Wenn ein Sinn eingeschränkt ist, muss man alle anderen nutzen. Mit Unterstützung des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Salzburg stellte die Museumspädagogin Martina Winkler ein abwechslungsreiches Programm für jene zusammen, die nicht mit ihren Augen sehen können: "Wichtig bei Führungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung ist, dass sich alle Beteiligten genügend Zeit dafür nehmen. Exponate, die sich die meisten von uns einfach ansehen, müssen für nichtsehende Menschen zuerst genau beschrieben und dann durch Ertasten oder andere Sinne erleb- und begreifbar gemacht werden."
Blindes tasten sich durch Ausstellung
So tastet man sich in Kleingruppen durch die Ausstellungen des Museums: Vom riesigen Halswirbel eines Wales hin zu Schlangenhäuten und Echseneiern, verschiedensten Kristallen und Haifischzähnen bis zu einem 200 Millionen Jahre alten Löffelschnabelsaurier. Man lauscht dem Ortungssignal einer Hufeisennase und spitzt die Ohren für den Doppler Effekt. Und gemeinsam wagt man sich hinter die Kulissen von Aquarium und Reptilienzoo.
Experiment "Licht aus" für Sehende
Die Führung kann aber auch von Menschen ohne Sehbehinderung gebucht werden. In diesem Fall schaffen Dunkelbrillen absolute Finsternis. So kann man sich bei diesem Experiment ein anderes Bild von der Welt machen. Inklusion in Museen ist für Direktor Norbert Winding besonders in gesellschaftspolitischer Hinsicht ein wichtiger Faktor. "Früher meinte man mit Barrierefreiheit eigentlich nur die Zugänglichkeit der baulichen Infrastruktur. Heute geht es um viel mehr. Ausstellungen und begleitende Programme sollen so gestaltet sein, dass sie möglichst für alle Menschen etwas bieten können."
Fünf Kriterien für Barrierefreiheit
Im Jahr 2014 formulierte der Blinden- und Sehbehindertenverband Salzburg fünf Kriterien der Barrierefreiheit in Museen – die Spezialführung für blinde und Sehbeeinträchtigte wird dabei als Optimum beschrieben. Margaret Heger, Obmann-Stellvertreterin des BSVS: "Je beobachtender, kreativer und einfühlsamer die vermittelnde Person ist, umso besser ist es für unser Vorstellungsvermögen. Eine gute Artikulation und eine klare, nicht zu schnelle Sprache machen das Zuhören und Aufnehmen angenehmer."
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