Existenzängste abbauen, Armut abschaffen, Ungleichheit verringern und Lebensfreude steigern – diese Hoffnungen setzen die Initiator:innen des Volksbegehrens in die monatlichen Zahlungen. Die Vorteile für einzelne Personen liegen auf der Hand. Aber auch gesellschaftlich könne ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) vieles verbessern, erklärt Georg Sorst, Mit-Koordinator des Volksbegehrens „Bedingungsloses Grundeinkommen umsetzen!“ und Mitglied bei „Runder Tisch Grundeinkommen Salzburg“ heute im Gespräch mit SALZBURG24.
Systemrelevant und schlecht bezahlt
Niedrige Löhne und prekäre Arbeitsbedingungen einerseits, ein enormer Nutzen für die Gesellschaft andererseits – spätestens die Corona-Pandemie hat die Diskussion um gerechte Entlohnung systemrelevanter Berufe entfacht. „Mit 1.300 Euro mehr im Monat könnte sich ein Job in Pflege oder Handel für viele wieder auszahlen. Davon würden Gesundheitssystem und Infrastruktur und somit wir alle profitieren“, betont Sorst.
Arbeit als Selbstverwirklichung
„Arbeit ist mehr als Geld“, erklärt der Experte. Ohne die finanzielle Notwendigkeit, Arbeiten zu gehen, würde sich die Einstellung zum Arbeitsleben grundlegend verändern. „Ein Beruf wäre mehr ein Instrument zur Selbstverwirklichung, als die bloße Möglichkeit, sich sein Leben zu leisten.“ Aus Studien wisse man zudem, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen die Menschen nicht vom Arbeiten abhalte. „Die meisten sind ihren Beruf weiterhin ganz normal nachgegangen, gaben aber bei Befragungen an, zufriedener mit ihrer Arbeit zu sein“, so Sorst.
Generell müsse Arbeit einer Neubewertung unterzogen werden. „Tätigkeiten, die für eine funktionierende Gesellschaft notwendig sind, müssten zwangsläufig attraktiver gestaltet und besser entlohnt werden.“ Berufe, die aktuell kein hohes Ansehen genießen, würden somit durch ihren Wert für die Gesellschaft angesehener werden, meint der Experte.
Grundeinkommen fördert Innovation
Auch das Verhältnis zu unbezahlter Arbeit würde sich laut dem Mit-Koordinator des Volksbegehrens verändern. „Es wäre einfacher, sich Zeit für Weiterbildung, Kindererziehung oder Freiwilligenarbeit zu nehmen, weil damit kein gänzlicher oder teilweiser Einkommensverlust mehr einherginge.“ Durch den finanziellen Spielraum würde ebenso der Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert. „Das würde Innovation und Unternehmergeist fördern und wäre somit auch ein großes Plus für die Wirtschaft“, so Sorst.
"Luft nach oben" bei Besteuerung
Aber wie soll das alles finanziert werden? „Es gibt zur Finanzierung des bedingungslosen Grundeinkommens mehrere Modelle, die bereits durchgerechnet wurden.“ Zum einen wäre eine Umverteilung der Steuern denkbar. „Gerade bei der Besteuerung reicher Menschen ist noch Luft nach oben. Durch eine Vermögens- oder Erbschaftssteuer wäre schon ein großer Teil der monatlichen Zahlungen abgedeckt“, so der Koordinator des Volksbegehrens.
Außerdem könne durch das vereinfachte Grundeinkommen in der Verwaltung enorm eingespart werden. „Der Anspruch auf Pensionen, Beihilfen oder Mindestsicherung muss ständig überprüft und angepasst werden. Das kostet viel Geld und auch viele Ressourcen.“
Viele Fragen zu bedingungslosem Grundeinkommen
Zur genauen Umsetzung des bedingungslosen Grundeinkommens gäbe es jedoch noch viele offene Fragen. „Bisher wissen wir nur aus zeitlich begrenzten Studien, wie die Bevölkerung auf ein BGE reagiert. Wie es dann langfristig aussieht, ist letztlich nicht vorhersehbar“, gibt Sorst zu bedenken. „Die essenzielle Frage ist nicht, was die Menschen mit Geld machen, sondern was Geld mit Menschen macht.“
Volksbegehren zieht in Parlament ein
Dass die Behandlung des Volksbegehrens im Parlament jetzt zu einer Umsetzung des bedingungslosen Grundeinkommens führt, bezweifelt Sorst. Ziel des Begehrens sei es vor allem gewesen, das Thema ins Bewusstsein zu rücken und die Österreicher:innen dazu anzuregen, sich eine Meinung zu bilden. „Ich bin mir sicher, dass es früher oder später eingeführt wird, da die Vorteile für Gesellschaft und auch die heimische Wirtschaft belegbar sind“, betont Sorst abschließend.
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