Bei den zwei Kindern mit österreichischer Staatsbürgerschaft, die Anfang Juni aus einem kurdischen Anhaltelager in Syrien nach Österreich geholt wurden, handelt es sich zudem nicht um jene der 2014 nach Syrien gereisten Salzburgerin Maria G. Die Kinder seien vermutlich von einem in Syrien verstorbenen österreichischen Vater und einer Nicht-Österreicherin, berichtete das Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch. Die Mutter dürfte der Trennung zugestimmt haben.
Die Anwältin der Familie von Maria G., Doris Hawelka, forderte eine Rückholung ihrer Mandantin: "Maria wird nachvollziehbarerweise immer verzweifelter, weil sie vor Ort mitbekommt, dass nahezu alle EU-Staaten ihre Staatsbürger zurückholen. Die jetzige Rückholung zeigt, dass es möglich ist." Im Jahr 2019 holte Österreich zwei Kinder der mutmaßlich verstorbenen Wiener IS-Anhängerin Sabina S. zurück. Das Sorgerecht wurde den Großeltern übertragen.
Eltern wollen Tennengauerin heimholen
Ebenfalls 2019 wurde per DNA-Test die österreichische Staatsbürgerschaft der Kinder von Maria G. bestätigt. Sie konvertierte als 17-Jährige zum Islam und schloss sich ein halbes Jahr später dem "Islamischen Staat" (IS) an. Ihre Eltern bemühten sich um ihre Rückholung, doch das Außenministerium sprach von sehr eingeschränkten Möglichkeiten in der Region.
Das Außenministerium gab die Rückholung der zwei Kinder am Dienstag bekannt. Die beiden seien sofort mit ihren Angehörigen in Österreich vereint worden, teilte eine Sprecherin mit. Das Außenministerium schätzt die Anzahl österreichischer Staatsbürger und Staatsbürgerinnen in syrischen Anhaltelagern auf etwa zehn. Jede Rückholung unterliege einer Einzelfallprüfung. Es gehe einerseits um die Schutzwürdigkeit und andererseits um die Einschätzung einer möglichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
Angespannte Lage in Nordostsyrien
Zuletzt hatte Frankreich 35 französische Kinder aus Lagern im Nordosten Syriens aufgenommen. Auch 16 Mütter wurden zurück nach Frankreich gebracht, wie das französische Außenministerium am Dienstag mitteilte. Die Kinder würden nun von Sozialdiensten betreut.
Ein weiterer Aspekt, der die angespannte Lage in Nordostsyrien zuspitzen könnte, ist die Drohung der Türkei, eine Invasion in die Kurdengebiete durchzuführen. In einem Interview mit Ö1 warnte der Nahostexperte Thomas Schmidinger vor den Folgen eines türkischen Angriffs. "Natürlich ist dann keine geordnete Rückführung möglich (...). Bei solchen Kampfhandlungen könnten auch Kinder ums Leben kommen."
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