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"Kunst ist mehr als Kommunikation": Ausstellung "Nachtfalter" im Schloss Arenberg

Später einmal einen „guten Job haben und viel Geld verdienen", ein Ziel auf das Schüler bis zu ihrem Erwachsensein hinarbeiten – gleichzeitig aber auch ein Ziel, das wirtschaftlich dominiert ist und die künstlerische Bildung an vielen Schulen in den Hintergrund rücken lässt. Das Musische Gymnasium in Salzburg will dem entgegenwirken und stellt die kreativen Arbeiten ihrer Schüler in einer Ausstellung in den Mittelpunkt.

Das wirtschaftliche Denken im Sinne von „höher, schneller, besser" ist in Salzburgs Schulen schon lange angekommen. Während technische Fächer wie Informatik & Co. immer stärker forciert werden, verschwindet das künstlerische, kreative Arbeiten mit den Kindern immer mehr aus dem Unterricht. Dabei unterstützen vor allem Fächer wie Musik, Literatur oder Bildnerische Erziehung den persönlichen Ausdruck und folglich die Persönlichkeitsbildung junger Menschen.

Schüler-Projekte im Schloss Arenberg

Eine besondere Förderung im künstlerischen Bereich erfahren die Schüler im Musischen Gymnasium in Salzburg: Erstmals werden nun in einer eigenen Ausstellung die Werke aller vier Fachgruppen zusammengeführt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter dem Titel „Nachtfalter" präsentieren die Schüler am 10. Mai von 17 bis 22 Uhr im Schloss Arenberg ihre Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen – von Bild über Musik, Literatur und Tanz bis hin zu Textil und Multimedia. Initiiert wurde die Ausstellung von Edith Brandstätter, Lehrerin für Textiles Gestalten und Bildnerische Erziehung. Für sie ist Kunst mehr als eine Form von Kommunikation: „Kunst ist ‚Lebens-Mittel' – ohne Kunst ist ein ausgefülltes Leben nicht möglich", sagt Brandstätter im Interview mit SALZBURG24. „Kinder, die in Berührung mit künstlerischem Tun kommen, entdecken Leidenschaft. Und Leidenschaft ist mit Energie geladen", so die Lehrerin, die seit 20 Jahren im Musischen Gymnasium unterrichtet.

Diese Energie soll auch während des Ausstellungstages zum Ausdruck kommen. So werden die Projekte zum Thema „Nacht" aus den verschiedenen Bereichen miteinander verknüpft: Musiker arbeiten beispielsweise mit Literaten oder improvisieren frei auf ein ausgestelltes Bild, Schüler des Fachbereichs Literatur präsentieren ihre Texte zu einer Keramikfigur und Tänzer vermitteln ihre Vorstellung von „Nacht" durch Live-Performances. Dazu kommen große Installationen im Park und kleinere grafische Arbeiten im Schloss.

Immer weniger Kunst-Unterricht in den Schulen

Brandstätter kritisiert, dass die künstlerische Förderung der Kinder in vielen Schulen immer mehr in den Hintergrund rückt und die Fächer im Schulbetrieb abgespeckt werden. So haben etwa nicht alle Pflichtschulen einen ausgebildeten Kunstlehrer, Bildnerische Erziehung wird den Klassenvorständen zugeordnet. Und in den Volksschulen würden die Lehrer dermaßen „zugepfercht", dass kreatives Arbeiten mit den Kindern bestenfalls noch in der letzten Schulwoche Platz finde. „Es gibt Kinder, die haben noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt", erzählt die Lehrerin, die sich von der Politik ein Umdenken wünscht: „Wir brauchen eine Gesellschaft mit Menschen, die Weitblick und soziale Kompetenzen haben, die quer denken, Zusammenhänge erkennen und sich ausdrücken können.". Eine Gesellschaft, wie die des Pisa-Vorbilds Südkorea, bei der die Eltern ihre Kindergartenkinder nachts zur Nachhilfe karren, wolle sie nicht. Und an diesem Punkt müsse sich auch die Definition von „Glück" in den Köpfen der Menschen wieder neu bilden – weg von materialistischen Wünschen, die von der Wirtschaft geformt und uns in der Werbung als „DER Weg zum glücklich sein" verkauft werden. „Im Endeffekt geht es immer um Wirtschaftswachstum, das muss sich ändern. Und wenn wir jetzt nicht in den Widerstand gehen, wann dann?"

(Quelle: S24)

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