Gesundheit und Teilhabe

Sorge um inklusive Ambulanz in Salzburg: Projekt hängt in Warteschleife

Die geplante inklusive Ambulanz im Landeskrankenhaus Salzburg steht vor einer ungewissen Zukunft. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 12. November 2025 13:55 Uhr
Zwei Jahre lang wurde in Salzburg an einer Ambulanz, zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung, gearbeitet. Obwohl ein solches Angebot nicht zuletzt das gesamte Gesundheitssystem entlasten könnte, hängt es offenbar in der Warteschleife fest – nicht aber wegen finanzieller Mittel oder dem Willen zur Umsetzung.

Seit über zwei Jahren arbeitet die Lebenshilfe Salzburg gemeinsam mit dem Land, dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und den Salzburger Landeskliniken (SALK) an einer inklusiven Ambulanz im Landeskrankenhaus. Wegen des straffen Sparplans im Rahmen des Landeshaushalts für 2026 fürchtet die Salzburger Lebenshilfe nun aber um das Projekt, wie die Organisation bei einem Medientermin am Mittwoch informiert. 

Schlechte Gesundheitsversorgung kostet Menschen mit Behinderung Lebensjahre

In der UN-Behindertenrechtskonvention ist für Menschen mit Behinderung ganz klar ein uneingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung festgelegt. In der Realität sieht das aber meist anders aus: Menschen mit intellektuellen oder Mehrfach-Behinderung hätten laut Lebenshilfe oft eine kürzere Lebenserwartung, nicht zuletzt wegen der schlechteren Gesundheitsversorgung. Zudem würden wichtige Informationen kaum in verständlicher Form zur Verfügung gestellt werden. 

Um Menschen mit Behinderung einen spezialisierten Zugang zur Gesundheitsversorgung im Land Salzburg zu ermöglichen, wurde das Konzept einer inklusiven Ambulanz erarbeitet. Als Vorbild habe die Ambulanz für inklusive Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz gedient – wobei es derartige Einrichtungen mittlerweile in fast allen Bundesländern gebe, so die Lebenshilfe.

Angepasste Erstaufnahme reduziert Folgebehandlungen

Dort wurde das Modell bereits 2017 eingeführt – mit großem Erfolg. Laut dem in der inklusiven Medizin in Linz federführenden Mediziner Johannes Fellinger würde eine inklusive Ambulanz nicht nur Vorteile für Patient:innen mit Behinderung bringen, sondern auch die Zahl der Folgebehandlungen verringern. "Aufgrund der angepassten Erstklärung spart man sich drei bis vier stationäre Aufenthalte pro Patient:in", so Fellinger. Dadurch werde somit auch das Gesundheitssystem insgesamt profitieren. 

"Eine spezialisierte Ambulanz bietet einen sicheren Raum mit erfahrenem Personal, das auf besondere Bedürfnisse eingehen kann, und sorgt gleichzeitig für eine Entlastung der vorhandenen Versorgungssysteme", betont auch die Lebenshilfe. Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) sei von Tag eins an in das Projekt eingebunden gewesen und habe seit der Auftaktveranstaltung im Jahr 2023 auch mehrfach die Notwendigkeit eines solchen Angebots betont.

Gesundheitslandesrätin Gutschi sieht "dringendere Punkte"

Im SALZBURG24Gespräch am Mittwoch kommt dieses konkrete Projekt allerdings nur drittrangig zur Sprache. "Dringender sehe ich hier einmal, dass bei akuten Notfällen geschultes Personal – ob aus dem Wohnheim des Patienten oder dem Spital – vor Ort ist. Und außerdem, dass niedergelassene Ärzt:innen mehr für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung sensibilisiert werden", erklärt die Landesrätin. Erst wenn diese Punkte umgesetzt wurden, liege der Fokus auf der inklusiven Anlaufstelle. Von einer Ambulanz, "wie man sich das klassisch vorstellt", sei ebenfalls nicht die Rede. "In Linz etwa werden in dieser Abteilung die erkrankten Patient:innen langfristig betreut, an drei Tagen pro Woche von 9 bis 15 Uhr." 

Bis es ein solches Angebot auch in Salzburg gibt, könnte es laut Gutschi noch dauern. "So weit sind wir noch gar nicht, die anderen beiden Punkte haben hier Vorrang". Es mangle aber nicht am Willen oder den Finanzen, sondern an einer Person, die sich dafür maßgeblich einsetzt. "Es ist nicht das Problem einen Träger zu finden, es braucht Ärztinnen und Ärzte, die das zu ihrem Thema machen." Intensiv vorangetrieben scheint das Vorhaben jedenfalls nicht zu werden.

Keine Einsparungen bei Teilhabe in Salzburg

Einsparungen hätte man in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderung angesichts des Landesbudgets für das kommende Jahr nicht zu befürchten, versichert die Landesrätin. Bezüglich der Befürchtungen rund um Budgetkürzungen in der Inklusion gibt Soziallandesrat Wolfgang Fürweger (FPÖ) gegenüber S24 ebenfalls Entwarnung: "De facto ist es so, dass in diesem Bereich nicht gespart oder gar gekürzt wird". Während für die Teilhabe im laufenden Jahr 182 Millionen Euro budgetiert wurden, seien es 2026 sogar rund 188 Millionen Euro. "Zum Vergleich: 2022 waren es noch 128,7 Millionen Euro", so Fürweger.

(Quelle: salzburg24)

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