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Vierbeiner unterm Christbaum

Warum ein Haustier kein Lückenbüßer ist

Hunde, Katzen und Co. im Lockdown gefragt

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In der Stadt Salzburg wurden heuer bis Ende November insgesamt 677 Hunde angemeldet.

Einen niedlichen Hundewelpen als weihnachtliche Überraschung unter dem Christbaum – vor dieser vermeintlich romantischen Vorstellung warnen eindringlich Tierschutzvereine und -Organisationen, genauso wie Tierheime. Denn etliche Vierbeiner sind nur Lückenbüßer und werden regelmäßig nach dem Weihnachtsfest wieder zurückgegeben oder sie landen auf der Straße.

Neumarkt am Wallersee, Salzburg, Seekirchen am Wallersee

Der Wunsch nach einem Haustier unter dem Christbaum ist jedes Jahr weit verbreitet. In Zeiten der sozialen Einschränkung scheint die Sehnsucht nach einem vierbeinigen Begleiter noch größer zu sein, bestätigt auch die Schnauzerl Tierzuflucht aus Neumarkt (Flachgau) auf SALZBURG24-Nachfrage: "Im Zuge des 1. Lockdowns sind tatsächlich ungeheuer viele Hunde vermittelt worden – die Nachfrage war mehr als doppelt so hoch als zu dieser Zeit üblich", erläutert Linda Ann Pieper.

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Zwei Hunde in der Schnauzerl Tierpension in Neumarkt am Wallersee.

In absoluten Zahlen macht sich das auch bemerkbar: In der Stadt Salzburg wurden heuer bis Ende November insgesamt 677 Hunde angemeldet. Im gesamten letzten Jahr waren es 681. Im Jahr 2018 waren es übrigens 716 – Höchstwert. Aktuelle Zahlen für das ganze Land lagen bis dato nicht vor.

Tiere sind keine Spielsachen

Mittlerweile – im zweiten Lockdown – seien die Zahlen wieder etwas rückläufig. Aber woher kommt die plötzliche Nachfrage nach Haustieren? "Tiere – insbesondere Hunde – sind für die Seele des Menschen wunderbar und helfen gegen alle möglichen Arten von Depressionen", führt Pieper aus. Viktoria Rehrl vom Tierschutzverein Theo in Seekirchen (Flachgau) hat festgestellt, "dass aktuell vermehrt alleinstehende Ältere einen Hund haben wollen." Die große Gefahr sei dabei, dass die Vierbeiner als "Lückenbüßer" degradiert werden. "Ein Hund ist jedoch kein vorübergehendes Spielzeug", erklärt sie gegenüber S24.

Mehr Anfragen für Haustiere

Ähnliche Erfahrungen hat man auch bei der Pfotenhilfe in Lochen (OÖ) gemacht, wo aktuell rund 600 Tiere untergebracht sind: "Die Anfragen sind im Frühjahr um etwa 30 Prozent gestiegen", schildert Jürgen Stadler gegenüber S24 und ergänzt, "wir durften aber als Dienstleister gar nicht öffnen." Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Nachfrage etwas erhöht, wenn auch niedriger als im Frühling. "Wir beraten am Telefon und schauen uns die Bewerber ganz genau an – damit haben wir bisher sehr positive Erfahrungen gemacht." Denn nur weil einige der Interessenten "jetzt gerade viel Zeit hätten", sei das längst kein triftiger Grund, sich ein Haustier zuzulegen.

Wenn Vierbeiner überflüssig werden

"Tiere dürfen keinesfalls als Krisenhilfe missbraucht und danach wieder 'entsorgt‘ werden", sagt Stadler. "Wir haben ihnen erklärt, dass das sehr kurzsichtig und keinesfalls nachhaltig gedacht ist." Die Befürchtung: Nach Ende des Lockdowns würden einige Tierhalter das Interesse verlieren und der tierische Begleiter wird entweder zurückgegeben oder landet auf der Straße. Jedes Jahr berichten Tierheime von Kapazitäts- und Personalproblemen wegen der großen Zahl an Tieren, die vor dem Urlaub abgegeben werden. Das Aussetzen von Tieren fällt im Strafgesetzbuch unter Tierquälerei und wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren Haft geahndet.

 

"Wenn eine Familie ein neues Familienmitglied aufnehmen will, muss das eine wohlüberlegte Entscheidung aller Betroffenen sein", mahnt Stadler. "Ein Tier aufzunehmen bedeutet viele Jahre vollste Verantwortung und sämtliche notwendigen Kosten für ein Familienmitglied zu übernehmen." Wer das nicht wolle, dem empfiehlt die Pfotenhilfe, sich besser für ein Stofftier zu entscheiden. Auch Linda Ann Pieper von der Schnauzerl Tierpension rät: "Interessierte sollen sich das gut überlegen, weil sie mit der Übernahme eines Vierbeiners eine hunde-lebenslange Bindung eingehen."

Checkliste vor dem Haustier-Kauf

Tragische Tier-Schicksale sind Viktoria Rehrl vom Tierschutzverein Theo ebenso nicht unbekannt. Auch sie berichtet von Kurzschluss-Käufen, unüberlegten Internet-Bestellungen und illegalem Welpenhandel auf einsamen Parkplätzen. Ihr Rat: Bereits im Vorfeld genau informieren – und viel Zeit und Geduld einplanen. "Vor der Anschaffung eines Haustiers muss man sich etwa überlegen, ob es zur Familiensituation und zum Lebensstil passt und ob die Kosten für den Tierarzt, das Futter und die Pflege langfristig aufgebracht werden können." Bei Hunden müsse man sich zudem die Frage stellen, ob die Rasse zu einem passt, "denn jede Hunderasse bringt auch andere Eigenschaften mit sich."

Wer sich nach reiflicher Überlegung für die Anschaffung eines Haustiers entschieden hat, sollte sich zunächst in einem Tierheim umschauen. Denn dort warten unzählige Vierbeiner sehnsüchtig auf ein neues Zuhause.

(Quelle: SALZBURG24)

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