Studienautor Stefan Pittner hat bereits in seiner Masterarbeit Veränderungen der Muskulatur nach dem Tod eines Tieres untersucht und wollte sich dem Thema auch in seiner Dissertation bei Peter Steinbacher vom Fachbereich Zellbiologie der Universität Salzburg widmen. "Wir haben dann Hinweise in Publikationen aus der Fleischwirtschaft gefunden, dass bei bestimmten Muskelproteinen eine gewisse Zeit nach dem Tod bei unterschiedlichen Tieren immer die gleichen Spaltprodukte auftauchen", erklärte Steinbacher gegenüber der APA.
Uni Salzburg am Projekt beteiligt
Gemeinsam mit Fabio Monticelli vom Fachbereich Gerichtsmedizin der Uni Salzburg haben die Wissenschafter ein Projekt gestartet, in dem solche Veränderungen zunächst in Schweinen und nunmehr auch in menschlichen Proben untersucht werden. Es zeigte sich, dass spezielle Abbauprodukte zu bestimmten Zeiten nach dem Tod auftauchen. Durch deren Analyse kann der Todeszeitpunkt bis zu 240 Stunden nach dem Ableben bestimmt werden.
So zeigten etwa die Muskelproteine Tropomyosin und Actinin selbst zehn Tage nach dem Tod keinerlei Abbauerscheinungen. Dagegen baut sich das Protein Titin 1 schon nach zehn bis 18 Stunden ab, in dieser Zeit tritt dann Titin 2 in Erscheinung. "Andere Proteine bleiben zwar erhalten, zusätzlich tauchen aber Spaltprodukte auf, etwa bei Desmin zwischen 22 und 48 Stunden oder bei Troponin T zwischen 90 und 126 Stunden", so Steinbacher.
Wichtige Erkenntnisse für Forensik
Den Umstand, dass gewisse Muskel-Proteine bzw. ihre Spaltprodukte nur für einen bestimmten Zeitraum anwesend sind, kann man für die Eingrenzung des Todeszeitpunkts nützen. Die ersten Ergebnisse der Salzburger Forscher an menschlichen Proben haben gezeigt, dass die gleichen Spaltprodukte wie bei den Schweinen auftreten. "Wir halten es daher für sehr wahrscheinlich, dass es auch bei Menschen einen ähnlichen Zerfallsprozess gibt und man sich das in der Forensik zunutze machen könnte", sagte Steinbacher.
Neben der Temperatur nach Eintritt des Todes dürften auch Luftfeuchtigkeit, Body-Mass-Index, möglicherweise auch Geschlecht und Art des Todes eine Rolle bei den Abbauprozessen spielen. Die weiteren Untersuchungen sollen zeigen, welche Faktoren hier wichtig sind.
Die Untersuchung von Muskeln Verstorbener hätte einige Vorteile: Es handelt sich um das häufigste Gewebe im Körper, von dem leicht Proben entnommen werden können. Muskelproteine sind gut bekannt. Zudem ist das Verfahren zur Untersuchung der Abbauprodukte nach Angaben der Forscher einfach und kann innerhalb eines Tages Ergebnisse liefern. (APA)
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