Bio oder Billigware? Woher die Lebensmittel stammen, die wir am Imbissstand, im Wirtshaus oder im Sterne-Resteraunt beziehen, wissen wir in der Regel nicht. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung gibt es in der heimischen Gastronomie derzeit nicht, viele Gaststätten machen dies auf freiwilliger Basis.
Herkunftskennzeichnung in der Gastro machbar?
Der jüngste Hühner-Kebab-Skandal hat nun die Debatte über eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung ins Rollen gebracht. Der Salzburger Wirtesprecher Ernst Pühringer verwies am Dienstag im Gespräch mit SALZBURG24 auf einen beträchtlichen Mehraufwand, den eine solche Verpflichtung mit sich brächte. „Für viele Kolleg:innen wäre das ein unglaublicher bürokratischer Aufwand, das Speisekarte-Schreiben ein Horror“. So müssten die Speisekarten regelmäßig umgeschrieben werden, würde sich spontan die Herkunft der Produkte ändern.
Transparenz für den Gast
Der Präsident des Salzburger Bauernbundes, Rupert Quehenberger, hält dagegen: „Es gibt ja bereits Gastronom:innen, die freiwillig eine Herkunftskennzeichnung betreiben. Das zeigt: Wenn man dazu gewillt ist, geht das auch“, so Quehenberger am Mittwochvormittag im Gespräch mit SALZBURG24. Zudem verweist er auf Länder, wie die Schweiz, wo es diese Regelung bereits gibt.
Daher spricht sich der Bauernbund-Präsident auch „selbstverständlich für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie“ aus. Warum? „Die Gäste sollen wissen, woher die Produkte sind, die sie auf dem Teller haben“. So gebe es in Österreich einen Bevölkerungsteil, der sehr bewusst konsumiere, aber auch Menschen, die aus finanziellen Gründen nur wenig Rücksicht auf die Produktherkunft nehmen können.
Heimische Landwirtschaft im Wettbewerb
Die heimische Landwirtschaft stehe in einem ständigen globalen Wettbewerb, unterstreicht der Bauernbund-Präsident. „Wir haben sehr hohe Standards im internationalen Vergleich.“ Preislich habe man gegen Billigware aus dem Ausland aber das Nachsehen, prangerte zuletzt bereits Landwirtschaftskammerchef Josef Moosbrugger an. Das wiederum spüre die heimische Agrarstruktur mit ihren verhältnismäßig kleinen Betrieben.

Pühringers Argument, dass die Preise auf den Speisekarten oft verraten würden, welche Fleischqualität angeboten wird, sieht Quehenberger skeptisch: „Darauf würde ich mich nicht verlassen.“
Herkunftskennzeichnung weiter Gesprächsthema
Selbst wenn Gastronom:innen gewillt sind, heimisches Fleisch auf die Teller der Gäste zu bringen, sei dies in der Menge oft nicht möglich, gibt Pühringer zu bedenken. Quehenberger hält dagegen: „Das kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich sehe, wie viel heimisches Fleisch von guter Qualität derzeit exportiert wird, weil es bei uns zu diesem Preis keinen Abnehmer findet.“ Im Falle einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie könne sich das womöglich ändern, entscheidend seien die Gäste, ist sich der Bauernbund-Chef sicher: „Der Markt regelt sich bekanntlich durch Angebot und Nachfrage“.
Die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in Kantinen ab September bezeichnet Quehenberger als einen Kompromiss: „Der jüngste Hühner-Kebab-Skandal zeigt, dass es eine solche auch in der Gastronomie braucht. Die Gespräche dazu laufen.“ Bis zu einem Ergebnis können die heimischen Gastronom:innen ausweisen, woher sie ihre Produkte beziehen, müssen das aber nicht.
(Quelle: salzburg24)