Einen Tag nach dem Unfall, bei dem eine Tierpflegerin (33) von Nashorn "Yeti" angegriffen und dabei tödlich verletzt wurde, sitzt der Schock im Salzburger Zoo noch immer tief. "Der Tag gestern ist für uns alle wie in Trance verlaufen", sagte Zoo-Chefin Sabine Grebner bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag in Anif (Flachgau). Erst am Freitag soll der Tiergarten Hellbrunn wieder öffnen.
Nashörner im Salzburger Zoo irritiert
Das Nashornhaus bleibt allerdings auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Nashörner seien in der Außenanlage zu sehen. "Die Tiere sind nach dem gestrigen Tag natürlich irritiert, wir haben aber Pfleger gefunden, die sich auch um Yeti kümmern." Der Zoo zählt insgesamt 24 Tierpfleger:innen, wobei rund zehn davon für den Afrika-Bereich und damit auch für die Nashörner zuständig seien, so Grebner auf S24-Nachfrage.
Bislang hätten sich alle Tierpfleger:innen dafür ausgesprochen, beim Zoo zu bleiben und mit ihrer Arbeit weiterzumachen. „Das ist nicht selbstverständlich nach so einem schrecklichen Ereignis. Wir sind hier wie eine große Familie und es bestehen enge Freundschaften unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Heute, vor der Pressekonferenz, habe es noch ein gemeinsames Frühstück gegeben und auch das Kriseninterventionsteam betreut uns noch weiter“, sagt Grebner.
Wie kam es zum tödlichen Unfall?
Zur Ursache des Unfalls und warum die Nashornkuh „Yeti“ die Tierpflegerin angegriffen habe, könne man noch immer nichts sagen, meint Grebner. Klar sei nur, dass die Pflegerin immer sehr auf Sicherheit bedacht gewesen sei. Bei der Arbeit im Zoo und im Umgang mit Wildtieren bleibe immer ein Restrisiko über. Nashörner seien zwar Dickhäuter, aber sehen schlecht und seien sehr sensible Tiere. "Es gibt keine Kamera im Innenbereich, wo der Unfall passiert ist. Wir wissen nicht, was passiert ist und vielleicht werden wir es auch nie wissen", so Grebner.
Wie bereits bekannt war, war die 33-Jährige gerade dabei, die Nashorndame mit einem Insektenstift einzureiben – Routinearbeit, die täglich zwischen März und Oktober passiert. „Die Nashörner kennen das und drehen sich schon selbstständig um.“ Zwischen den Tierpflegenden und den Tieren sei immer ein Sicherheitsabstand, in diesem Fall ein Poller. „Der ist genau so breit, dass das Nashorn nicht durchkommt.“ Gefunden wurde die tote Tierpflegerin im Bereich des Nashorns, „was aber nicht bedeutet, dass sie ihren Sicherheitsbereich verlassen hat“, betont die Zoo-Chefin. So sei es durchaus auch möglich, dass die zierliche Frau durch das Horn des Tieres in den Bereich hineingerissen worden sei. Offen bleibt auch die Frage, um welche Art von Verletzungen es sich gehandelt hat – konkret, ob die 33-Jährige an stumpfen Verletzungen gestorben ist oder totgetrampelt wurde.
Über die Geschehnisse im Innenbereich des Nashornhauses kann auch der Ehemann der bei dem Unfall getöteten Pflegerin, nichts sagen. Der 34-Jährige wurde erfolgreich operiert und ist bei Bewusstsein. „Ihm geht es den Umständen entsprechend gut, er kann sich erinnern und weiß auch, dass seine Frau verstorben ist“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoos, Josef Schöchl, vor Journalist:innen.
Zoo Salzburg öffnet am Freitag
Der Zoo Salzburg bleibt heute und morgen geschlossen. „Wir öffnen am Freitag wieder“, sagt Sabine Grebner. „Wir brauchen diese Zeit“, sagt sie und meint damit sowohl die Mitarbeitenden, als auch die Angehörigen der Bayerin, die heute im Laufe des Tages den Unglücksort besuchen und sich von der 33-Jährigen verabschieden werden. Journalist:innen werden gebeten, vor weiteren Anfragen abzusehen.
Nashornkuh „Yeti“ – sie ist 30 Jahre alt, wurde in einem afrikanischen Tierreservat geboren und lebt seit 2009 in Salzburg – bleibt vorerst im Zoo. Solange man Tierpflegerinnen und Tierpfleger habe, die sich gut um sie kümmern, kann sie bleiben. Die Option, dass sie möglicherweise in Zukunft doch in einen anderen Tiergarten übersiedelt, wolle man sich aber offenlassen.
Im Afrikabereich wird eine Gedenkstätte für die getötete Pflegerin eingerichtet.