Zivilcourage bedeutet, gegen Situationen oder Zustände aufzutreten, die man als ungerecht empfindet, erklärt Hans Holzinger von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg auf S24-Anfrage. Dabei gibt es unterschiedliche Formen der Zivilcourage. Einmal jene im Alltag, wenn Menschen etwa öffentlich diskriminiert werden. Außerdem jene des passiven Widerstands, dafür sei Mahatma Gandhi ein gutes Beispiel oder auch Aktivisten, die sich an Bäume ketten, um deren Rodung zu verhindern. Als aktuelles Beispiel nennt Holzinger etwa die „FridaysForFuture“-Demonstrationen.
Eingreifen: Fokus auf Opfer richten
Doch wie greift man am besten ein? Barbara Wick ist Mitarbeiterin des Salzburger Friedensbüros. Sie leitet und organisiert Workshops zum Thema Zivilcourage für Menschen jedes Alters. „Wir verstehen darunter das Eingreifen zugunsten anderer“, sagt sie im Gespräch mit SALZBURG24.
Das sei oft in unvorhergesehenen Situationen notwendig. „Da bemerken viele dann: Ich möchte mich einsetzen, ich möchte etwas dagegen tun“, weiß Wick. Das Werkzeug für diese Fälle kann man in den Workshops erlernen. Ein Tipp der Expertin: „Den Fokus sollte man immer auf die Betroffenen setzen, nicht auf den Täter. Es geht darum, jemanden aus einer unguten Situation herauszuholen.“
Das Interesse an den Schulungen sei groß, nach den Trainings sei die Ermutigung im Raum deutlich spürbar. Wick betont, dass beim Eingreifen die eigene Sicherheit immer an oberster Stelle stehen muss. „Es geht nicht darum, den Helden zu spielen oder die Täter zur Rede zu stellen.“
Polizei auf Zivilcourage angewiesen
Das bekräftigt auch Polizeisprecher Michael Rausch gegenüber S24. „Die Eigengefährdung sollte immer so gering wie möglich gehalten werden.“ Die Polizei begrüßt Zivilcourage, sie zählt auf die Hinweise aus der Bevölkerung und ist auch darauf angewiesen. „Dabei geht es nicht so sehr ums Einschreiten, sondern um Eindrücke und Wahrnehmungen und die Information der Polizei.“
Generell rät die Polizei davon ab, selbst aktiv einzuschreiten. „Zivilcourage ist auch von der individuellen Person abhängig: Manche trauen sich mehr zu, andere weniger.“ In prekären Situationen solle man nicht weg- sondern hinschauen und dann die Polizei informieren, unterstreicht Rausch.
Feuerwehr erlebt Engagement positiv
Das System Feuerwehr würde ohne Zivilcourage wohl nicht funktionieren, erläutert Leopold Winter, Landesfeuerwehrkommandant in Salzburg: „Wenn man Mitglied einer Feuerwehr ist, braucht man ganz klar Zivilcourage.“ Das Engagement der Zivilbevölkerung erleben die Florianis einerseits positiv, wenn sie zu einem Einsatz kommen und Zeuginnen und Zeugen die meiste Arbeit schon erledigt haben: Personen aus Autos befreien, einen Baum von der Straße räumen oder selbst zum Feuerlöscher greifen. Auf der anderen Seite steht aber das Problem mit Schaulustigen, die zwar den Notruf wählen, dann jedoch die Arbeit der Helfer behindern.
"Die Salzburger helfen"
Im Fall von medizinischen Notfällen rät das Rote Kreuz sehr wohl dazu, selbst einzugreifen. Helmut Steinkogler, Leiter des Rettungsdienstes in Salzburg, sagt: „Man kann bei Erster Hilfe nichts falsch machen, da braucht man keine Angst davor haben.“
Beim Roten Kreuz erlebt man die Zivilcourage der Menschen als sehr positiv. „Die Leute wollen anpacken und sind engagiert. Auch vor den Rettungskräften haben sie Respekt.“ Für die Arbeit des Roten Kreuzes sei dieses Engagement sehr wertvoll. Durch die Helfer hätte man jemanden, der einen vor Ort einweist, die Retter können sich dadurch besser auf jene konzentrieren, die Hilfe brauchen. „Die Salzburger helfen und das ist ganz wichtig“, lobt Steinkogler.
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