Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat den Bundesländern bis maximal Freitag Zeit gegeben, selbst Quartiere aufzutreiben.
Kasernen könnten geöffnet werden
Gelingt ihnen das nicht, will sie per Verordnung von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) zur Verfügung gestellte Kasernen nutzen. Infrage kämen fürs erste Vomp in Tirol, Bleiburg in Kärnten, Tamsweg in Salzburg sowie Horn in Niederösterreich.
Die ersteren drei Standorte würden sich besonders anbieten, erfüllten doch zuletzt alle drei Länder ihre Unterbringungsquoten nicht. Salzburg wäre ohne die vom Bund eingerichteten Zeltlager übrigens das Schlusslicht. Bei Niederösterreich war das hingegen (wie in Wien und der Steiermark) der Fall, wenngleich nur durch die Überbelegung der Erstaufnahmestelle Traiskirchen.
150 Flüchtlinge in Tamsweg
Freilich ist nach Ablaufen der Deadline, die mit einem außerordentlichen Treffen der Landesflüchtlingsreferenten in St. Pölten zusammenfällt, nicht automatisch mit der sofortigen Übersiedlung von Flüchtlingen in die Kasernen zu rechnen. Denn bei sämtlichen Einrichtungen bräuchte es wohl noch Adaptierungen. Platz wäre in Tamsweg für 150 Flüchtlinge, in Vomp für 120 und in Bleiburg für 100 Flüchtlinge. Die größte Entlastung möglich wäre mit dem Standort Horn, wo sogar 400 Plätze verfügbar wären.
Salzburg24
250 Asylanträge pro Tag
Wie schwierig es auch für die Länder ist, Unterkünfte zu organisieren, zeigen die aktuellen Fall-Zahlen. In den letzten fünf Wochen sind 8.710 Asyl-Anträge abgegeben worden, das sind knapp 250 pro Tag. Nachgekommen sind die Länder bei der Quartierbeschaffung nicht. Überstellt wurden in dieser Periode nämlich 2.967 Flüchtlinge in Länderquartiere, geht aus einer Statistik des Innenministeriums hervor. Insgesamt werden derzeit 2.138 Flüchtlinge vom Bund stellvertretend für die Länder betreut, darunter 719 Unbegleitete minderjährige Jugendliche.
Zeltlager gut gefüllt
Trotz aller Wetterkapriolen sind auch die Zeltlager des Innenministeriums gut gefüllt. Laut Tagesstatistik des Innenministeriums sind aktuell 1.037 Flüchtlinge in den mittlerweile vier Zeltstädten in Traiskirchen, Salzburg, Linz und Thalham untergebracht. Dazu kommen noch 149 Asylwerber in Turnsälen der Landespolizeidirektionen.
SOS Kinderdorf hilft mit
SOS Kinderdorf will in den kommenden Monaten bei der Schaffung von 100 neuen Plätzen in die konkrete Umsetzung gehen. Das entsprechende Vorhaben hatte die Organisation bereits Anfang Mai kommuniziert, aufgrund der mangelnden Finanzierung jedoch noch nicht umgesetzt, sagte Sprecher Viktor Trager der APA am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Derzeit würden rund 80 Flüchtlingskinder in SOS-Kinderdorf-Einrichtungen wie dem "SOS-Clearing-house" in Salzburg sowie im "Biwak" in Hall in Tirol betreut. Zusätzlich nehme man in bestehenden SOS-Kinderdörfern und Jugendwohngemeinschaften einzelne Flüchtlinge auf, wie etwa zuletzt in Imst und Osttirol.
Zahl der flüchtigen Jugendlichen stark angestiegen
Die Zahl der nach Österreich flüchtenden Jugendlichen steigt laut SOS Kinderdorf dramatisch. 2.700 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge würden sich derzeit in Österreich aufhalten, berief man sich auf Zahlen der Asylkoordination.
(APA)
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