"Ich sehe den Blick in unsere jüngere Vergangenheit als Spiegel, um nach vorne zu schauen", so Ostermayer im Interview mit der APA. Einen Gegensatz zwischen Haus der Geschichte und Weltmuseum sieht er nicht, es seien im Gegenteil Synergien zu heben. Erste Gespräche über gemeinsame Ausstellungsaktivitäten hätten bereits stattgefunden. Einen "ganz starken Impuls, warum ich es für wichtig halte, dass wir ein Haus der Geschichte machen", nannte der Minister: "Wir sind die letzte Generation, die die Chance hat, Zeitzeugen kennenzulernen, die Krieg oder Nazi-Gräuel miterlebt haben. Mit fortschreitender Zeit werden diese Menschen weniger."
Das Haus der Geschichte ist bei den Aktivitäten seines Ministeriums ein neuer Schwerpunkt: "Wenn wir das bis 2018 schaffen wollen, steht uns in den nächsten Wochen ein ordentlicher Brocken Arbeit ins Haus." Demnächst sollen erste grobe Zahlen für Investitionen und Budgets vorliegen, die als Grundlage weiterer Berechnungen dienen.
Heftige Kritik gab es zuletzt, dass das im Kulturbudget durch Wegfall der Museumsquartier-Raten freiwerdende Budget fast zur Gänze den Bundestheatern zu Gute kommen soll. "Würde es so sein, dass nur die Bundestheater Geld bekommen und sonst gar niemand, würde ich die Kritik sehr gut verstehen. Das ist die Herausforderung für die demnächst zu Ende gehenden Budgetgespräche, die ich mir auch selber auferlegt habe. Ich hoffe, dass wir noch zu einem guten Ergebnis kommen." "Im Finale" sei man auch mit der Aufteilung der zusätzlichen 14 Bundestheater-Millionen auf die Bühnengesellschaften. Auch die Ausschreibung für die künftige Geschäftsführung der Bundestheater-Holding soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.
Die Leitung des Burgtheaters soll 2017 ausgeschrieben und ungefähr zur gleichen Zeit ("Ende 2016, Anfang 2017") muss auch die Direktion der Staatsoper ausgeschrieben werden. Mit Entscheidung des Leopold Museums für Hans-Peter Wipplinger als neuen museologischen Direktor zeigt sich der Minister sehr zufrieden. Dass der Bund nun personell über die Mehrheit im Stiftungsvorstand verfügt, werde sich nicht auswirken: "Ich sehe nicht den Bedarf, dass man dort groß Dinge verändern müsste." Die Frage der (Nicht-)Anwendbarkeit des Restitutionsgesetzes des Bundes "wird uns als Diskussion auch in Zukunft bleiben. Es gibt aber Dinge, wo ich mehr Handlungsbedarf gesehen habe."
Beim Urheberrecht habe er das Glück, einen "extrem konstruktiven Justizminister als Partner" zu haben, sagt Ostermayer. Beim Leistungsschutzrecht liege der Ball derzeit in Brüssel, "am Urhebervertragsrecht arbeiten wir weiter", und bei der Speichermedienabgabe sei es darum gegangen, "einen noch tragbaren Kompromiss" zu finden. "Es war allen klar, dass das keine Lösung ist, die für die nächsten 100 Jahre funktioniert, sondern ein erster Schritt, auf den weitere folgen werden." Bei den Plänen für eine künftige bessere Absetzbarkeit von Spenden für Kultureinrichtungen sei man "noch nicht ganz fertig".
Dass auch die Kulturpolitik mit der Flüchtlingsfrage vor neuen Herausforderungen steht, bei denen es darum geht, eingewanderte Menschen auch rasch über kulturelle Angeboten zu integrieren, sieht Ostermayer nicht ganz so dramatisch: "Ich sehe Kulturpolitik grundsätzlich so, dass wir darauf achten müssen, eine breitest mögliche Teilhabe an den Kultureinrichtungen sicherzustellen."
"Wir haben am Freitag eine Regierungsklausur, die auch das Thema Integration behandelt. Da geht es jetzt in erster Linie um die Fragen Bildung, Soziales, Arbeitsplätze, Wohnen. Wenn das alles funktioniert, werden Menschen auch stärker Interesse daran haben, an Kultur teilzunehmen", so der Minister, der glaubt, dass in der Frage ohnehin einiges passiere.
Filme wie "Risse im Beton" beschäftigten sich etwa inhaltlich mit der Thematik, sorgten aber auch dafür, dass neue Talente, die über Migrationshintergrund verfügten, die Kulturszene bereicherten. Zu guter Letzt seien aber auch Leitungspositionen in maßgeblichen Kulturinstitutionen nicht auf in Österreich geborene Menschen beschränkt, meint Ostermayer: "Auch Karin Bergmann ist keine Österreicherin und Anna Badora ebenfalls nicht."
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