel profitieren soll.
SALZBURG24: Herr Quehenberger, Gratulation zur neuen Funktion. Was genau wird ihre Aufgabe sein?
Rupert Quehenberger: Dankeschön. Es geht hauptsächlich um die Überwachung der Geschäftsführung und in welche Richtung die Projekte gehen. Es geht auch in die Richtung, wie man sich Marketing-mäßig aufstellt, um das etablierte AMA-Gütesiegel noch besser zu machen und weiterzuentwickeln und Vorteile für Konsumenten und Landwirte zu schaffen.
Was genau sagt das AMA-Gütesiegel aus?
Vom Ursprung über die Verarbeitung bis zum Ende der Verpackung: Alles muss aus Österreich sein. Sowohl im tierischen als auch im pflanzlichen Bereich.

Warum braucht es so ein Siegel?
Viele Lebensmittel werden über den Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Und um dort differenzieren zu können, wo das Produkt herkommt und mit welchem Standard es produziert wurde, braucht man Gütesiegel.
Warum gibt es so viele Gütesiegel und braucht es diese?
Ich warne davor, noch mehr Wildwuchs bei diesen Siegeln zu machen. Ich halte mehr davon, bestehende Siegel bekannt zu machen und so verständlich zu machen, dass man als Konsument versteht, worum’s geht. Transparenz ist wichtig. Ein Siegel ist auch nur so gut, wie eine ordentliche Kontrolle.
Würde ein einheitliches EU-weites Siegel, wie es Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) fordert, Sinn machen, oder schwächt es bestehende dadurch ab?
Aus meiner Sicht macht es Sinn, weil ich mir ein Bild machen kann, wo die Lebensmittel herkommen, welchen ökologischen Fußabdruck sie haben und mit welchem Standard sie produziert wurden. Die Scheu vor Konkurrenz brauchen wir (als Österreich, Anm.) nicht haben.
Sind die Konsumenten auch bereit, die Preise für solche Lebensmittel zu zahlen?
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass sich die Konsumenten vermehrt mit Lebensmitteln auseinandersetzen. Wir wissen, dass es schon eine Gruppe gibt, die sehr sparen muss, aber die Mehrheit kann auf Qualität schauen, kann und will es sich leisten.
Immer wieder tauch Fälle auf, dass es zu Schindluder unter dem Deckmantel des AMA-Gütesiegels kommt. Was tut man dagegen?
Man kann nur durch Aufklärung zeigen, dass es nach den Richtlinien nicht so sein kann. Da so viel Fake-News und Halbwahrheiten rumgeistern, macht es die Aufgabe nicht einfacher. Falls ein Fehler passiert ist, was ich mir nicht vorstellen kann, dann sind das Falschkennzeichnungen, die entsprechend rechtlich abgehandelt gehören. Deshalb ist auch eine bestmögliche Kontrolle notwendig, um Trittbrettfahrer ausschalten zu können. Eine tschechische Kuh kann nie eine AMA-Gütesiegl-Kuh werden.
Was tut man konkret dagegen?
Wir müssen die erwischen, die uns bewusst in die Irre führen. Die Systeme werden besser, die Kontrollen sind inzwischen sehr gut. Es werden dabei Warenflüsse überprüft. Bei Rindern ist es einfach, da Kühe Ohrenmarken haben und die Aufzeichnung bereits bei der Geburt beginnt. Die Kontrollstellen wissen sehr genau Bescheid, was sich vor Ort abspielt. Zudem sind die Betriebe gefordert, entsprechende Aufzeichnungen zu machen. Und selbstverständlich finden unangemeldete Kontrollen statt.
Michverarbeitende Betriebe werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert. Diese Kontrollen dienen der...
Gepostet von AMA am Montag, 24. Januar 2022
Bekommen die Produzenten den Mehraufwand, den sie für das AMA-Gütesiegel leisten müssen, auch finanziell wieder zurück?
Deswegen ist diese europäische Kennzeichnungspflicht so wichtig für uns, weil man dann unterscheiden kann, ob Produkte nach den gleichen Standards produziert wurden. Damit kann jeder bewusst dort hingreifen, wo er möchte und auch das bekommt. Und dann hoffen wir auch, dass der Anteil der Landwirtschaft entsprechend ist. Aber wenn es (die Preise, Anm.) der Handel nicht zahlt und der Konsument nicht verlangt, dann sind die Bauern die G'schnappsten.
Wo kommt das Geld dann her?
Das ist die Frage, die wir uns immer wieder stellen und auch einfordern müssen, wenn wir in Zukunft bäuerliche Familienbetriebe für die Produktion von Lebensmittel mit dem Nebenprodukt Kulturlandschaft haben wollen. Die Alternative wären andere Länder mit anderen Betriebsstrukturen, die bei uns nicht umsetzbar wären.
Auch ein Landwirt muss davon Leben können. Entscheidend ist die Wertschöpfung und es wird immer weniger geben, die es nur aus reiner Liebhaberei machen. Deshalb ist es so wichtig, heimische Qualität aufzuzeigen und dem Produzenten ein Gesicht zu geben. Das Ziel es unsere Grundstruktur aufrecht zu halten und den Betrieben eine Perspektive zu geben.
Wie kann man es schaffen, den Österreicher davon zu überzeugen, zu regionalen Produkten zu greifen, die allerdings mehr kosten?
Wir können es nur über Bewusstseinsbildung schaffen, wenn wir über Qualität reden. Die Hotels leben es vor, schreiben die Herkunft der Lebensmittel auf die Karten. Die Urlauber kommen ja zu uns, um die Kulinarik zu genießen. Und dazu gehören auch die Lebensmittel, die hier produziert werden. Wenn wir hier eine Wertschöpfung generieren können, entsteht für alle ein Lebensraum, der so attraktiv bleibt, dass wir dort auch leben wollen.
Da sind auch wir gefragt, im Lokal zu fragen, woher die Zutaten kommen.
Dafür müssten dann ja auch die Gastronomen mitziehen.
Darum haben wir auch Kooperationen mit den Tourismusschulen. Landwirte sorgen für die Lebensmittel, die Schulen für das Essen. In dieser Kombination lernen sich die beiden kennen und wertschätzen. Nur so kann es gehen.
Wie sieht das konkret in Salzburg aus?
In Salzburg gehen wir einen Schritt weiter, haben die Herkunftskennzeichnung eingeführt, wo wir besonders auf Salzburger Qualität hinweisen und auch die Wirte in den Vordergrund holen. Aber auch die Verarbeiter, die sich dazu bekennen, solche Lebensmittel einzusetzen und sich in den Betrieb schauen lassen. Wer es offen und ehrlich macht, der gehört auch vor den Vorhang und wertgeschätzt.
Wenn man sieht, dass immer mehr große Salzburger Betriebe, wie die SALK oder die Firma Palfinger, so etwas machen, merkt man, dass da ein Umdenken stattfindet.
Wo kann man in Salzburg trotzdem noch nachlegen?
Es muss selbstverständlich werden, heimische Produkte zu kaufen und den Preis dafür zu zahlen, den es braucht, um hochwertige Lebensmittel herzustellen. Wenn uns das gelingt, dann hätten wir es geschafft. Dann gibt es eine Gesellschaft, die super Essen hat und Landwirte, die produzieren, was die Konsumenten möchten.
Vielen Dank für das Gespräch.
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