Die Ermittlungen nach dem Absturz des Airbus320 in den französischen Alpen mit 150 Toten, darunter 75 Deutsche, laufen auf Hochtouren. Fast stündlich gibt es neue Informationen. Diese richtig zu interpretieren, scheint auch den Ermittlern nicht immer leicht zu fallen. Indes hat übrigens die US-Bundespolizei FBI den europäischen Behörden Hilfe bei Ermittlungen angeboten. Ein Terroranschlag wird ausgeschlossen. Hier die bislang bekannten Fakten im Überblick.
Notruf wurde abgesetzt
Der Airbus320 mit der Flugnummer 4U 9529 war am Dienstag mit 142 Passagieren, zwei Piloten und vier Crew-Mitgliedern von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs. Über den französischen Alpen verlor das Flugzeug dann dramatisch an Höhe und stürzte im Berggebiet ab. Die Maschine verschwand um 9.39 Uhr vom Radar, kurz zuvor wurde ein Notruf abgesetzt.
Maschine sank schnell
Wie die Daten von Flightradar zeigen, ist die Maschine sehr schnell gesunken: Bei gleichbleibender Geschwindigkeit von rund 400 Knoten sank der Airbus in acht Minuten von 38.000 Fuß Höhe auf weniger als 10.000 Fuß.
Maschine zerschellte
Der Absturzort liegt im Département Alpes-de-Haute-Provence. Trümmer des Flugzeuges wurden in den südlichen Alpen in der Region von Barcelonnette entdeckt. Das Wrack wurde nach Angaben der Luftfahrtbehörde in Paris von einem Militärhubschrauber in der Nähe des Ortes Prads-Haute-Bléone gefunden.
Survol de la zone du crash du vol 4U9525 de la... by Ministere_interieur
Drei Kampfjets in der Region zu sehen
Wie der Bürgermeister der nahegelegenen Gemeinde Meolans Revel, Thierry Brown, zu einer AFP-Reporterin sagte, seien zum Zeitpunkt des Absturzes drei Mirage-Kampfjets beobachtet worden. Diese seien mindesten drei Mal vorbeigeflogen, sagte der Bürgermeister. „Wir sind es gewohnt, täglich einen zu sehen, aber nie so viele gleichzeitig“, so Brown. Mirage-Kampfjets werden in Frankreich gebaut und von der französischen Luftwaffe geflogen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Kampfjets und dem Absturz des Airbus320 gibt, ist noch unklar. AFP berichtete diese Zeugenaussage.
Kapitän verließ Cockpit
Laut der Staatsanwaltschaft in Marseille, geht aus den Aufzeichnungen des geborgenen Stimmrekorders hervor, dass der Kapitän das Cockpit verließ, um – wie vermutet wird – auf die Toilette zu gehen. Daraufhin übernahm der Co-Pilot Andreas L. (27) das Kommando. Dieser dürfte daraufhin die Tür zum Cockpit verschlossen und aktiv den Sinkflug eingeleitet haben. Ein automatisches Manöver ist ausgeschlossen. Bis zum Absturz ist schweres Atmen des Co-Piloten zu hören. Nachdem Versuche der Flugsicherung Kontakt zu Andreas L. aufzunehmen erfolglos blieben, wurde der Notfallalarm für das Flugzeug ausgelöst.
Wie die "Welt" mit Verweis auf die französische Transportministerin Ségolène Royal berichtet, ist kurz vor dem Absturz ein Kampfjet der französischen Luftwaffe zum Airbus A320 aufgestiegen. Es sei üblich, im Falle eines Notfallalarms einen Kampfjet loszuschicken. In dieser Meldung ist aber nur von einem – und nicht wie der Bürgermeister berichtete – von drei Kampfjets die Rede.
Anwohner hörten „lauten Knall“
Laut "Bild" hörten weitere Zeugen einen „lauten Knall“. Das Flugzeug sei „tiefer geflogen als sonst üblich“, es sei aber „kein Rauch“ zu sehen gewesen, wird eine Anwohnerin von der Tageszeitung „Le Parisienne“ zitiert.
Vor kurzem ähnlicher Vorfall
Auffällig am Absturz von 4U 9525 ist, dass sich die Maschine offenbar im kontrollierten Sinkflug befand, bevor sie verunglückte. Vor wenigen Tagen hatte es bereits einen ähnlichen Fall gegeben, der jedoch glimpflich endete, berichte der „Spiegel“. Ein Lufthansa-Airbus war demnach mit 109 Passagieren an Bord auf dem Weg von Bilbao nach München, als die Maschine aus unerklärlichen Gründen in den Sinkflug ging und an Höhe verlor. Die Crew konnte den Airbus nur mit Mühe und Not wieder unter Kontrolle bringen, in dem sie den Bordcomputer ausschalteten, so Bild. Als Grund für den Zwischenfall wurden vereiste Sensoren angegeben.
Parallelen zu Crash von EgyptAir-Maschine 1999
Der Absturz eines Germanwing-Airbus ist nicht der erste Crash, der möglicherweise absichtlich von einem Piloten ausgelöst worden ist. Amerikanische Ermittler sind davon überzeugt, dass der Absturz einer EygptAir-Maschine Ende Oktober 1999 vor der US-Ostküste auf einen Selbstmord des Ko-Piloten zurückging. Weil sich keine technischen Ursachen für das Unglück finden ließen, hatten US-Behörden und andere Experten schon früh die Vermutung geäußert, der Ko-Pilot habe die Maschine absichtlich abstürzen lassen. Dies war von EgyptAir stets bestritten worden.
Zweite Flugschreiber noch verschollen
Der zweite Flugschreiber, der mehr Aufschluss über die Absturzursache bringen könnte, ist noch nicht gefunden. Bei Flugschreibern, oder auch Blackbox genannt, handelt es sich um zwei verschiedene Aufzeichnungsgeräte: Der Flugdatenschreiber speichert sämtliche technischen Daten der letzten 25 Stunden – von der Flughöhe über die Geschwindigkeit und den Kurs bis zur Triebwerksleistung. Der Stimmenrekorder zeichnet die Gespräche der Piloten und alle anderen Geräusche im Cockpit auf – in der Regel allerdings nur die letzte halbe Stunde, dann werden alte Daten gelöscht.
Fakten zu Flugdatenschreiber & Stimmrekorder: http://t.co/oLWgINOy3V http://t.co/B895pMBV94 #4U9525 pic.twitter.com/PcxYeev9Uc
— tagesschau (@tagesschau) 25. März 2015
Angehörige in Marseille
Angehörige der Opfer landeten am Donnerstag auf dem südfranzösischen Flughafen Marseille-Provence. Die rund 50 Angehörigen waren in der Früh von Düsseldorf aus gestartet, um in die Nähe des Absturzortes zu gelangen. Mit an Bord des Airbus A321 reiste auch ein Betreuer-Team aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen. Auch aus Barcelona wurde ein Flieger mit Angehörigen spanischer Opfer erwartet.
Nach Angaben des Marseiller Staatsanwalts sind auch die Angehörigen von Pilot und Kopilot an den Absturzort gereist. "Aber wir haben sie nicht mit den anderen Familien zusammengebracht."
Die Bergung und Identifizierung der Opfer wird mindestens noch zwei Wochen dauern.
(SALZBURG24)
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