Die enormen Belastungen der Pandemie hätten die ohnehin schon angespannte Situation weiter verschärft, warnt Stadträdtin Anja Hagenauer (SPÖ) in einer Aussendung.
Salzburg vor Pflege-Kollaps
„Die Situation ist dramatisch. Salzburg steht im Bereich der Pflege und Betreuung vor einem Kollaps des Systems. Die Abwanderung aus den Pflegeberufen sei dabei aktuell das Hauptproblem, so Hagenauer. Deshalb fordert sie vom Bund als erste Sofortmaßnahme Hilfen in Höhe von einer Milliarde Euro. Diese Hilfen sollen in Ausbildungen, Umschulungen und Fortbildungen investiert werden, um den Personalstandard halten zu können und neue Pflegekräfte akquirieren zu können. Von der Milliarde des Bundes würden in etwa rund 70 Millionen auf das Land Salzburg entfallen. Das teilt die Stadt Salzburg in einer Aussendung mit.
Bestellung von Pflegebevollmächtigten gefordert
Obwohl Gesundheit und Soziales auf Bundesebene in einem Ministerium gebündelt sind, herrsche derzeit ein Kompetenzkonflikt, der bei der Finanzierung neuer Angebote deutliche Hindernisse aufwerfen würde. Es wird gefordert einen Pflegebevollmächtigten zu bestellen, der die Interessen der zu pflegenden Menschen vertritt und sich dafür einsetzt, dass sich die Strukturen und Angebote des Gesundheits- und Pflegesystems an den Bedürfnissen des pflegebedürftigen Menschen orientieren. Auch auf Länderebene sollen entsprechende Experten eingesetzt werden. So soll auch die Schnittstelle zwischen Spitälern und Pflegeeinrichtungen überbrückt werden. Um dem Fachkräftemangel begegnen zu können, wird das Modell einer Bundesagentur zur Anwerbung von Pflegekräften vorgeschlagen. Ein Problem sei etwa, dass im Ausland ausgebildete Fachkräfte in Österreich häufig lediglich Betreuungsberufe ausüben dürfen, so Hagenauer.
Bürokratie behindert Pflegekräfte
In einer Befragung unter den städtischen Pflegekräften sei häufig angeführt worden, dass die Dokumentation von Vorgängen als „brutales“ Hemmnis für die Arbeit empfunden wird. Ebenfalls eine Entlastung könnte eine gesteigerte Ermächtigung der Pflegekräfte im Bereich der Medikamentengabe bringen. "Derzeit dürfen topausgebildete Pfleger und Pflegerinnen jegliche Arzneimittel nur über ärztliche Anordnung an Patientinnen und Patienten verabreichen oder an diesem anwenden. Das umfasst auch die Verwendung von Heilsalben, die Gabe von leichten Schmerzmitteln und sogar Inkontinenzprodukte müssen zumindest einmal von Medizinern angeordnet werden", so Hagenauer. Durch eine Anpassung des rechtlichen Rahmens könnte für enorme Erleichterung gesorgt werden.
Pflege-Support-Team geplant
Zur Unterstützung des Pflegesystems bei akutem Personalmangel soll ein landesweites Pflege-Support-Team bestellt werden. Dieses Noteinsatz-Team wurde in der Hochphase der Pandemie zwar geplant, aber nicht umgesetzt.
Fokus auf Aus- und Weiterbildung
Die Stadt bietet bereits seit mehreren Jahren die vollfinanzierte Ausbildung von Pflegekräften bei vollem Lohnausgleich und innerhalb der Arbeitszeit an. Dieses Modell ließe sich problemlos landesweit ausrollen. Derzeit werden die Kosten von der Stadt getragen ohne diese über die Tagsätze abgegolten zu bekommen. Die Kosten der Ausbildungskraft sollen allen Träger-Organisationen direkt refundiert werden, um auch ihnen diese Ausbildung zu ermöglichen und zu garantieren, dass Fortbildungskosten nicht an den Pflegekräften, die sich weiterbilden wollen, hängenbleiben.
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