Wegen Salmonellen in einem Hühner-Kebab sollen in Österreich 27 Personen erkrankt, eine sogar an den Folgen verstorben sein. Diesen Vorfall hat die Bauernkammer nun zum Anlass genommen, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie zu fordern.
Was gegen eine Herkunftskennzeichnung spricht
Gegen diese Forderung spricht sich der Fachgruppenobmann der Sparte Gastronomie der Salzburger Wirtschaftskammer, Ernst Pühringer, aus. „Für viele Kolleg:innen wäre das ein unglaublicher bürokratischer Aufwand, das Speisekarte-Schreiben ein Horror“, argumentiert Pühringer im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstag. Sein Fazit daher: „Freiwillig ja, verpflichtend nein“.
Wieso eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie mit derart viel Bürokratie verbunden sei? Können Lieferant:innen beispielsweise größere Fleischbestellungen von Gastronom:innen nicht mit – wie sonst üblich – heimischen Produkten abdecken, würden diese auf Fleisch aus dem Ausland zurückgreifen. Das beziehende Gasthaus müsste infolgedessen bei jeder Bestellung die Speisekarte wieder umschreiben, weil sich in diesem Fall die Herkunftskennzeichnung geändert hätte. „Gerade für größere Betriebe könnte das eine Herausforderung sein“, betont Pühringer und verweist darauf, dass größere Fleischmengen schwieriger zu bekommen seien.
Ähnlich sieht die Causa der Gastronom und frühere NEOS-Abgeordnete Sepp Schellhorn. In seinem großen Betrieb in Salzburg bräuchte er jemanden im Büro, der jeden Tag schreibe, woher das Fleisch sei, sagte Schellhorn am Dienstag in dem Beitrag des Ö1-"Mittagjournals" des ORF-Radios. Österreich sei schlicht zu klein, um die Bedürfnisse der Gäste mit ausschließlich heimischen Produkten zu befriedigen, räumte Schellhorn ein. Wer möge, solle seine Produkte freiwillig kennzeichnen. Eine Verpflichtung für alle sei aber abzulehnen.
Neue Regelung in Kantinen kommt
Kommen wird in Österreich ab September indes eine Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung, wie etwa Kantinen. 2,2 Millionen Speisen pro Tag in Kantinen, etwa in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Schulen, und somit nahezu zwei Drittel der Außer-Haus-Verpflegung sind davon umfasst, so die Landwirtschaftskammer. Die Herkunft der Grundnahrungsmittel Milch, Fleisch und Eier in den Speisen ist anzugeben. In weiterer Folge ist eine solche Herkunftskennzeichnung auch bei verarbeiteten Lebensmitteln im Supermarkt vorgesehen.
Billigfleisch selbst erkennen
Pühringer selbst setzt in seinen Betrieben auf eine freiwillige Herkunftskennzeichnung. „Wir haben das AMA-Gütesiegel, beziehen nur österreichische Ware aus dem Umkreis“, erklärt der Wirtesprecher. Wie er etwaige Lieferengpässe handhabt? „Bei Standardgerichten ist das in der Regel kein Problem. Bei Tagesgerichten kann es sein, dass wir diese dann einfach nicht anbieten können.“

Mit Blick auf den Kebab-Skandal appelliert Pühringer auch an die Gäste. „Wird Fleisch zu niedrigen Preisen in Gaststätten angeboten, kann man davon ausgehen, dass man Billigfleisch konsumiert – das sollte mir schon der Hausverstand sagen.“
Kebab-Skandal ein Riesenschaden
Der Salmonellen-Vorfall sei ein Riesenschaden für die Lebensmittel-Industrie und Kebab-Betreibende, ist sich der Wirtesprecher bewusst. Eine Herkunftskennzeichnung hätte in dieser Causa aber nichts bewirkt, ist sich Pühringer sicher. „Vielleicht hätten ein paar weniger ein Kebab gegessen, wenn ausgewiesen worden wäre, dass das Fleisch aus Polen stammt“.
Fehler – so tragisch ihre Folgen auch sein können – können aber immer passieren, so Pühringer. „Gerade Salmonellen sind in der Gastronomie eine Herausforderung.“ Bei Geflügel gelte es besonders darauf zu achten, dass dieses durchgegart wurde. Für Gastronom:innen sei der Vorfall eine Mahnung, sorgsam mit Lebensmittel umzugehen und sicherzustellen, dass die Kühlkette eingehalten wurde. Egal, ob die Produkte später mit Herkunftskennzeichnung oder ohne auf der Speisekarte landen.
(Quelle: salzburg24)