In drei Tennengauer Gemeinden gelten ab morgen Ausreisebeschränkungen. In St. Koloman (bereits seit Montag), Adnet und Annaberg benötigt man einen gültigen 2,5-G-Nachweis, um auszufahren. Also ein Zertifikat der Genesung, Impfung oder einen gültigen PCR-Test. Wir klären auf.
Die betroffenen Gemeinden
- Adnet: Einwohner: 3.675 (1. Jänner 2021), Infizierte: 64 (Stand: 19.10. 6.31 Uhr)
- Annaberg: 2.231 (1. Jänner 2020), Infizierte: 74 (Stand: 19.10. 6.31 Uhr)
- St. Koloman: 1.769 (1. Jänner 2020), Infizierte: 28 (Stand: 19.10. 6.31 Uhr)
„Wenig“ Infizierte im Vergleich zu Einwohnern
Oft hat uns die Frage erreicht, ob die Covid-19-Infektionen verglichen mit den Einwohnerzahlen die Maßnahmen in den Gemeinden rechtfertigen würden. „Diese Rechnung ist ganz einfach falsch, der Sachverhalt nicht so einfach erklärt“, entgegnet Christian Pucher, Sprecher von LH Wilfried Haslauer (ÖVP) auf SALZBURG24-Anfrage. „Von den 67 Fällen in Annaberg (Stand vom 19.10., Anm.) kamen 56 in den letzten sieben Tagen dazu. Das entspricht einer Inzidenz von 2.512“. Dem Land Salzburg sei daher nichts anderes übrig geblieben, als Annaberg mit Ausreisekontrollen zu belegen, um die Corona-Infektionen nicht auf andere Gemeinden zu übertragen.
‼ Ab Mittwoch gelten in Annaberg-Lungötz Ausfahrtsbeschränkungen. ERGÄNZUNG: Auch für Adnet gelten ab Mittwoch...
Gepostet von Land Salzburg am Montag, 18. Oktober 2021
Infektionszahlen oder Bettenbelegung entscheidend?
Wie viele S24-User, so fragt sich auch Annaberg-Bürgermeister Martin Promok (SPÖ), warum aufgrund der Infektionszahlen entschieden wurde. „Sebastian Kurz hat im Sommer gesagt, wir hätten die Lage im Griff. Aber das hat nur zwei Wochen gehalten“, spricht Promok im S24-Gespräch den verlautbarten Paradigmen-Wechsel in der Beurteilung der Corona-Maßnahmen an. Damals hieß es, dass man sich nicht mehr an den Neuinfektionen, sondern an der Spitalsauslastung bzw. der Impfrate orientieren wolle.
„Wir würden uns strafbar machen“
All diese Zahlen habe auch die Salzburger Landesregierung im Blick. „Aktuell haben wir 50 Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen und zehn auf Intensivstationen (Stand: 18.10., Anm.)“, entgegnet Haslauer-Sprecher Pucher. „Ab 13 Intensivpatienten wären wir bereits in Stufe zwei. Was die Bettenbelegung betrifft, haben wir einen Inzidenz-Erlass des Gesundheitsministers. Dieser ist bindend, daher würden wir uns strafbar machen, ihn nicht einzuhalten“.
Ausreisekontrollen nur in Corona-Hotspots
Die Landesregierung nehme sich allerdings das Recht heraus, nur gewisse Corona-Hotspots mit Ausreisebeschränkungen zu belegen, anstatt ganze Bezirke abzuriegeln. „Die Strategie ist es, so kleinräumig wie möglich abzuriegeln. Deshalb ist Rußbach (sieben Infektionen, Anm.) nicht betroffen“. Ins selbe Horn stieß auch LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) in einer Aussendung am Montag. „Die hohen Inzidenzen wirken sich auf das gesamte Bundesland aus. Aufgrund der hohen Zahlen an Ansteckungen sowie der Impfrate, die unter dem Landesschnitt liegt, haben wir uns in Absprache mit den Gesundheitsbehörden für Ausreisebeschränkungen entschieden, um die Infektionsketten effektiv zu unterbrechen".
Annaberg lebt mit Entscheidung
„Die Stimmung war schon mal besser“, weiß Promok, der viel in die Adneter Bevölkerung reinhöre und glaubt, dass die Zahlen auch ohne den Maßnahmen runtergegangen wären, da jeder aufpasse und jene, die sich kränklich fühlen, sich auch testen würden. „Aber die Experten haben so entschieden“, nimmt Promok die Tatsachen an. Wichtig sei dem Tennengauer die „Spaltung der Gesellschaft zu unterbrechen“.
Politik muss unbeliebten Weg gehen
Dass solche Entscheidungen, wie Ausreisekontrollen, nicht sonderlich populär sind, ist auch Pucher klar. „Ich verstehe den Ärger. Aber wir können nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Auch wenn dieser unbeliebt ist“, so der Sprecher des Landeshauptmannes. „Es ist auch für die Politik nicht lustig“. Als Angebot habe man in den drei betroffenen Tennengauer Gemeinden Test- und Impfstationen errichtet.
Adnet reagiert „gefasst“
Keinen großen Aufschrei gab es laut Adnets Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP) aufgrund der Ausreisekontrollen in seiner Gemeinde. „Wir haben gefasst reagiert, es gab keine Proteste“, so der Ortschef gegenüber S24. „Heute haben sich schon 300 Leute bei der Teststraße angemeldet“. Einige Bedenken hätte es wegen den größeren Firmen gegeben. Die seien aber auch bereinigt worden. Veranstaltungen sind bis Anfang November abgesagt. Sogar die Freiwillige Feuerwehr pausiert in dieser Zeit die Übungen. „Wir halten jetzt den Ball flach und leisten unseren Beitrag, bis sich die Zahlen wieder bessern“, bleibt Auer optimistisch.
‼⚠ Ab kommenden Montag gelten in St. Koloman Ausfahrtsbeschränkungen. Die wichtigsten Eckpunkte: ▶ Vorerst von 18....
Gepostet von Land Salzburg am Freitag, 15. Oktober 2021
Herbert Walkner (ÖVP), Bürgermeister von St. Koloman stand Dienstagvormittag für ein Statement noch nicht zur Verfügung.
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Starte die Diskussion.