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Essentiell bei Bergtouren

So wird Lawinengefahr im Schnee gelesen

Die Arbeit der Lawinenwarner im Fokus

IMG-20210116-WA0004.jpg Arno Studeregger-Renner
Lawinenwarner bei der Analyse der Schneedecke.

Im noch jungen Jahr 2021 gab es im Bundesland Salzburg schon einige Lawinenabgänge – häufig mit verschütteten Skitourengehern. Auskunft über die aktuelle Lawinensituation gibt eine fünftstufige Skala. Welche Daten beim Erstellen der Berichte einfließen und wie die Lawinenwarner vorgehen, das hat uns Experte Arno Studeregger-Renner erklärt.

Oftmals reicht nur eine leichte Zusatzbelastung aus und eine Lawine bricht innerhalb von Sekunden los. Die Schneemassen begraben mitunter Wintersportler unter sich, auch ein tödlicher Ausgang ist möglich. Eine Einschätzung der aktuellen Lawinengefahr ist für jeden Bergsportler somit von größter Bedeutung. Wie ein Lawinenwarnbericht zustande kommt, lest ihr hier.

Roland Schimpke_Bergrettung SALZBURG24/Naderer
Roland Schimpke ist seit 27 Jahren bei der Bergrettung Salzburg aktiv.

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Lawinenwarnung ist Bundesländer-Sache

In Österreich ist grundsätzlich jedes Bundesland selbst für die Einschätzung der Lawinensituation verantwortlich. Nun haben sich die Länder Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten zusammengeschlossen und stellen nun die aktuelle Lawinensituation über ein gemeinsames Ausgabetool dar. Dieses Tool gibt dabei auch Auskunft über die Situation in den angrenzenden Bundesländern, teilt Arno Studeregger-Renner im Gespräch mit SALZBURG24 mit, der als langjähriger Experte für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im Raum Steiermark und Niederösterreich im Einsatz ist.

Lawinenwarndienst verarbeitet zahlreiche Daten

Zur Einschätzung der Lawinensituation ziehen die Experten tägliche Wetterdaten heran, die zahlreiche im Bundesland verteilte Wetterstationen liefern. Zusätzlich geprägt wird das Gesamtbild durch Lawinenbeobachter mit einem Näheverhältnis zu Schnee, also Bergretter, erfahrene Alpinisten, Liftbetreiber und Pisteninstandhalter. Unumgänglich ist jedoch die direkte Arbeit im Gelände, bei der die Lawinenwarner laut Studeregger-Renner versuchen, folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie ist die allgemeine Wetterlage?
  • Gibt es eine Schwachschicht in der Schneedecke?
  • Wo sind die Gefahrenstellen – in Nord- oder in Südexposition?
  • Wie häufig sind die Gefahrenstellen?
  • Wie viele Hänge sind betroffen?
  • Gibt es in höheren Lagen ein Altschneeproblem?

Einstufung in Lawinenskala

Die aktuelle Lawinengefahr wird dann in der bekannten fünfstufigen Skala dargestellt. Davor jedoch lassen die Lawinenwarner ihre Daten in eine dreidimensionale Matrix einfließen, von der sich die Lawinenwarnstufe ableiten lässt: "Die Lawinengefahr ist abhängig von der Anzahl der Gefahrenstellen, der Lawinengröße und der Auslösewahrscheinlichkeit", erklärt Studeregger-Renner im Gespräch mit SALZBURG24.

 

Schneedecke im Gelände untersuchen

Unabdingbar ist dabei die direkte Arbeit im Gelände. Die Lawinenwarner untersuchen also die Schneedecke: "Wir müssen wissen, wie der Ist-Zustand ist. Dazu graben wir in die Schneedecke und schauen uns die einzelnen Schichten an", so der Experte. Vorstellen könne man sich dies wie eine Manner Schnitte. Über die Arbeit vor Ort kann zudem genau festgestellt werden, wie die Schneekristalle aussehen, wie es um die Härte des Schnees steht und wie feucht er ist. So lassen sich potentielle Schwachschichten erkennen.

Häufig Verschüttete bei Warnstufe 3

Anhand dieser gewonnen Daten ergibt sich dann eine Einstufung in der fünfteiligen Lawinenskala. Dabei hat sich gezeigt, dass die meisten Lawinenabgänge mit verschütteten Alpinisten bei Stufe 3 passieren. Lawinen-Experte Studeregger-Renner erklärt, warum: "Das kommt wahrscheinlich vom Schulnotensystem, in dem ein Dreier nicht so tragisch ist. Bei der Lawinensituation funktioniert das aber anders." So komme man etwa bei Stufe 5 gar nicht in die entsprechenden Gebiete, da wegen drohender Lawinen Straßen gesperrt sein würden. "Somit bleiben von der fünfstufigen Skala nur noch vier Stufen übrig."

Gute Tourenplanung unumgänglich

Stufe 3 stellt an die Bergsportler also große Anforderungen: "Die Lawinengröße, die Auslösewahrscheinlichkeit und die Anzahl der Gefahrenstellen – da ist Stufe 3 schon im oberen Bereich angesiedelt. Man muss also genau wissen, in welchen Hang man fährt und in welchen nicht", erklärt Studeregger-Renner. Unumgänglich sei deshalb eine genaue Tourenplanung schon am Vortag. "Der Tourengeher muss einen Lawinenbericht einholen, darauf schauen, wie lange die Tour ist und welches Lawinenproblem besteht." Bei einem Altschneeproblem mache es zudem Sinn, die Schneedecke mit einem kleinen Blocktest zu überprüfen.

Ausrüstung bedienen können

Vor jeder Aktivität in den Bergen sollte also die genaue Situation berücksichtigt werden. Zudem ist es gerade bei Skitouren wichtig, entsprechende Ausrüstung wie Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät), Schaufel und Sonde dabei zu haben. Zudem muss ein LVS-Gerät auch bedient werden können. So steht einem Tag in unserer schönen Bergwelt nicht mehr viel im Wege.

Schwerpunkt zum Skitouren-Trend

In einem dreiteiligen Schwerpunkt gehen wir diese Woche dem aktuellen Skitouren-Trend auf den Grund und beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. 

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 31.03.2023 um 09:09 auf https://www.salzburg24.at/news/salzburg/so-arbeitet-der-salzburger-lawinenwarndienst-99515719

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