Ist euch das aufgefallen? Das Wetter war in den letzten Tagen sehr wechselhaft, auf die Prognose konnte man sich nur bedingt verlassen. Für den Dienstag war in Salzburg etwa Regen für den Vormittag prognostiziert, am Nachmittag sollte es sonnig sein. Zumindest in der Stadt Salzburg ist der Regen dann weitgehend ausgeblieben. Trotzdem ist der Wetterbericht für die Salzburger von großem Interesse. Tagtäglich verzeichnet Google dafür zahlreiche Anfragen. Untenstehend findet ihr als Beispiel das Interesse für die Suchanfrage "Wettervorhersage" für den Dienstag:
Modelle berechnen Prognose
Für eine Prognose ziehen Experten viele Daten zu Rate. Mithilfe von Berechnungsmodellen werden dann verschiedene Szenarien für die Entwicklung des Wetters aufgestellt, die wahrscheinlichste schafft es in die Prognose. Die Informationen dafür kommen von Wetterstationen, Wetterballonen mit Sonden und Flugzeugen. Letztere bleiben im Moment eher auf dem Boden.
Wie viel weniger #Flugverkehr über Wien derzeit ist zeigt die Webseite https://t.co/aIiHXKEJbo (jeweils der letzte Montag im Mai) #VIE #Flugspuren pic.twitter.com/GQGxEJs2KC
— Dominik ???????? (@D_O_S_Ti) May 25, 2020
Flugzeuge liefern Wetterdaten
„Wir bekommen Informationen von den Flugzeugen. Das betrifft Temperatur oder auch Schichtung der Atmosphäre. Diese Daten fließen in die Modellrechnungen mit ein“, erklärt Christian Ortner, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Salzburg.
Diese Informationen würden in den Modellen zur Berechnung der Wetterprognose nun fehlen, schildert Ortner gegenüber SALZBURG24. Es ist allerdings noch unklar, wie stark sich das auswirken kann. Fachleute nehmen aber an, dass die Modelle ungenauer werden, je weniger Daten sie bekommen. „Das ist ein ganz neues Thema, das lernt man nicht auf der Uni. Man hat generell angenommen, dass immer viele Flugzeuge unterwegs sein werden“, erläutert er.
Ortner: "Über Salzburg haben wir ja keine Wetterstationen"
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht aktuell davon aus, dass die Prognosen ohne die Flugzeugdaten um etwa 15 Prozent ungenauer sind. Ortner betont, dass das Fehlen der Daten ausgeglichen werden kann – zumindest in Österreich bzw. Salzburg. Die Lücken wirken sich in manchen Regionen der Welt dramatischer aus, als hier.
Das liegt daran, dass Österreich in der Regel viel von Flugzeugen überflogen wird. Die Informationen, die in so großer Höhe gesammelt werden, sind für die Prognose aber nicht so relevant wie jene, die etwa beim Starten und Landen aufgezeichnet werden. „1.000 bis 2.000 Meter über dem Grund, so auf Gipfelniveau der Berge, wären Daten schon lässig. In der freien Atmosphäre genau über Salzburg haben wir ja keine Wetterstationen.“ Auch, weil die Wetterballone an ausgewählten Punkten in Wien, Linz, Innsbruck oder München starten – aber eben nicht in Salzburg.
Flugzeugdaten bei Gewitterlagen wichtig
Wichtig werden die von Flugzeugen gesammelten Informationen etwa für die Vorhersage von Unwettern. „Bei Gewitterlagen wüsste ich gerne, wie die Luftfeuchtigkeit vom Boden bis in 3.000 Metern Höhe ist. Daran sieht man, wie labil die Lage ist“, gibt Ortner ein Beispiel.
Für die tägliche Prognose reichen die jetzigen Daten aus. Ortner kann sich aber vorstellen, dass bei bestimmten Wetterlagen die fehlenden Informationen eine „gewisse Unschärfe hineinbringen.“ Etwa bei der Warnung vor Gewittern. Um die Auswirkungen genauer zu bestimmen, fehle aber derzeit schlichtweg noch die Erfahrung.
„Jetzt ist man damit konfrontiert, dass ein Haufen Daten weg sind, das ist für alle neu. Da sollte man die Chance nutzen und lernen, wie sich das entwickelt, wenn weniger Daten zur Verfügung stehen“, resümiert der Meteorologe.
Kommentare