"Der von Herrn Laun verfasste Text beinhaltet derart hetzerische und menschenrechtsverachtende Passagen und Vergleiche, dass eine strafrechtliche Relevanz zu prüfen ist", teilte der Vorstand der HOSI Salzburg am Montag mit. Man fordere eine klare Entschuldigung Launs und eine Stellungnahme der österreichischen Bischofskonferenz. "Besonders bizarr und abscheulich sind Launs Vergleiche mit den Ideologien des Nationalsozialismus."
Andreas Laun sorgt immer wieder für Wirbel
Bereits vor zwei Jahren hatte der Salzburger Weihbischof für Aufregung gesorgt, als er das Tolerieren des Engagements Homosexueller gegen Homophobie mit dem Schweigen zu den Verbrechen der NS-Diktatur verglich. In seinem jüngsten Hirtenbrief ging Laun zwar nicht nur auf Homosexuelle ein, er schrieb aber von "irgendwie gestörten Männern und Frauen, die anatomisch eine kleine Missbildung haben oder eine sexuelle Anziehung zum eigenen Geschlecht verspüren."
Laun argumentierte in seinem Brief, dass etwa im Reich Hitlers der Teufel behauptet habe, es gäbe Menschenrassen, die besser seien als andere Rassen. Diktatur und Ströme von Blut seien die Folge gewesen. "Nun lautet die Lüge: Dass die Menschen Frauen oder Männer sind, ist nur Einbildung, in Wirklichkeit sei dieser Unterschied eine Erfindung der Menschen."
"Sexualpädagogik der Vielfalt" Kindern aufzwingen
Der Weihbischof kritisierte in diesem Zuge das Gender-Mainstreaming. "Man hat Lehrstühle dafür errichtet, man zwingt Studenten und Schüler, Kurse zu machen und nur 'gegenderte' Prüfungsarbeiten abzugeben, man passt Formulare an, man passt die Sprache an." Auch die Anerkennung einer homosexuellen Beziehung als Ehe oder wenigstens als anerkannte Partnerschaft gehöre dazu. Zudem würde Kindern in den Schulen eine "Sexualpädagogik der Vielfalt" aufgezwungen.
Laun vollendet im Oktober 2017 sein 75. Lebensjahr und wird wie alle seine Amtskollegen im Vorfeld den Rücktritt einreichen. In der Erzdiözese rechnet man derzeit fast täglich mit dem Dekret, das seinen Nachfolger benennt. Die Entscheidung fällt die päpstliche Bischofskongregation in Rom.
Offener Brief an Andreas Laun
Offener Brief an Laun im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Kardinal Schönborn, sehr geehrte Mitglieder der österreichischen Bischofskonferenz!
Als Interessenvertretung für homo- und bisexuelle, transidente sowie intergeschlechtliche Menschen (LGBTI-Personen) fordern wir nach der jüngsten Veröffentlichung von Bischof Andreas Laun, „Hinter der Gender-Ideologie steht die Lüge des Teufels!“, eine klare Entschuldigung seitens Herrn Launs sowie eine Stellungnahme der österreichischen Bischofskonferenz. Der von Herrn Laun verfasste Text beinhaltet derart hetzerische und menschenrechtsverachtende Passagen und Vergleiche, dass eine strafrechtliche Relevanz zu prüfen ist.
Was in der Veröffentlichung von Bischof Laun als „Gender-Ideologie“ bezeichnet und abgewertet wird, ist für viele Menschen die einzige Chance und Möglichkeit, ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben anzustreben. In dieser „Ideologie“ geht es einzig und allein darum, dass ein Mensch sich selbst so definieren und auf die Art und Weise leben kann bzw. darf, wie er*sie möchte und das für richtig hält. Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität können zwar im Laufe des Lebens variieren, sind jedoch nicht frei wählbar, sondern eine natürliche Facette des menschlichen Lebens. Ein Mann Gottes, als welcher sich Laun zweifelsohne sehen dürfte, sollte deshalb mehr Achtung vor dem menschlichen Leben und somit vor der Schöpfung haben. Im Gegensatz zu der durch ihn im wahrsten Sinne des Wortes verteufelten „Gender-Ideologie“ und „Sexualpädagogik der Vielfalt“ bestärkt er die Menschen nicht in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung, sondern will sie seiner eigenen Ideologie unterwerfen, knechten und in ihrer Freiheit beschneiden.
Besonders bizarr und abscheulich sind in diesem Zusammenhang Vergleiche mit den Ideologien des Nationalsozialismus. All diese von Herrn Laun immer wieder hervorgebrachten Vergleiche sind blanker Hohn und eine ungeheuerliche Respektlosigkeit, beispielsweise gegenüber den LGBTI-Personen, die im Nationalsozialismus verfolgt und getötet wurden. Vor allem die ultrakonservativen Strömungen monotheistischer Religionsgemeinschaften, mit ihren patriarchalen Strukturen und Männerbünden, sollten eigentlich vor Scham versinken angesichts der eigenen menschenrechtlichen und moralischen Verfehlungen, die in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten unsägliches menschliches Leid verursacht und gebilligt haben.
Welches Leid haben dagegen Menschen verursacht, die ihre sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche Identität frei und selbstbestimmt leben und eben auch andere Menschen nach ihrer Facon glücklich werden lassen? Lässt man all die Aussagen von Herrn Laun auf sich wirken, kommt man letztendlich unweigerlich zu der Frage, bei wem der Teufel wirklich seine Finger im Spiel hat, sofern man an selbigen glaubt. Mit der oft gepriesenen und zitierten christlichen Nächstenliebe hat solch unsachliche und verleumderische Hetze wohl nichts zu tun. Wir verbleiben mit der dringenden Aufforderung zur Distanzierung zu derlei Aussagen und Vergleichen!
Der Vorstand der HOSI Salzburg
(APA/SALZBURG24)
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