Nun wollen Gewerbe und Handwerk mit einem 6-Punkte-Plan gegensteuern. So soll vor der Lehre die "Ausbildungsreife" stehen, sprich ein Nachweis über Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen. Weiters soll es einen verpflichtenden Talente-Check in der 7. und 8. Schulstufe geben. Und der "Meister" soll ein Titel wie ein akademischer Grad werden.
Staat soll Lehrlinge in Berufsschulzeit bezahlen
Neben Ausbildungsmaßnahmen forderte heute Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer, finanzielle Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung. Demnach soll die Lehrlingsentschädigung während der Berufsschulzeit vom Staat bezahlt werden. Und die Ausbildung zum Meister soll mit einem Stipendium ähnlich dem von Studierenden gefördert werden.
22.000 Euro kostet Lehrlingsausbildung
Rund 22.000 Euro jährlich koste die komplette Ausbildung eines Lehrlings dem Ausbildungsbetrieb, inklusive der Kosten für die Ausbildner in den Betrieben. Jeder zweite Lehrling wird in Gewerbe und Handwerk ausgebildet, so Scheichelbauer-Schuster am Montag vor Journalisten.
Dass die Lehre nicht die Anziehungskraft einer weiterführenden Ausbildung hat, führt Thomas Mayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft nur bedingt auf das negative Image der Lehre zurück. Vielmehr würde der Druck auf die Schulen, ihre Plätze zu füllen, zu einer Sogwirkung hin Richtung Schule statt Lehre führen.
Zahl der Lehrbetriebe sinkt seit 2008
Die Zahl der Lehrlinge schwankte in den vergangenen 20 Jahren zwischen 132.000 und 107.000, wobei dieser Tiefststand im Vorjahr erreicht wurde. Den höchsten Stand gab es 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite. Die Anzahl der Lehrbetriebe ist ebenfalls seit 2008 im Sinken - von 38.000 auf 28.000 im Vorjahr.
Zahlen, wie sich der Zuzug von jungen Flüchtlingen auf den Lehrstellenmarkt auswirkt, hat die Branche nicht. Aber die Erfahrung zeige, dass die Jugendlichen sehr interessiert und motiviert seien. Allerdings bräuchte es hier mehr Begleitung und Vorbereitungszeit. Zur besseren Integration in den Arbeitsmarkt arbeitet die Branche mit der "lobby.16" zusammen, einem privaten Unterstützungsverein für junge, unbegleitete Flüchtlinge.
(APA)
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